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10 x Hightech für den Boden
von Martina Metzner | 06.01.2015
Was für ein Boden: Die neuen Bodenbeläge können durch Extra-Features dank neuster Technologien mehr als bisherige Bodenbeläge. Foto © Unilin

Er wärmt mich, ist immer zurückhaltend und leise, hält allem Stand und ist wirklich unkompliziert. Zudem macht er mich fit und gesund. Was für ein Typ! Beziehungsweise: Was für ein Boden! Die neuen Bodenbeläge sind so etwas wie der perfekte Partner: Durch Extra-Features dank neuster Technologien können sie deutlich mehr als bisherige Bodenbeläge. Sie bieten etwa naturnähere Oberflächen, ausgefallene und fotorealistische Dekore, lassen sich zu 100 Prozent wiederverwerten, sind besonders stabil und wasserfest, leicht zu reinigen und verbessern sogar die Luftqualität. Und bei all diesen Vorzügen sind die „Neuen“ leichter und effizienter zu verlegen. Auffällig ist, dass die Weiterentwicklungen, wie so oft, im Detail liegen. Doch gerade da ist Genauigkeit gefragt. Man denke nur an unschöne Schrumpf-Fugen bei Designböden – dagegen ist mittlerweile ein Kraut, pardon, ein Belag gewachsen.

Wir stellen zehn Neuheiten vor, die zur DOMOTEX 2015 als Innovations@DOMOTEX von der Experten-Jury unter Vorsitz des deutschen Designers Stefan Diez gekürt wurden – und die durch neuste Technologien den Boden zu einem zukunftsweisenden Alleskönner alias perfekten Partner machen.

Das artifizielle Astloch fühlen: Bei „Moduleo Impress“ von der International Vinyl Company (IVC) gibt die Oberflächenstruktur des Designs wieder. Foto © International Vinyl Company

Ganz schön natürlich: „Moduleo Impress“ von International Vinyl Company

Ob Designböden oder Laminat: Holz beziehungsweise Stein imitierende Bodenbeläge lassen sich vom Original auf den ersten Blick kaum noch voneinander unterscheiden. Ein Beispiel dafür ist der innovative Designboden „Moduleo Impress“ von der International Vinyl Company (IVC) mit Sitz im belgischen Avelgem. Der Clou hierbei ist, dass die Oberflächenstruktur das Design des darunterliegenden Digitaldrucks wiedergibt. So kann man etwa das artifizielle Astloch auch fühlen. „Moduleo Impress“ ist nur in der Kategorie „Wood“ erhältlich, in 22 Dekoren sowie in einem Format von 1320 Millimeter auf 190 Millimeter. Darüber hinaus bietet er die „Moduleo“-typischen Material-Charakteristiken wie die Verwendung von 40 Prozent recyceltem Grundmaterial, Wiederverwertbarkeit sowie der Einsatz von Doppel-Glasfaser im Vinyl, sodass über die Dauer keine Schrumpf- oder Weitungsprozesse stattfinden. „Moduleo Impress“ wird wie seine Geschwister in Avelgem produziert – wo drei Windräder für ein Drittel des Energieaufwandes der Fabrik aufkommen.

Die neue Qualität „Par-ky Rough Cut“ von Decospan bietet jetzt zusätzlich eine besonders grobe Maserung. Foto © Decospan

Echtholz und trotzdem preiswert: „Par-ky“ von Decospan

Der Natur nah präsentiert sich auch die Kollektion „Par-ky“ von Decospan aus Belgien. Weder ist „Par-ky“ Laminat noch Parkett vereint aber die Eigenschaften beider Bodenbeläge: ein niedriger Preis und Echtholzqualität. Durch einen Top-Layer aus 0,6 Millimeter Echtholz-Furnier, das die natürliche Struktur von Holz wiedergibt, sowie einer HDF- und Kork-Platte als Basis, ist „Par-ky“ ein Bodenbelag, der sich warm anfühlt und der besonders schallabsorbierend sowie trittfest ist. Die neue Qualität „Par-ky Rough Cut“ bietet jetzt zusätzlich eine besonders grobe Maserung. Das lässt den Bodenbelag ebenso abwechslungsreich wie Vollholzböden erscheinen. Die neue Oberflächenstruktur ist zunächst in den Varianten von „Par-ky Deluxe“ erhältlich, soll aber auch auf andere Kollektionen der Reihe ausgeweitet werden.

