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Deutlich mehr Leistung und Platz für größere Holzscheite: Stefan Diez‘ „LogaStyle P33Q“ für Buderus/Bosch, hier als Modell „Straight“. Foto © Stefan Diez Office
Feuer allein ist nicht genug
Im Gespräch:

Stefan Diez


11.03.2015

Stefan Diez ist bekannt für Produkte mit ebenso innovativem wie kreativem Charakter. Immer wieder aufs Neue setzt er sich bei seinen Entwürfen vor allem mit den Grenzen und Möglichkeiten von Materialien auseinander. Seine Stühle und Tische für e15, Thonet oder Hay sind minimalistische Entwürfe, die aber eben nicht nur reduziert, sondern auch charmant wirken und absolut durchdacht sind. Für Buderus/Bosch hat der 44-Jährige nun Heizeinsätze und Kaminöfen entwickelt. Uta Abendroth hat mit dem deutschen Designer über seine Entwürfe gesprochen, über Verkleidungen und Kompromisse sowie über den Aspekt, eine Marktforschung im Designprozess zu integrieren.

Uta Abendroth: Auf der ISH wird die Firma Buderus, die seit 2003 zu Bosch Thermotechnik gehört, zwei Kaminöfen von Ihnen zeigen. Ein neues Terrain für Sie, oder?

Stefan Diez: Mit Buderus arbeiten wir schon seit bald vier Jahren zusammen. Vor zwei Jahren haben wir den Heizeinsatz „Logaflame HLS“ und „Logaflame HWS“ vorgestellt. Das ist ein Brennraum für Holz und Kohle, der etwa 70 Prozent seiner Heizleistung in Form von heißem Wasser dem häuslichen Heizkreislauf beisteuert. Dabei wird der „Logaflame“ nicht – wie oft angenommen – im Keller, sondern im Wohnraum betrieben. Dank seiner Glastür verbreitet er dort eine angenehme und gemütliche Atmosphäre.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Die Designabteilung von Bosch hat sich mit uns in Verbindung gesetzt, weil wir im Bereich Wohnen und Möbel eine gewisse Erfahrung haben und dafür bekannt sind, großes technisches Knowhow mitzubringen und dies in Projekte einzubringen. Nicht selten übernehmen wir sogar Aufgaben der Produktentwicklung. Von unserer Seite aus gesehen war ich über die Herausforderung, mit einem technologisch orientierten Unternehmen zusammen zu arbeiten, sehr glücklich.

Die neuen Modelle heißen „LogaStyle“. Was haben sie gemeinsam?

Der Heizeinsatz „Logaflame HLS116“ hat eine Leistung von circa 6 Kilowatt. Zur ISH 2015 hat Buderus den Brennraum zusammen mit uns weiter entwickelt und bringt einen zusätzlichen Heizeinsatz auf den Markt, der deutlich mehr Leistung hat, größere Holzscheite verbrennen kann und vor allem aber mehr vom Feuer zeigt. Das hört sich banal an, aber große Glasscheiben geben viel Wärme in den Raum ab, die dann nicht mehr für den Heizkreislauf zur Verfügung steht. Die Einsätze werden jetzt auch zusammen mit isolierenden Verkleidungen angeboten, so dass sie freistehend im Raum betrieben werden können. Diese Kombinationen heißen dann „Logastyle“.

Und was unterscheidet sie voneinander?

Wir haben für Buderus eine Reihe von Verkleidungen entworfen, die mit dem „Logastyle“ Brennraum zusammen Einheiten bilden. Dabei sind wir stark vom Material her an das Thema herangegangen. Es gibt Verkleidungen aus Aluminium und Glas, weitere Materialien wie Stein sind vorgesehen. Bei der Gestaltung haben wir die Möglichkeiten, die in den grundsätzlich unterschiedlichen Verarbeitungstechniken stecken, voll ausgenutzt. Die Materialien sollen ja nicht wie Tapeten oder wie eine Handy-Schale funktionieren, sondern mit dem Brennraum eine für sich stehende, schlüssige Einheit bilden.

Wie lange hat die Entwicklungszeit für die Kaminöfen gedauert?

Wir haben in etwa ein Jahr sehr intensiv an Brennraum und Verkleidung gearbeitet. Im zweiten Jahr gab es dann Feinabstimmungen mit der Produktentwicklung.

Noch in der Projektphase haben Sie in Ihrem Studio eine Marktforschungs-Runde abgehalten, zu der Sie Architekten, Designer und Journalisten eingeladen haben. Damals haben Sie vier verschiedene Öfen in vier unterschiedlichen Stilwelten präsentiert und um offene Kritik zu den verschiedensten Aspekten und Details gebeten. Was hat diese Experten-Diskussion Ihnen gebracht und hat sie die finale Entscheidung für zwei Öfen beeinflusst?

