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Nr. 5 baut

Ein Haus in der Schweiz zeigt, wie digitale Fertigungsverfahren die Architektur zukünftig verändern können.
von Anna Moldenhauer | 28.08.2018

Wer die Entwicklung digitaler Bautechnologie erleben möchte, sollte sich auf den Weg in die Schweiz machen. In Dübendorf errichtet die ETH Zürich auf der Forschungsplattfrom "NEST" ein voll funktionsfähiges Gebäude mit digitalen Prozessen, das DFAB House. Aktuell befindet sich "Smart Slab" im Praxistest – eine 80 Quadratmeter große Leichtbaudecke aus Beton, deren Schalung mit 3D-Sanddruck erstellt wurde, eine Welt-Premiere im Realmaßstab. Die Vorteile gegenüber herkömmlichen Betondecken sind immens: Bis in das Detail berechnet, ist der Materialverbrauch der experimentellen Bauweise punktgenau kalkulierbar. Gleichzeitig wird die Tragfähigkeit nicht gemindert, auch wenn die digital optimierten Betonelemente wesentlich leichter sind als ihre analog gefertigten Verwandten.

Ein weiterer Aspekt ist die Optik: Der 3D-Druck lässt Muster und Hohlräume zu, die mit traditionellen Herstellungsverfahren kaum realisierbar sind. Komplexe Geometrien wie die organische Ornamentstruktur der "Smart Slab" sind keine Kostenfrage mehr. Die 3D-Sanddruckschalungen werden für den späteren Transport in mehreren Abschnitten digital erstellt, anschließend von den Sandresten gesäubert und nahtlos aneinandergefügt. Parallel erfolgt die Herstellung der Holzschalung mit einem CNC-Lasercutter. Beide Schalungsteile werden anschließend zusammengeführt und mit faserverstärktem Beton verbunden. Die fertigten Segmente können dann auf der Baustelle passgenau platziert werden. Entwickelt wurde die "smarte Decke", von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe, geleitet vom Architekten Benjamin Dillenburger, Assistenzprofessor für Digitale Bautechnologien an der ETH Zürich. Nach der Fertigstellung soll das Haus als Demonstrator für Forschende der ETH dienen.

ETH Zürich / DFAB House