„Glossart“ von Falquon ist ein elektronenstrahlbehandelten, digital bedruckter Bodenbelag aus Acrylharzlack. Foto © Falquon

Acryllack-Boden perfekt bedruckt: „Glossart“ von Falquon

Durch die neuen Digitaldrucktechniken werden viele Produktwelten neu justiert, auch Bodenbeläge. Eine Firma, die sich diesem Thema besonders intensiv annimmt, ist Falquon aus dem nordostdeutschen Pritzwalk. Sie bietet einen neuen Acryllack-Boden auf HDF-Basis an, der durch ausgefallene, digital gedruckte und fotorealistische Dekore besticht. Zu den 15 Mustern gehören etwa Marmorierungs- wie auch Glasscherben-Effekte. Möglich sind bei „Glossart“ auch individuelle Dekore bis hin zu Fotos, die aufgedruckt werden können. Durch den elektronenstrahlbehandelten Acrylharzlack ist der Boden abrieb- und UV-beständig. „Glossart“ kommt in einer Stärke von 8 Millimetern und in zwei Formaten: Die 644 auf 310 Millimeter und 1295 auf 310 Millimeter großen Paneelen werden mit Klick-Verfahren verlegt.

„Neo by Classen“ schließt die Lücke zwischen Designboden und natürlichen Bodenbelägen durch einen neuartigen Bio-Komposit-Werkstoff. Foto © Classen Holzkontor

Reuse, recycle, relax: „Neo by Classen”

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für die Flooring-Branche: Zahlreiche Beläge werden mittlerweile aus recycelten Materialien gewonnen und lassen sich nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip wieder in den Verwertungskreislauf zurückführen. Der Laminat- und Designboden-Spezialist Classen Holzkontor bietet zu diesem Thema „Neo by Classen“ – und schließt damit die Lücke zwischen Designboden und natürlichen Bodenbelägen. Denn diese Innovation besteht zu 100 Prozent aus einem neuartigen Bio-Komposit-Werkstoff, der wiederum 50 Prozent mit Polymer ummantelten Holzfasern beinhaltet. Classen nennt dieses Material „Composite Solid Fibreboard“ (CSF). Damit kommt „Neo by Classen“ ohne PVC und Weichmacher aus. Durch die „Sealtec“-Beschichtung ist der Belag äußerst resistent gegen Nässe und UV-Bestrahlung. „Neo by Classen“ kommt in Holz- sowie Steindekoren, neben den bislang erhältlichen Formaten wird auf der DOMOTEX 2015 ein neues XXL-Format in der Größe 1800 auf 243 Millimeter präsentiert. „Neo by Classen“ ist zu 100 Prozent wiederverwertbar – was ihn zu einem besonders „grünen“ Produkt innerhalb des Classen-Portfolios ausmacht. Der Erfolg von "Neo by Classen" geht im Übrigen in die Zweite Runde und nennt sich "Neo 2.0 by Classen": Die Basis von NEO 2.0 by Classen bildet der neuentwickelte CERAMIN®-Werkstoff – ein natürliches, mineralstoffbasiertes Trägermaterial, das einen Designbodenbelag mit hoher Wohnraum-Ökologie ermöglicht.

