top
Tjark Ihmels Raumtunnel aus Form und Licht verwandelt den Hauptbahnhof in eine erleuchtete Spielwiese und lässt die Eile des Alltags vergessen. Foto © Messe Frankfurt,Tjark Ihmels FH Mainz
Urbane Leuchtfeuer
von Sara Bertsche
19.02.2014

Im Jahr 2002 erstmals inszeniert, nimmt das „Urban Light Festival“ die Themen der Messe auf und interpretiert diese durch unzählige Lichtspektakel auf poetische Weise. So verwandeln Künstler, Architekten und Lichtplaner die Stadt in ein erleuchtetes Spielfeld: Brücken, Banken, Parkgelände, aber auch längst vergessene Plätze erscheinen buchstäblich in anderem Licht – die Stadt wird für wenige Tage zu einem Ort, an dem die alltägliche Wahrnehmung unseres urbanen Lebensraums außer Kraft gesetzt wird. Das Festival, das mittlerweile zahlreiche Nachahmer gefunden hat, hinterlässt auch nach Beendigung der Luminale seine Spuren in Frankfurt und trägt somit zur aktuellen Stadtentwicklung bei. So wurde 2004 die gesamte Illumination des Mainufers, eines der größten Lichtprojekte im europäischen Raum, dauerhaft installiert.

Zehn Jahre später ist ein zentrales Thema der Luminale ihre Erweiterung Richtung Frankfurter Osten. So ist es nicht verwunderlich, dass eines der diesjährigen Hotspots der ca. 180 Projekte in Frankfurt und Offenbach die neue Osthafenbrücke sein wird.
Die offizielle Eröffnung der Luminale 2014 findet am Sonntag, den 30. März auf dem Börsenplatz statt – nicht ohne den neugierigen Besucher mit einer beeindruckenden Illumination des IKK Gebäudes zu überraschen.

Bereits am 29. März findet das Pre-Opening zum Lichtfestival statt. In Kooperation mit dem Deutschen Architekturmuseum steigt im Museum Angewandte Kunst die Pecha Kucha Night - ein Ereignis, das sich im letzten Jahr mit rund 800 Gästen großer Beliebtheit erfreuen durfte.

Stylepark präsentiert bereits im Vorfeld die Top Ten der Luminale – ausgewählt und kommentiert von Helmut Bien, dem Kurator des Lichtfestivals.

Blick gen Osten

In Offenbach sind im Rahmen der Luminale etwa 30 Projekte zu sehen, die sich mit dem Thema Licht befassen. Besonders hervorzuheben ist das in der städtebaulichen Entwicklung befindliche Hafengelände als zukünftiger Standort der Hochschule für Gestaltung sowie die angrenzende Heyne-Fabrik, die schon seit längerem einen kreativen Melting Pot von Werbe- und Modeagenturen darstellt. „In Offenbach tut sich was! Das spiegelt auch die Luminale wider. Ein Besuch lohnt sich unbedingt!“, kommentiert Helmut Bien.

Zudem wird die vor kurzem neu eröffnete Osthafenbrücke während des Lichtfestivals für den öffentlichen Verkehr gesperrt und bietet für die Besucher einen wichtigen Anlaufpunkt: „Von der Osthafenbrücke bietet sich ein fantastischer Blick auf die Frankfurter Skyline und auf weitere Luminale-Projekte – ein Muss für alle Fotografen!“

Ein weiteres Highlight wird durch die Neueröffnung des Kunstvereins Familie Montez in den renovierten Brückenbögen der Honsellbrücke geboten: „Die von Mirek Macke kuratierte Ausstellung mit internationalen Lichtkünstlern verspricht ein Höhepunkt der Luminale zu werden.“

Ferner wird am Mainova Umspannwerk der Kölner Architekt und Stadtplaner Jochen Siegemund das Bauwerk mit einer dreidimensionalen Lichtinstallation beleuchten: „Die LED-Installation soll die Energieflüsse im Stromnetz symbolisieren und wird aller Voraussicht nach als dauerhafte Inszenierung bestehen bleiben.“

Etwas weiter nordöstlich bietet die Naxoshalle mit dem Theater Willy Praml, einer Frankfurter Institution, erstmalig zur Luminale einen idealen Rahmen für experimentelles Lichtdesign, Installationen und Interventionen von vorwiegend ausländischen Künstlern: „Mit spannenden Inszenierungen, einem Café sowie einem Vortragsraum wird die Naxoshalle das inoffizielle Zentrum der Luminale sein“, so der Geheimtipp von Helmut Bien.

