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Kalaschnikoff mit Goldrand - Die Fragiles-Ausstellung auf der Design Miami
von Vera Siegmund | 20.12.2007

Ob Sammeltasse, Porzellanfigur, Kristallglas oder Lieblingsteller - es sind oft die zerbrechlichen Dinge um uns herum, die zwischen Souvenir, Gebrauchs- und Kultgegenstand changieren. Vergänglich wie sie sind, haben sie doch Fetisch-Charakter. Und der stand bei den Exponaten der Fragiles-Ausstellung ganz klar im Vordergrund. Kuratiert vom Verlag "Die Gestalten", präsentierten anlässlich der Design Miami mehr als fünfzig Designer und Künstler ihre hauptsächlich figurativen Visionen aus Glas, Porzellan und Keramik. Kaum eine andere Veranstaltung der jungen Designmesse, die parallel zur Art Basel Miami Beach stattfindet, belegte deutlicher die momentane Verstrickung zwischen Kunst und Design.
Die fragilen Artefakte reichten von goldverzierten Teacup Lamps von Martin Lundmark über Kerzenhalter in Form von Porzellan-Puppenköpfen wie "Little Joseph" von Maxim Velcovsky bis hin zur handbemalten Kalaschnikoff aus Porzellan von Charles Krafft. Die Preise lagen zwischen dreißig und 30.000 Dollar. Arne Quinze wurde im Vorfeld der Veranstaltung mit der Bayerischen Kristallmanufaktur Theresienthal zusammengebracht - ein Experiment, eine kreative Kollision von Zeitgeist und Handwerkstradition herbeizuführen. Für die Vasenserie "Fluids", die dabei herauskam, wurde das Glas inmitten seines Schmelz- und Formprozesses offenbar plötzlich erkaltet: auf lang gezogenen, organischen Stelzenbeinen schraubt sich ein amorpher, im Inneren farbiger Korpus empor - das Glas scheint noch weich zu sein und sich in seiner Form weiter zu verändern. Zwischen ausgesprochen bizarren Objekten wie dem "Kronleuchter" aus ineinander gesteckten Porzellanhirschgeweihen von Jason Miller und dem verspielten "Ceramic Cell Phone" von Christie Wright, gab es aber auch durchaus gebrauchstüchtige Vasen - von Jaime Hayon für Bisazza, Marcel Wanders, Tjep oder Emma Woffenden & Tord Boontje. Was "richtiges" Geschirr angeht, so fielen die von peruanischen Kunsthandwerkern gefertigte schwarze Töpferware "Beads & Pieces" von Hella Jongerius ebenso auf wie die mit Rosen bemalte Kaffeetasse "Imperial" mit aus der Untertasse herausgeschnittenem Löffel von Mimi Joung.
Lauter extraordinäre Fragilitäten.
Das Buch zur Fragiles-Ausstellung erscheint im Frühjahr 2008 im Gestalten-Verlag.www.die-gestalten.de
www.fragilesmiami.com

© Fotos von Alex Kroke für Die Gestalten Verlag