Mit „Tisca Forte Extreme“ stellt Tisca Tiara einen besonders abriebfesten textilen Hartbodenbelag vor. Foto © Tisca Tiara

Bitte schön sauber: „Tisca Forte Extreme“ von Tisca Tiara

Auch wenn die buddhistischen Mönche mit Genuss fürs gute Karma kehren, Putzen und Reinigen ist eine Aufgabe, die es schnell zu erledigen gilt. Aber nicht nur der patenten modernen Hausfrau beziehungsweise dem Hausmann soll geholfen werden, gerade im öffentlichen Raum oder gewerblichen Flächen ist der Putzaufwand hoch – und da schafft Tisca Tiara Abhilfe. Mit „Tisca Forte Extreme“ stellt der Schweizer Hersteller die Steigerung seines bereits bewährten textilen Hartbodenbelags „Tisca Forte“ vor. Die besonders starken Eigenschaften wie Abrieb, Lichtechtheit, Sauberlauf und leichte Pflege werden durch die Pigmentfärbung des Polyamids und die Ummantelung durch ein High Density-Garn erzielt. 140 Uni-Farben, die auch mouliniert angeboten werden, sowie ein gepixeltes Muster machen aus „Tisca Forte Extreme“ einen Blickfang. Somit steht dem Einsatz in stark beanspruchten Räumen nichts mehr im Wege

Der belgische Anbieter Unilin verspricht mit seinem neuen „Quick Step Impressive“-Laminat absolute Wasserundurchlässigkeit – auch in den Fugen. Foto © Unilin

Absolut wasserdicht: „Quick Step Impressive“ von Unilin

Der belgische Anbieter Unilin verspricht mit seinem neuen „Quick Step Impressive“-Laminat – das es auch besonders stark und hart als „Ultra“-Variante gibt – absolute Wasserundurchlässigkeit – auch in den Fugen. Denn zusätzlich zur „Hydroseal“-Lackierung auf der Oberfläche, bietet dieses neue Laminat Fugen mit einem „Hydroseal“-Wasserstop, da die Kanten der Laminatpaneele in der Produktion ebenso behandelt werden wie das Top. Zudem sind die Fasenformen auf die 16 Designs der Linie abgestimmt – so kommen rustikale Versionen wie „Sandblasted Oak“ oder „Scarped Oak“ mit einer V-Fase daher. Dies verspricht eine optische Wirkung von Echtholz-Parkett. „Quick Step Impressive“ mit einer Stärke von 8 Millimetern und die Zusatzvariante „Ultra“ mit einer Stärke von 12 Millimetern bietet der Hersteller in skandinavischen und industriell geprägten Dekoren an.

Der Holzboden „Pure Genius“ von Lauzon reinigt durch die „Actio 2“-Technologie von Välinge Innovation die Luft und wirkt gegen störende Gerüche. Foto © Lauzon

Der Boden als Luftreiniger: „Actio 2“ von Välinge Innovation

Durch chemische Prozesse können Bodenbeläge mit bioaktiven Eigenschaften angereichert werden. So bietet Välinge Innovation aus Schweden mit „Actio 2“ eine antibakteriell wirkende Technologie an, die auf Holzböden, Laminat und auch Designböden angewendet werden kann. Hinter „Actio 2“ steckt ein photokatalytischer Prozess, bei dem Nanopartikel aus Titandioxid organische Moleküle durch Sonneneinstrahlung zersetzen. So können Böden mit der „Actio 2“- Technologie die in der Luft enthaltenen schädlichen Formalaldehyde, Bakterien und Pilze zu 98 Prozent abbauen und den Raumduft deutlich verbessern. Diese so genannte photokatalytischer Selbstreinigung wird schon seit Jahren in anderen Bereichen – etwa bei Auto-Rückspiegeln – angewendet. Zusätzlich zur Luftreinigung ergibt sich durch die Nanopartikel auch eine besonders glatte Oberfläche, auf der sich Schmutz kaum halten kann und Wasserränder gar nicht erst entstehen. Die erste Lizenz ging an den kanadischen Anbieter Lauzon, der seinen Holzboden „Pure Genius“ mit dieser Technologie lancierte.

