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Mit einem Rahmen aus handgeschweißtem, dreifach konifizierten CrMo Stahl wiegt "Single Speed" von mika amaro nur 9,3 Kilogramm. Pro Modell und Größe sind die Fahrräder auf je 111 Exemplare limitiert.

MOBILITÄT
Stilvoll auf Kurs

Vom Rahmen aus dem 3D-Drucker bis zum E-BMX Cruiser: Stylepark zeigt Ihnen eine Auswahl außergewöhnlicher Fahrräder und die passenden Accessoires.
von Nina C. Müller | 21.01.2021

Während die Corona-Krise derzeit ganze Branchen ausbremst, hat die Zweiradindustrie Fahrt aufgenommen – und das rasant. Die Nachfrage ist laut dem Zweirad-Industrie-Verband in den letzten Monaten stark gewachsen, laut einer Presseerklärung erlebe die Branche "einen regelrechten Run auf Fahrräder, E-Bikes, Komponenten und Zubehör". Aber auch das Angebot wird vielfältiger und die Hersteller kreativer. So hat sich einiges getan in punkto Materialien, Technologien, Herstellungsweisen, Handling, Fahrgefühl, Individualisierbarkeit und Ästhetik. Wir zeigen Ihnen in einer Auswahl herausragende Modelle, wie Pedelecs mit Tesla-Feeling, Unikate aus dem 3D-Drucker, Faltwunder, Designikonen und Stadträder, die auch den Wohnraum verschönern.

Superstrata: "Superstrata E"

Aus einem Guss

Für jeden ein Unikat: So lautet der Slogan von Superstrata. Das US-amerikanische Unternehmen mit Sitz im Silicon Valley baut Fahrräder und Pedelecs aus Carbonfasern, die sich optimal an ihre Nutzer anpassen. Möglich wird das durch ein 3D-Druckverfahren, mit dem die Kalifornier die Rahmen nicht mehr verkleben, verschweißen oder verschrauben, sondern drucken – und das als Einheit. Dank dieser Unibody-Konstruktionsweise seien eine halbe Million Kombinationen möglich, mit denen die Bikes individuell für Größen, Gewichte, Arm- und Beinlängen sowie Fahrpositionen gefertigt werden. Fugen und Schweißnähte ade! Stattdessen pures Design, hohe Festigkeit und bemerkenswerte Leichtigkeit.

Leaos: "Pressed E-Bike"

Antlitz aus Aluminum

Über ein nicht minder spannendes Herstellungsverfahren verfügen die Pressed Bikes, die Leaos in Italien produziert. Die Gestaltung der Räder stammt vom Produktdesigner Harry Thaler, der sich bisher eher in Möbeldesign und Architektur einen Namen gemacht hat. Während seines Studiums entwarf der gelernte Südtiroler Goldschmied einen Stuhl aus dünnem Aluminiumblech, den Nils Holger Moormann vertreibt. Die Rahmen der Pressed Bikes, die es als Standard- und als Elektrovariante gibt, sind eine Weiterentwicklung dieser simplen Materialanwendung. Sie setzen sich aus jeweils zwei gepressten Aluminiumhälften zusammen, die die Räder mit einem Gewicht von 15 Kilogramm gleichzeitig leicht und hochstabil machen. Im Fall der E-Bikes werden die Hohlräume dazu genutzt, die herausnehmbaren Akkus einzufügen. Aber auch ästhetisch hat diese Materialinnovation einiges zu bieten. Die Überstände der punktverschweissten Bleche sorgen für ein unverwechselbares Äußeres.

