top
Unermüdlich: Wenn es nach dem Fitnessgerätehersteller „Life Span Workplace“ geht, steht im Büro bald niemand mehr still.

Lauf, Bürosklave, lauf!

von Anna Moldenhauer | 03.11.2016

Wie bitte? Sie sitzen noch im Büro? Wie rückschrittlich! Wie ungesund! Und auch ihr Stehpult gilt nur noch als netter Anfang: Wer wirklich en vogue sein möchte, läuft jetzt beim Meeting locker übers Band oder fährt vor seinem Bildschirm entspannt Fahrrad. Willkommen im „aktiven Büro“, einfach ein Tischchen an den outgesourcten Heimtrainer geschraubt und ab geht’s! 

Sie haben gedacht, sie sind auf der Arbeit sicher vor der Fitness? Nix da! Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, der Ausgleich für die gesunde Life-Work-Balance wird gleich am Arbeitstisch erledigt. Laut Prospekt des Fitnessgeräteherstellers „Life Span Workplace“ verbrennen Sie am „Bike Desk“ 190 Kalorien pro Stunde, ihr Frühstücks-Brownie hatte aber schon satte 420 Kalorien! Da geht noch was, hopp, hopp! Der vorbildliche Arbeitnehmer ist jetzt immer in Bewegung, denn das sportliche Multitasking macht produktiv und schützt vor Krankheit. Und das freut den Chef. Jung, gesund und fit zu sein ist schließlich seit eh und je der goldene Schlüssel zum sicheren Arbeitsplatz – wer es da nicht schafft sich auf das Fitnessrad zu schwingen, hat ausgedient und darf in der neuen, dynamischen Arbeitswelt halt leider nicht mehr mitspielen. Wer dazugehören will, muss am Ende des Tages auf dem Hamsterrad einen knackigen Kilometerstand vorweisen können. Die Karriereleiter war gestern, willkommen in der Zukunft! Und jetzt mal Druck auf die Pedale, aber zackig!

Der gute, alte Drehstuhl hat ausgedient. Wie ergonomisch der Heimtrainer und wie bequem das stundenlange Sitzen auf ihm ist, bleibt die Frage.
Angeblich soll das emsige kreisen der Beine die Arbeit am Bildschirm produktiver gestalten. Eine gute Körperkoordination vorausgesetzt.
Stehen oder strampeln: Die Tage, an denen man sich im Bürosessel herumlümmeln konnte, sind gezählt.