Den Kampf gegen Bakterien nimmt auch Neofil auf, mit „NAB“ („Neofil Antibacterial“) - ein antibakteriell wirkendes Garn. Foto © Neofil

Antibakterielles Garn: „NAB“ von Neofil

Den Kampf gegen Bakterien nimmt auch Garnhersteller Neofil aus Terni in Italien auf. Er stellt auf der DOMOTEX 2015 das als Innovations@DOMOTEX gekürte Produkt „NAB“ („Neofil Antibacterial“) vor, ein antibakteriell wirkendes Garn in Polyamid- sowie Polypropylen-Qualität, das sowohl für die Teppich- als auch Bekleidungsproduktion verwendbar ist und zum Beispiel im Sanitäts-Bereich eingesetzt werden kann. Das Germizid, das zu 99,9 Prozent aller Bakterien abtötet, wird im „Solution Dyed“-Verfahren – also direkt während der Endlos-Garnproduktion – in die Faser integriert. Damit behält die Faser ihre Wirkung auch bei intensiver Reinigung für lange Zeit. Das Unternehmen Neofil ist im vergangenen Jahr neu gegründet worden, geht aber auf ein Unternehmen aus den 1970er Jahren zurück. Core-Produkt ist das „MBS“-Polypropylen-Garn (vormals „Meraklon Bulking System“). Zur DOMOTEX 2015 wird außerdem das „LBS“ („Luxury Bulking System“) vorgestellt, das die Qualitäten des „MBS“ aufweist, zusätzlich aber besonders brillant erscheint.

Durch einen Durchlaufmischer wird die Spachtelmasse in der „MAPEBox“ von Mapei fertig angerührt. Foto © Mapei

Neuheiten in Sachen Verlegetechnik

Um dem Handwerker die Arbeit zu erleichtern, aber auch um das Bodenverlegen rentabler zu machen, sind Innovationen in der Anwendungs-, Pflege- und Verlegetechnik gefragt. Daher sind zur nächsten DOMOTEX auch diese Kategorien erstmals bei den Innovations@DOMOTEX vertreten – zwei besonders spannende Neuheiten präsentieren wir hier.

Sauber und einfach: Spachtelmasse in der „MAPEBox“ von Mapei

Das könnte Begeisterung bei Handwerkern und auch Architekten auslösen: die „MAPEBox“ vom Spachtelmassenanbieter Mapei aus Erlenbach. Durch einen Durchlaufmischer wird die Spachtelmasse in der Box fertig angerührt und kann sofort verwendet werden – mühevolles Schleppen von Spachtelmassensäcken und staubiges Anmischen ist damit passé. Die 800 Kilogramm umfassende Containerbox ist aus Pappe und wird auf Europaletten geliefert. Durch eine Förderpumpe kann die flüssige Spachtelmasse – hierfür bietet Mapei seine bewährten Produkte „Ultraplan Eco“ sowie „Planitex D10“ an – auch in obere Stockwerke gebracht werden. Durchlaufmischer und Pumpe können von der Firma Inotec gemietet werden. Schon ab 130 Quadratmeter, so verspricht Mapei, sei die Flächenleistung durch den Einsatz der „MAPEBox“ höher als mit herkömmlichen Verfahren.

Mit dem Unterbodenvorbereitungs-Produkt „InstaLay“, eine Gummimatte aus recycelten LKW-Reifen, wird das übliche Kleben obsolet. Foto © Instafloor

Wiederverwertung par excellence: „InstaLay“ von Instafloor

Auch Instafloor macht das Bodenverlegen einfacher: Mit dem Unterbodenvorbereitungs-Produkt „InstaLay“, eine Gummimatte aus recycelten LKW-Reifen, wird das übliche Kleben obsolet. Die Matte wird einfach auf den Estrich oder auf einen bereits existierenden Boden aufgelegt, die Folie wird abgezogen, die Selbstklebe-Funktion tritt ein, sodass der Bodenbelag nur aufgelegt und angedrückt werden muss. Über den Aspekt der Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit hinaus, ist „InstaLay“ zudem schallabsorbierend und gleicht Unebenheiten im Boden aus. „InstaLay“ kann für Holz, Laminat, Teppiche sowie Designböden verwendet werden. Es gibt ihn in einer Stärke von 2,5 sowie 3 und 5 Millimetern. Natürlich ist auch dieser Boden wiederverwertbar.