Van Moof: "S3"

Technische Trickkiste

Als "iPhone unter den Fahrrädern" oder als "E-Bikes nach Elon-Musk-Philosophie" werden die Elektroräder des 2009 in Amsterdam gegründeten Unternehmens VanMoof bezeichnet. Grund dafür ist nicht nur ihre auf das Wesentliche reduzierte Optik, sondern auch die Menge an technischen Raffinessen: elektronische Gangschaltung, hydraulische Bremsen, schlüsselloser Verriegelungsmechanismus, integrierter Diebstahlschutz, interaktiver Bildschirm, Beschleunigungstaste und diverse App-Features. Die Elektronik verbirgt sich in den horizontal verlaufenden Oberrohren mit bündig integrierten Front- und Rücklichtern, die den beiden Modellen S3 und X3 eine energische, fast ikonische Designsprache verleihen. Mindestens genauso energisch ist das Marketing des VanMoof-Gründerduos Taco und Ties Carlier, die sich nichtsweniger als die Revolution der urbanen Mobilität zum Ziel gesetzt haben. Fest steht: In Sachen Gestaltung sind diese elektrisierten Citybikes mit matter, kratzfester Beschichtung in jedem Fall revolutionär. In puncto Gewicht und Batterieleistung stehen bei Modelle bei etwa 19 Kilogramm und 504 Wattstunden.

E-BMX Cruiser von turbospezial

City-Cruiser

Wer ebenfalls elektrisch fahren, dabei aber nicht auf das klassische BMX-Gefühl verzichten möchte, könnte beim Frankfurter Startup turbospezial fündig werden. Die gerade gelaunchten E-BMX Cruiser lassen die vor allem in den Achtzigerjahren beliebte Radsportart wieder aufleben. Die Originale mit niedrigen Satteln, profilierten Reifen und gepolsterten Gestängen eigneten sich für waghalsige Stunts auf Erdhügeln und Halfpipes. Trotz "turboesquer Beschleunigung und herausragender Wendigkeit" ist der E-BMX Cruiser hingegen eher als Begleiter für die Stadt gedacht. Der eigens entworfene Sattel garantiere herausragenden Komfort und lasse den Akku unsichtbar verschwinden, sagen die Hersteller. Sportiver Look und ein bequemes E-Fahrgefühl müssen sich so nicht ausschließen. 19 Kilogramm wiegt der E-BMX Cruiser und ist auch mit Blick auf den Antrieb besonders: turbospezial verwendet hochwertige Motoren, die sonst in Cargo-Bikes zum Einsatz kommen. Zudem sorgt die Platzierung an der Kurbel für ein direktes Ansprechen des Motors.

Juliana: "Furtado"

Feines Fahrgefühl

Apropos Achtzigerjahre: Mountainbikes seien in dieser Zeit speziell für Männer entwickelt worden, meinen die Hersteller*innen von Santa Cruz, die seit 1999 unter der Marke Juliana Geländeräder für ein weibliches Klientel entwickeln. Wenn auch nicht ganz frei von Klischees, so haben sie damit doch immerhin ein wenig Diversität in den Fahrradmarkt gebracht. Namensgeberin der Produktlinie ist die US-amerikanische Radrenn-Weltmeisterin Juliana Furtado, die ihren Geschlechtsgenossinnen die "leistungsstärksten, bequemsten und schönsten Mountainbikes" garantieren möchte. Interessant ist, dass Frauen, laut Hersteller, gar keine bestimmten Geometrien benötigten. In Testreihen mit weiblichen Gruppen nahmen die Damen allerdings Einfluss auf die Entwicklung einiger Details. Das Ergebnis: Räder, die vor allem in Kettenblattgrößen, Sätteln und Griffen den feinen Unterschied machen wollen.

tokyobike: "CS26"

Sportliche Entschleunigung

Ein tokyobike solle schön genug sein, um im Wohnzimmer hängen zu können, so das gleichnamige Label. Das ist gelungen – und noch viel mehr. 2002 von Ichiro Kanai in einem Vorort der japanischen Hauptstadt gegründet und zunächst für die lokale Nutzung vorgesehen, ist das grazile Stadtrad inzwischen auf urbanen Straßen rund um den Globus vertreten. Eine Auswahl an Schutzblechen, Gepäckträgern, Körben und diversen Radgrößen unterstreicht das Trendthema Entschleunigung, hier "Tokyo Slow" genannt. Besonders entspannt sei das Design von "Bisou", dessen geneigtes Oberrohr ein einfaches Auf- und Absteigen ermöglicht. Auch Lauf- und Stützfahrräder findet man im Sortiment. Und mit dem Modell "Sport" bietet der Japaner sogar ein schnelles Modell – gerader Lenker und 650C-Reifen machen es möglich. Allen tokyobikes gemeinsam ist eine durchgehend minimalistische Ästhetik und eine ungewöhnliche Farbpalette samt Elfenbein, Blaugrau oder Ringelblumengelb.

