Silbrig glänzend fiel das „Metropole Aluminum House“ in der abgedunkelten Messehalle sofort ins Auge. Nach einem Entwurf von Jean Prouvé entstand im Jahr 1949 das eingeschossige Bauwerk, mit dem die Pariser Galerie Patrick Seguin einen wahren Eyecatcher auf der diesjährigen Design Miami Basel platziert hatte. Das Gebäude mit Abmessungen von acht mal zwölf Metern basiert auf einer Stahlstruktur, die im Inneren eine völlig freie Gestaltung des Raums zulässt. Die Außenwände sind aus geripptem Aluminiumblech, innen sorgen Holz und blanke Bleche für einen abwechslungsreichen Kontrast. Prouvé hatte wie auch andere Architekten und Designer nach dem Zweiten Weltkrieg die Idee einer industriellen Produktion von (Wohn-)Häusern, doch letztlich erreichte keines der Projekte eine bemerkenswerte Quantität. Vom „Metropole Aluminum House“ wurden nur rund fünfzehn Stück in unterschiedlichen Varianten gefertigt, weshalb das in Basel präsentierte Modell durchaus ein begehrtes Objekt für betuchte Sammler sein dürfte.
Mit „Präsentationen auf Museumsniveau“ von „führenden internationalen Design-Galerien“, wie es in der Pressemeldung heißt, beschwor die Design Miami Basel auch in der siebten Auflage den passenden Rahmen für internationale Sammler von Design. Und in der Tat präsentierte die Mehrzahl der 35 Galerien eine interessante Auswahl an Möbeln und Objekten vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben dem Haus-Entwurf von Prouvé hat Patrick Seguin auch Möbel des Franzosen dabei – beispielsweise einen „Refectory Table“ von 1939, einen „Chair Métropole No. 305“ von 1950 und den zerlegbaren Stuhl „CB 22“ aus dem Jahr 1947.
Bei der schwedischen Galerie Jacksons mit Dependance in Berlin war ein hochgestellter Schrank von Josef Frank für Svenskt Tenn aus den 1960er Jahren zu sehen. Das Besondere daran: Dreizehn Schubladen, die aus drei unterschiedlichen Hölzern – Eiche, Walnuss und Mahagoni – gefertigt sind. Die langstieligen, farbigen Gläser von Nils Landberg für Orrefors haben seit dem Entwurf in den 1950er Jahren nicht an Eleganz verloren. Ein kräftiges Rot betont die Metallstruktur der Sitzgarnitur „Croisillons“ (1947) und der Leuchten „Champignon“ (1939) von Jean Royère bei der Galerie Chastel-Maréchal. Die Mailänder Galerie Nilufar, die jüngst ein eigenes Label „Nilufar Unlimited“ gründete, setzte auf eine Mischung aus Klassiker und frischen Entwürfen an der Grenze zum Kunstobjekt. Zum Beispiel vertrug sich das Leuchtenobjekt „Totem 5“ von Bethan Laura Wood von 2011 ganz prächtig mit einem Beistelltisch mit Marmorplatte, gestaltet von Gio Ponti im Jahr 1973. Eine Venini-Lampe aus der Mitte der 1960er Jahre entfaltet auch heute noch ihren Reiz.
Viel näher an die Gegenwart kommen die Ausstellungsstücke der Carpenters Workshop Gallery aus London. Fernando und Humberto Campana hatten 2005 exklusiv für die New Yorker Galerie Moss einen Sessel-Entwurf mit Plüsch-Pandas dekoriert; für diesen nur 25 Mal gefertigten „Panda Banquete Chair“ wurde nun ein beachtlicher fünfstelliger Betrag aufgerufen. Die „Beziehung von Natur und Kultur, von Ursprung und Produkt“ hatte Andrea Branzi 2010 im Sinn, als er „Trees“ schuf, eine Kollektion von objekthaften Aluminium-Regalen, in die Äste und Stämme von Birken integriert sind. Vom japanischen Designbüro Nendo stammen die „Farming Net Lamps“ (2011), Hängeleuchten, die durch eine Hülle aus einem Kunststoffnetz ein interessantes Schattenspiel auf Wand und Decke werfen.
Was in den nächsten Jahren auf den Wunschzetteln der Sammler landen könnte, war vielleicht beim „Designers of the Future Award“ zu sehen. Markus Kayser, einer der Ausgezeichneten, hat mit seinem Entwurf „Lightzeit“, einer LED-Leuchte mit Uhrenfunktion, erneut eine interessante Arbeit abgeliefert. Konzeptionell und technologisch spannend ist das Projekt „Daylight“ von Philippe Malouin, bei dessen an der Wand montierten Lichtobjekten verdeckt hinter farbigen Lamellen LED zum Einsatz kommen.
So bleibt die Design Miami Basel für Sammler von Vintage-Design und Bewunderer klassischer Designikonen weiterhin ein Pflichttermin. Wer aktuelle Entwicklungen bei Design-Editionen verfolgen oder Statements an der Grenze zwischen Design und Kunst begutachten möchte, ist bei den Präsentationen in Basel und Miami sicher auch an der richtigen Stelle. Alle anderen werden weiter im Frühjahr zum Off-Programm in Mailand oder den allgegenwärtigen Design-Weeks pilgern müssen, um Trends im Design und in der Auseinandersetzung mit selbigem aufzuspüren.