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Architektur für den Tisch

Es gibt viele Architekten, die gestalten mit viel Herzblut nicht nur Gebäude, sondern auch kleine Architekturen für den alltäglichen Gebrauch. Wieso eigentlich?
12.11.2017

Ben van Berkel ist nun ein Ritter. Geschlagen nicht mit dem Schwert der englischen Queen, sondern mit der Baumwurzel des "Ordine dei Cavalieri del Tartufo e dei Vini d'Alba" – dem "Orden der Ritter des Trüffels und des Weins von Alba". Nicht die schlechteste Auszeichnung für einen Architekten, der auch ein bekennender Gourmet ist. Doch wie ist es zu diesem Ritterschlag gekommen? 

Nun, Ben van Berkel hat einen Trüffelhobel für Alessi entworfen, der den schlichten Namen "Alba" trägt. Ein Stück Architektur für den Tisch – ein Kochwerkzeug, dass vieles anders macht als die bisherigen Modelle auf dem Markt. Zwei Jahre haben Ben van Berkel und UNStudio mit Alessi an dem Werkzeug für den teuersten Pilz der Welt gearbeitet. Das ist wohl Grund genug für einen Ritterschlag. Wie aber kommt einer der gefragtesten Architekten der Welt dazu, einen Trüffelhobel zu entwickeln? 

"Als mich Alberto Alessi fragte, war ich sofort begeistert – nicht nur, weil ich ein großer Trüffelfan bin.", verrät Ben van Berkel. "Meiner Meinung nach sollten Architekten ruhig öfter Dinge entwerfen, die eine taktile Erfahrung von Raum sind. Das ist zumindest der Grund, warum ich es liebe, Produkte zu entwerfen, die mit dem Körper verbunden sind – ganz gleich ob Besteck oder Stühle. Vielleicht, weil es das wohl gemeinschaftsstiftendste Moment von Design ist, wenn es mit Essen verbunden ist." Auch der Trüffelhobel sei ein Objekt, erklärt der Architekt im Gespräch, das verbindet – und das zugleich in seiner Gestalt so pragmatisch wie nur möglich gehalten wurde. Das Ergebnis: Ein Produkt, das für jeden erkennbar die Entwurfs-DNA von UNStudio in sich trägt. Denn anders als die bisherigen Produkte, verfügt "Alba" über einen gebogenen Griff, der das durchaus Kraft erfordernde Hobeln des Trüffels ergonomisch erheblich erleichtert und zugleich diesen letzten Akt vor dem Servieren als Höhepunkt der Zubereitung inszeniert.  

Das die Kooperation mit Architekten ganz besondere Utensilien für den Tisch hervorbringt, oftmals regelrechte Architekturen en miniature, dass demonstriert Alessi seit Jahrzehnten: Aldo Rossi, Sanaa, Jean Nouvel – um nur wenige zu nennen – haben schon Objekte für den italienischen Hersteller entworfen. Einen Überblick über diese kleinen Meisterwerke aus Architektenhand gibt unsere Bildergalerie. (AS)