Movea: "Modo 20"

Skandinavische Schönheit

Ein ehemaliger Profi-Radsportler und ein Produktdesigner, der zuvor mit Unternehmen wie Louis Poulsen, Bang & Olufsen und LG kooperierte, zeichnen verantwortlich für das elegante wie praktische Pedelec E-motion von Movea. Sie gaben ihm mit knapp 13 Kilogramm nicht nur ein relativ geringes Gewicht, sondern dank der kleinen Räder auch eine kompakte Form, die sich unkompliziert verstauen lässt. Doch auch selbst wartet das Rad mit einer cleveren Stauraumlösung auf: Dank des verschließbaren Gepäckträgers unterhalb des Lenkers behält man sein Hab und Gut während der Fahrt im Auge. Der dänische Hersteller möchte vor allem sportliche Städter*innen, Berufspendler*innen sowie Wohnmobil- und Bootsbesitzer*innen ansprechen. Tatsächlich traf er mit dem formschönen Exemplar bei den Jurys namhafter Designpreise ins Schwarze. Sie würdigten es als exzellenten Entwurf und als bestes Stadtrad in 2020.

Vello: "Bike+ TITAN"

Fixer Falter

Radler*innen, die ihr Gefährt gerne kompakt und faltbar hätten, könnten an Vello Gefallen finden. Die Fahrräder mit lediglich 8,9 und die Pedelecs mit 11,9 Kilogramm des Wiener Unternehmens sorgen für ein besonders angenehmes Handling. Schnell zusammengefaltet bieten sie sich vor allem in Kombination mit anderen Verkehrsmitteln an: Laut Vello-Gründer Valerie Wolff und Valentin Vodev dauert das Aufklappen lediglich fünf Sekunden. Dafür kommt ein patentiertes Faltsystem zum Einsatz, bei dem ein Magnet das Hinterrad mit dem Rahmen verbindet. Als Unisex-Modell und mit justierbarer Lenkstange passen sich die Räder zudem an viele Körpermaße an. Und bepacken lässt sich der robuste Mini-Drahtesel fast wie ein echter Esel.

Swapfiets
Die Batterie des Modells "Power 7" lässt sich einfach austauschen.

Praktischer Service

Wer sich dem Zweirad etwas behutsamer annähern möchte, dem sei Swapfiets nahegelegt. Das Delfter Startup handelt mit Leihrädern. Sein Konzept: monatliche Gebühr gegen stets funktionierendes Rad, neuerdings auch Roller. Im Unterschied zu anderen Sharing-Anbietern, bekommen Kund*innen allerdings ihr eigenes Modell – Reparaturen, Diebstahlschutz und Ersatzfahrzeug inklusive. So machen die jungen Gründer Dirk de Bruijn, Martijn Obers und Richard Burger das Zweirad zum Service. Erkennungsmerkmal des Swapfiets ist der leuchtend blaue Vorderreifen. Der bleibt auch bei der kürzlich überarbeiteten Version des "Power 7" erhalten, ein E-Bike, das allen Altersstufen und offenbar auch Geschmäckern gerecht werden soll. Der Rahmen ist in Weiß, Grün, Schwarz, Grau und sogar in knalligem Ferrarirot erhältlich. Ein Blick in die Fakten: 30 Kilogramm wiegt das Elektrorad und hat eine Batterieleistung von 504 Kilowatt.

Tipps:

Schindelhauer zeigt in diesen Tagen eine limitierte Edition in Nougatbraun: Die vier klassischen Modelle "Ludwig", "Lotte", "Friedrich" und "Frieda" werden jeweils 50 Mal in der neuen Farbe angeboten.

Schindelhauer: "Friedrich"

Damskø Bikes aus Amsterdam bietet generalüberholte Vintage-Fahrräder und bietet Unterstützung bei der Auswahl von Rahmengröße und Stil – nachhaltig gedacht und charmant umgesetzt.

Damskø Bikes: Vintagecharme und aktuelle Technik