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Fassade mit Charisma

Alterung erwünscht: Für ein neues Forschungszentrum in Ingolstadt haben Henn Architekten eine Fassade aus Kupferelementen von KME entworfen.
25.06.2019

Einst wurden hier die Kanonen für die bayerische Armee gegossen: Das Gelände der ehemaligen königlich-bayerischen Geschützgießerei grenzt direkt an den historischen Festungsgürtel von Ingolstadt und liegt vis-à-vis des Neuen Schlosses. Lange Jahre war das Gelände eine Brache, auf der nur wenige halbverfallene Industriegebäude standen. Seit einigen Jahren jedoch trifft hier Ingolstadts technologische Vergangenheit auf die technologische Zukunft. Denn inzwischen haben sich hier die Audi-Akademie und die Technische Hochschule Ingolstadt angesiedelt. Für letztere entstand "Carissma", das "Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and Measurement Area". Dahinter steckt ein einmaliges Forschungs- und Testzentrum, das sich mit allen Aspekten der Fahrzeugsicherheit befasst. Das Zentrum besteht aus einem eingeschossigen, mehr als 120 Meter langen Bau, in dem sich in insgesamt zehn Versuchseinrichtungen ganz unterschiedliche Testreihen durchführen lassen. So gibt es unter anderem eine Crashtest-Anlage und einen Fallturm sowie Labore für Fahrzeugkommunikation und -elektronik.

Für den Entwurf des "Carissma" zeichnen Henn Architekten verantwortlich. Behutsam platzierten sie den Bau in dem städtebaulich sensiblen Umfeld, indem sie ihn mit einer Fassade aus voroxidiertem Kupfer versahen. Diese nimmt gleich in mehrfacher Hinsicht auf den Ort Bezug: Einerseits, weil ihr warmes Rotbraun die Verbindung zu den ehemaligen Industriebauten aus Backstein herstellt. Und andererseits, weil die Materialwahl symbolisch die Brücke zwischen alter und neuer Nutzung des Areals schlägt.

Das Fassadenmaterial wurde vom Osnabrücker Kupferfassadenspezialisten KME geliefert. Zum Einsatz gelangte das innovative Produkt "TECU Bond", bei dem die kupferne Metalloberfläche auf einen sogenannten FR-Kern aus Kunststoff mit mineralischen Anteilen aufgebracht wird. Mit "TECU Bond " können auch große Fassadenflächen schnell und kosteneffizient mit Kupfer verkleidet werden. Bei "Carissma" haben sich Architekten und Bauherr für die Oberfläche "TECU Oxid" entschieden. Bei dieser Ausführung ist das Kupfer bereits werkseitig voroxidiert, das heißt sie besitzt statt eines blanken Rotgoldtones von Beginn an einen matten Braunton. Natürlich entwickelt auch "TECU Oxid" im Laufe der Zeit eine unverwechselbare Patina.

Optisch scheint es, als sei ein gewaltiges Kupferblech über das Gebäude gelegt und an den langen Hausseiten nach unten gefaltet worden. Um diesen Effekt zu erzielen, lassen Henn Architekten die Kupferfassade weit über den Baukörper hinausragen und verkleiden auch das an den kurzen Hausseiten überstehende Dach an der Unterseite mit dem Material. Mittlerweile trägt die Fassade eine moiréartige Patina, die ihr einen ganz individuellen Ausdruck, ja Charisma verleiht. (fap)

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