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Schlafen wie in einer Hütte
16.09.2015
In Andra Matins Haus lebt man eigentlich die meiste Zeit im Freien – im Schutz von Beton und Pflanzen. Alle Fotos © Paul Kadarisman

Der Architekt Andra Matin hat ein Haus für seine Familie entworfen, das auf einem trapezförmigen Eckgrundstück in einem schönen Wohnviertel in Bintaro, im Süden von Jakarta, steht. Das Haus verfügt über eine großzügige, teilweise überdachte Terrasse im ersten Geschoss, die zur Hälfte mit recycelten Eichenholzplanken versehen ist. Sie ist Mittelpunkt des Hauses und vereint Wohn- und Essbereich, eine Küche sowie einen Swimmingpool. Überdies hat man von hier aus eine unverbaubare Sicht über die Straße auf den benachbarten Park. Der Wohn-, Ess- und Küchenbereich wird von einem schmalen Betonkasten verschattet, der von den Kindern als Gemeinschaftsraum genutzt und lediglich von dünnen Stahlbetonstützen getragen wird. Das kastenförmige Bauelement verfügt über einen Flur, der zum Gemeinschaftsraum und einem gemeinsamen Bad mit Toilette führt.

Die Schlafräume der Kinder sind japanischen Kapselhotels nachempfunden, das heißt, es handelt sich lediglich um eine Art begehbaren Schrank mit Bett, der jedoch isoliert und mit einer Klimaanlage versehen ist. Unter dem Teil der Terrasse, der mit den Eichenholzbohlen ausgelegt ist, befindet sich das eher dunkle Erdgeschoss, das aus einem mit Holz verkleideten Kasten besteht. Hier sind die Unterkünfte für Hausangestellte untergebracht sowie ein Wirtschaftsraum, der an die Bibliothek angrenzt, Einbaukäfige für die Katzen, eine Garage und eine über den Teich führende Rampe, als Zugang zum ersten Stock. Das Elternschlafzimmer nimmt einen relativ schmalen Bereich in der spitzwinkligen Ecke des Grundstücks ein und ist damit vom Hauptgebäude durch eine begrünte Fläche abgeteilt.

Der Zugang vom Haupthaus erfolgt lediglich über eine unbedachte Rampe, das heißt, man betritt de facto ein anderes Haus, das die Anmutung einer kleinen Hütte hat. Das Innere des hüttenähnlichen Schlafraums verfügt über ein Zwischengeschoss mit einer King-Size-Matratze und einen kleinen Durchgang zu einer Wendeltreppe, die durch den Luftraum nach unten zum Badezimmer führt. Das Bad besteht im Prinzip aus einer Art Schrank mit Ankleidezimmer und ist zur Hälfte in die Gartenlandschaft eingelassen. Ein Baum wächst in der Raumecke. Trotz der Öffnung am Ende ist der gesamte Bereich klimatisiert. Das Gestaltungskonzept beschränkt den klimatisierten Raum auf ein Minimum. Dadurch dass der Gemeinschaftsbereich vom Architekten auf der Terrasse im ersten Stock vorgesehen wurde, finden fast alle Familienaktivitäten im Freien statt.

Andra Matin
Andra Matin – oder auch Aang genannt – hat von 1981 bis 1990 an der katholischen Universität Parahyangan in Bandung studiert. Von 1990 bis 1998 war er für Grahacipta Hadiprana tätig und arbeitete zudem freiberuflich. Er zählt zu den Begründern der Arsitek Muda Indonesia Group (Junge Architekten in Indonesien). Nachdem Aang sein eigenes Büro eröffnet hatte, konnte er sich mit seinen ersten Projekten schnell eine Position unter den aufstrebenden Architekturtalenten der Region sichern. Seine Arbeiten werden seither regelmäßig in nationalen und internationalen Publikationen wie GA Houses, Mark Magazine und Habitus vorgestellt und auch in der GA Gallery in Tokio ausgestellt.


Die Ausstellung
Tropicality Revisited – Neue Ansätze Indonesischer Architekten
Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main
bis 3. Januar 2016
Di., Do. bis So. 11 bis 18 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr
www.dam-online.de

Das Katalogbuch
Tropicality: Revisited
hrsg. v. Avianti Armand, Setiadi Sopandi
186 Seiten, IMAJI Publishing
Englisch ISBN: 978-602-9260-27-4

Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung des D.A.M. von Stylepark aus den Beiträgen der Ausstellung ausgewählt.

Von Außen lässt sich kaum erahnen welch spannenden Räume das Gebäude in sich birgt.
Der kleinere Gebäudeteil ist das Bad und das Schlafzimmer der Eltern.
Von der Strassenseite her gibt sich das Haus verschlossen.
Das Erdgeschoss ist zugleich Wohnzimmer und Küche.
Besonders der große Tisch als Mittelpunkt des Hauses war dem Architekten wichtig.
Die Wandschränke bieten genügend Stauraum für Küchenutensilien.
Im ersten Geschoss des Haupthauses befinden sich die Kinderzimmer, sowie ein Bereich zum Lesen und Arbeiten.
Das Elternschlafzimmer.
Das Badezimmer der Eltern.