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Oberflächen mit Tiefgang

Mit dem Wettbewerb "Shaping Surfaces" möchte der italienische Hersteller Cleaf die Kreativität von ArchitektInnen ankurbeln. Der Preis der ersten Ausgabe ging an das Büro Campos Costa Arquitetos, das mit der Gestaltung eines Lissabonner Konzeptstores zu einer Entdeckungsreise der Sinne einlädt.
08.06.2021
Banema Studio von Campos Costa Arquitetos

Welche Rollen spielen Oberflächen in Architektur und Design? Wie entstehen besondere Effekte in Optik und Haptik? Und wie gelingen damit inspirierende Räume zum Leben und Arbeiten? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich das italienische Unternehmen Cleaf, das auf beschichtete Platten, Schichtstoffe und Kanten für Möbel und Innenausbau spezialisiert ist, bereits seit 1975. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kam im letzten Jahr mindestens eine weitere Aufgabenstellung hinzu: Wie lassen sich taktile Qualitäten in Zeiten von Kontaktbeschränkung vermitteln?

Basierend auf einer HändlerInnen-Befragung entwickelte der Produzent aus Lissone in den letzten Monaten seine Kommunikationskanäle weiter, analog wie digital. Und er ging noch weiter. Er erdachte eine besondere Maßnahme, die gleichermaßen KundInnen und Kreative der Branche mit einbezieht. "Mit dem Wettbewerb 'Shaping Surfaces' verfolgt Cleaf das Ziel, die Kreativität von ArchitektInnen und InnenarchitektInnen durch die Nutzung unserer Oberflächen anzukurbeln und eine Debatte über Innenräume zu führen," sagt Geschäftsführer Roberto Caspani, der eine multidisziplinäre und internationale Firmenstrategie verfolgt.

Raffiniert und einladend

Der Wettbewerb lädt Kreative ein, ihre mit den Oberflächen von Cleaf entworfenen Interiordesigns einzureichen, aus denen zunächst allmonatlich eine Auswahl getroffen wird. Eine fachkundige Jury – darunter VertreterInnen des Salone del Mobile und der Triennale di Milano, aber auch aus der Artdirektion oder der Fotografie – lobt die finalen GewinnerInnen aus. Maßgeblich sind dabei das Innovationspotenzial der Projekte und eine gelungene Verwendung der Cleaf-Produkte. Diesmal machte das portugiesische Studio Campos Costa Arquitetos mit ihrem Entwurf für das Banema Studio in Lissabon das Rennen. Die Gestaltung des Konzeptstore sei "sowohl raffiniert als auch einladend", meint Cleaf über die Entscheidung.

Banema Studio von Campos Costa Arquitetos
Banema Studio von Campos Costa Arquitetos

Tatsächlich sorgte Architekt Pedro Campos Costa für eine Raumstruktur, die von jedem Standpunkt der 300 Quadratmeter großen Fläche immer anders erscheint und somit die Gäste förmlich zum Entdecken herausfordert. Der besondere Dreh ist ein Regalsystem, in dessen geometrischer Rasterstruktur die Ware attraktiv drapiert und der Raum in unterschiedliche Zonen unterteilt wird. Während die Einbauten teils bis unter die Decke reichen, ermöglichen variierende Höhen und abgerundete Ausbuchtungen dennoch Blickbeziehungen, welche die Waren leicht einsehbar in Szene setzen.

Zensational Living von Maxspace Home
Zensational Living von Maxspace Home

Gar nicht oberflächlich

Die ausgewählten Bücher, Düfte, Beleuchtungen und Möbel des Ladengeschäfts verteilen sich zwischen puristischer Architektur, vor fließendem Vorhangstoff und auf den petrolfarbenen Ablagen der Regale. Optisch wie haptisch wirken deren Oberflächen wie Waldkiefer. Eigentlich aber handelt es sich bei dem gemaserten Material um "Yosemite", beschichtete und veredelte Platten auf Holzwerkstoffbasis von Cleaf. Ihre organische Textur dient als effektvolle Bühne für die Designobjekte und verleiht dem Raum einen unverwechselbaren Statement-Charakter.

Es bleibt spannend, mit was Campos Costa Arquitetos als nächstes überrascht. Denn als Gewinner des "Shaping Surfaces" Wettbewerbs wird das Studio von Cleaf beauftragt, nach einem speziellen Auftrag eine Installation oder ein Forschungsprojekt im Wert von 10.000 Euro zu entwickeln. Die zweite Preis-Runde läuft gerade an. (ncm)

Geschäftsführer Roberto Caspani