Bei Firmen wie Bosch oder Buderus gibt es, im Gegensatz zu den meisten anderen Firmen, für die wir arbeiten, keine Institution wie einen Art Director, der das Design durch alle Instanzen trägt und auch verantwortet. Oft mussten wir mit unseren Vorstellungen von Design Überzeugungsarbeit leisten. Wir sind dann die Flucht nach vorne angetreten und haben, zusammen mit der Marktforschung von Bosch, zwei Tage bei uns im Büro organisiert, bei dem wir Prototypen völlig unterschiedlichen Personengruppen vorgestellt haben. Einen Teil der Personen hat Bosch eingeladen und einen Teil haben wir eingeladen. Im Grunde ist dabei klar geworden, dass Prioritäten sehr unterschiedlich gesetzt werden – eigentlich war das keine Überraschung. Bei der Kompromissfindung gerät das Design oft ins Hintertreffen. Weil es bei Industrieunternehmen eine schwache Lobby hat und die Argumente für gutes Design oft für persönlich und unpräzise gehalten werden. Hier hat es sich ausgezahlt, bei dem Markttest auch Journalisten und Architekten mit dabei gehabt zu haben, die sich in den meisten Details erstaunlich einig waren und den Finger oft genug genau in die Wunde gelegt haben. Ich glaube bei Bosch hat damit niemand gerechnet.

Was waren die größten Herausforderungen im Entstehungsprozess?

Die Ergebnisse der Marktforschung, insbesondere die Argumente der Architekten und unsere, so umzusetzen, dass das Produkt noch bezahlbar bleibt. Wie schon öfter in der Vergangenheit haben wir, um das zu erreichen, mit einem Ingenieurbüro aus der Gegend von München zusammengearbeitet, die auch Teile der Serie produzieren werden. Gerade an solchen Beispielen kann man verstehen, warum wir über unsere Infrastruktur hier in Deutschland so dankbar sind.

Müssen Öfen heute mehr können, so dass die Wärme auch in den Heizkreislauf von Gebäuden eingespeist werden kann?

Wenn man über „Ofen“ spricht, haben wir noch immer die offene Feuerstelle als Ideal vor Augen. Der „Logastyle“ ist aber ein Gerät, das sich sehr weit von der ursprünglichen Feuerstelle entfernt hat. Viele Aspekte wie Wirkungsgrad, Emissionsschutz, Sauberkeit im Betrieb und Sicherheit für junge Familienmitglieder verwässern schnell das reinrassige Produkt-Erlebnis. Wer das eine will, muss das andere mögen, lautet ein Sprichwort. Ich glaube, dass wir einen guten Kompromiss gefunden haben, aber ich auch ganz klar sagen, dass viele Erwartungen einfach nicht unter einen Hut zu bekommen sind. Ich plädiere für mehr Verantwortungsbewusstsein, wenn es darum geht, unsere Umwelt mit immer mehr Regeln vermeintlich besser und sicherer machen zu wollen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Seit vier Jahren gestaltet Stefan Diez für Buderus Öfen.
Foto © Stefan Diez Office
Das Modell „Logastyle Convexus“ von „LogaStyle P33Q“ kommt mit weichen Rundungen daher.
Foto © Stefan Diez Office
Für den Diez-Ofen wird es verschiedene Verkleidungen geben.
Foto © Stefan Diez Office
Der Heizeinsatz „Logaflame HLS116“ hat eine Leistung von circa 6 Kilowatt.
Foto © Stefan Diez Office
Zur Produktentwicklung lud Stefan Diez Architekten, Designer und Journalisten für zwei Tage ins Diez Office nach München ein. Foto © Stefan Diez Office
„Design hat eine schwache Lobby in Industrieunternehmen“, so Diez. Foto © Stefan Diez Office
Nach zwei Jahren und einigen Mock-ups war der Ofen fertig. Foto © Stefan Diez Office
Ein Jahr hat Diez und sein Team nur an Brennraum und Verkleidung gearbeitet.
Foto © Stefan Diez Office
Präzise und durchdacht: Diez' Elemente für den „Logastyle“. Foto © Stefan Diez Office
Der Diez steckt im Detail. Foto © Stefan Diez Office
„Kein reinrassiges Produkterlebnis, aber ein guter Kompromiss“, so Diez über seinen Holzofen. Foto © Stefan Diez Office