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Fundstück: Männer allein zu Hause
von Sandra Hofmeister | 19.03.2009

Das einsame Abendessen vor der Glotze, im Flur das Bügelbrett als Dauerstolperstelle und ein Laptop im ständigen Einsatz, auf dessen Tastatur die fettigen Pizza-Reste der letzten Woche kleben: Valentin Engler, Daniel Grolimund und Marius Morger kennen die Probleme von allein lebenden Männern. Nicht aus eigener Erfahrung, aber doch aus gründlicher Analyse. Die drei Absolventen der Züricher Hochschule für Kunst haben sich in ihrer Bachelor-Abschlussarbeit im Bereich Industrial Design das Phänomen von Schweizer Alleinwohnern vorgeknöpft. Immerhin betrifft diese Situation jeden vierten städtischen Haushalt in der Eidgenossenschaft. Und meistens liegen der berufliche Erfolg und einsame Männeralltag nah beieinander. So ist das viel beschworene Junggesellendasein ein Klischee und hat neben seinen schrulligen, dunklen Seiten, die meistens vollends sichtbar werden, wenn es ums Wohnen geht, auch seine Vorzügen und Freiheiten. Die Abschlussarbeit der drei Designer zeigt Ansätze auf, wie Mann diese Vorzüge ausleben kann.

Aus ursprünglich über siebzig Konzeptideen filterten die drei Züricher Hochschulabsolventen insgesamt acht praktische Alltagshilfen heraus - verschiedene Objekte, die die Routine von Alleinwohnern erleichtern. Da wäre zunächst das Geschirr - dynamischer Nudelsuppenbehälter und Teller mit erhöhtem Rand, so dass vor dem Fernseher keine waghalsigen Balance-Akte erforderlich sind und auch kein leichtsinniges Malheur passieren kann. Mit praktischen Riesengriffen ist das TV-Dinner auf dem Sofa mit dieser einfachen Vorrichtung leicht zu handhaben und garantiert katastrophenfrei. Außerdem entwarfen die drei Designer ein Bügelbrett, das unsichtbar im Inneren des Couchtisches schlummert. Durch einfaches Aufklappen kommen Bügeleisen und plane Bügelfläche zum Vorschein. Und sie lassen sich sofort wieder im Tisch verstauen, so dass im Nu nichts mehr an die lästige Beschäftigung erinnert. Dass der Alleinwohner einen zusätzlichen Allround-Tisch braucht, auf dem er alles gleichzeitig machen kann, versteht sich fast von selbst. So entwickelten Valentin Engler, Marius Morger und Daniel Grolimund eine große Tafel, die als Schreibtisch, für Pokerabende und als festlich dekorierter Esstisch genutzt werden kann. Die einzelnen Schichten müssen dabei nicht gänzlich weggeräumt werden - sie bleiben einfach da und werden übereinander geschoben. Der Tisch besteht aus zwei Ebenen, die übereinander und parallel einzusetzen sind und sich jeweils verdecken. Die Arbeitsfläche mit Laptop wird also regelrecht mit der Esstischplatte überdeckt.

Die Liste der Alleinwohner-Gegenstände wäre wohl nicht perfekt ohne die unumgängliche Tastaturserviette, die mit zwei lockeren Klebstreifen über die Computer-Buchstaben gelegt werden kann, so dass selbst während des Mittagessens keine Pause notwendig ist. Vor Spritzern und Fettfingern geschützt, trotzdem jederzeit einsetzbar - genau so muss sich der Alleinwohner-Rechner in den Alltag fügen. Verglichen mit den restlichen Konzeptideen der Bachelor-Arbeit ist diese ganz sicher das Highlight! Ein Produzent allerdings hat sich bislang noch nicht gefunden. Sollte es wider erwarten Frauenbesuch in der Alleinwohnung geben - eine Situation, auf die jeder Mann dringend eingestellt sein sollte, dann hilft das „Frauenset" weiter: Die Einweg-Hygieneartikelsortiment besteht auf Zahnbürste, Abschmink-Pads und Shampoo - alles Notwendige für den kurzen Besuch. Damit der Alleinwohner auch ganz sicher erfolgreich ist in seinem Alleinsein, entwickelten die Designer gleich auch noch ein E-Businesskonzept für ihn mit: Ein Internetportal, das Hemden verwaltet, nicht nur die maßgeschneiderte Fertigung, sondern auch ihren Bügelservice. Liefer- und Abholtermine sind bequem zu Hause am Computer zu bewältigen. Was braucht der Mensch noch mehr? Was die Alleinwohner-Erfinder derzeit machen? Valentin Engler arbeitet als Eventkoordinator beim Schweizer Fernsehen und ist auf der Suche nach einem Platz in der Kreativbranche. Daniel Grolimund macht seinen Abschluss in Design/Luxe an der ECAL in Lausanne, und Marius Morger arbeitet in einem Atelier für Signaletik und visuelle Kommunikation. Die Alleinwohner-Idee der drei Schweizer Designer ist bislang noch Theorie. Aber das kann noch werden: Einige Objekte lassen sich ohne Zweifel auf unkompliziertem Weg in die Praxis umsetzen. Und sie wären im Alleinwohner-Alltag sicherlich recht schnell etabliert.

www.alleinwohner.ch

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