In der Mitte amorphe Lichtkörper

Auf dem Rossmarkt in der Frankfurter Innenstadt wird die interaktive Skulptur „Orchestrating the Depth of light“ zu sehen sein, die derzeit von Studenten der Frankfurter Städelschule in Zusammenarbeit mit dem Media Architecture Institute in Wien entsteht: „Parallel wird an der Städelschule ein Symposium zum Thema ‚Medienarchitektur‘ stattfinden. Nicht verpassen!“

An der Weißfrauenkirche wird es eine raumgreifende, interaktive Installation der experimentellen Künstlergruppe RaumZeitPiraten geben: „Wer die Arbeiten von Tinguely oder Fischli/Weiss mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen!“

Am Großen Hirschgraben, dem künftigen Standort des Deutschen Romantik Museums Frankfurt, werden unter dem Titel „tiptoexpress“ Projektionen und Licht-Installationen verschiedenster Künstler geboten.

Auch das Frankfurter Stadtplanungsamt zeigt in einer eigenen Luminale-Ausstellung beispielhafte Entwicklungsprojekte wie die Illumination des Stadtraums Main, die schon 2004 im Rahmen des Lichtfestivals initiiert wurde.

Im Westen viel Neues

Die Fassade des Hauptbahnhofs, der seit Jahren das Zentrum von Frankfurts buntestem und vielfältigstem Viertel ist, wird in einer von Christian Uitz für die Firma iGuzzini entwickelten Illumination in neuem Licht erstrahlen. Unter dem Titel „re:connect-reflekt“ gibt es zudem im Hauptbahnhof selbst zahlreiche Installationen, kuratiert von Tjark Ihmels, dem Leiter des Instituts für Mediengestaltung und seinem Team von der Fachhochschule Mainz: „Der Hauptbahnhof mit seiner zentralen Position als Einfallstor zur Stadt darf bei der Luminale nicht fehlen. Soeben hat die Stadt die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes beschlossen – die Illumination der Fassade kann als symbolischer Auftakt dieser, für Frankfurt so wichtigen, Maßnahme gesehen werden.“

Weiter westlich hat sich Frankfurts grüne Oase, der Palmengarten, in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Standorte der Luminale entwickelt. Auch in diesem Jahr werden die Außenanlagen verschiedenen Künstlern Raum für zahlreiche, experimentelle Interventionen bieten.

Signallichter auf dem Wasser

Am Frankfurter Mainufer auf der Höhe des Hohlbeinstegs wird während der Luminale ein Schiff anlegen, auf dem Licht-Klang-Installationen von Professor Klaus Teltenkötter in Kooperation mit Zumtobel zu erleben sind: „Ein Höhepunkt des hochkarätigen Konzertprogramms auf dem Schiff wird sicher der Auftritt des Frankfurter Ensemble Modern, einem der weltweit renommiertesten Ensembles für zeitgenössische Musik.“

Die Erwartungen an die diesjährige Luminale sind groß. Für den Service der Besucher ist zumindest schon einmal gesorgt : Während der Messe verkehrt ein eigener Shuttle-Bus zwischen den verschiedenen Standorten: „Hinweisen möchte ich auch auf die Luminale-Führungen der world architects und die „KLIMAtours“ des Energiereferats der Stadt Frankfurt zu ausgewählten Projekten mit dem Thema „Green City“.“ – so eine abschließende Empfehlung von Helmut Bien.

Download des vollständigen Programms

Einst ein ehrgeiziges Projekt der Luminale, ist die Illuminierung des Mainufers nun schon seit 2004 dauerhaft in Betrieb. Foto © Messe Frankfurt, Jochen Günther
Die Lichter der Hafenindustrie: Installationen am Mainufer in Höchst lassen vergessene Orte wieder aufleben. Foto © Messe Frankfurt, Trilux
Live-Projektionen von Bildern im Entstehungsprozess: Vorschau auf das Projekt der Gruppe „Kopffarben“ in der Naxoshalle. Foto © Messe Frankfurt, Kopffarben
Ein Lichtfenster im öffentlichen Raum: Projektion von A.P. Englert am Historischen Museum.
Foto © Messe Frankfurt, Alexander P.Englert
Schattenkunst der Giganten: Frankfurts Banken werden zur Projektionsfläche für Lichtplaner.
Foto © Messe Frankfurt, Sounds of Silence
Fantasien der Städelschüler: Amorphe Lichtraupe auf dem Rossmarkt. Foto © Messe Frankfurt, Städelschule und Media Architecture Institute Wien
Dieses neue Kleid steht ihm gut! Die renovierte Fassade des Hauptbahnhofs wird zum Hotspot der Luminale. Foto © Messe Frankfurt, Christian Uitz für iGuzzini
Florale Kunstwelten durchdringen den sakralen Raum: Lichtinstallation an der Weißfrauenkriche. Foto © Messe Frankfurt, Florale Kunstwelten
Phosphoreszierender Wasserspiegel: Installation der Luminauten im Palmengarten. Foto © Messe Frankfurt, Luminaten