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Fair zu Mensch und Umwelt

Der Diplom-Umweltwissenschaftler Jörg Hoffmann ist Nachhaltigkeitsmanager beim deutschen Möbelhersteller Wilkhahn. Im Interview zeigt er auf, worauf es dem international agierenden Unternehmen beim Engagement für die Umwelt ankommt, und welche Ziele noch auf der Agenda stehen.
26.10.2023

Anna Moldenhauer: Herr Hoffmann, worauf achtet Wilkhahn bei der Materialauswahl?

Jörg Hoffmann: Zunächst einmal achten wir darauf, dass alle Materialien optimal für ihre Einsatzzwecke geeignet sind. So ermöglichen wir die hohe haptische Qualität und Langlebigkeit unserer Produkte. Auch ist es uns wichtig, dass unsere Produkte emissionsarm sind und zu einer guten Innenraumluft beitragen. Wir spezifizieren beispielsweise nur Holzwerkstoffe mit geringen Formaldehydgehalten. Vergleichbares gilt für unsere hochwertigen Kunststoffe, die teilweise aus recyceltem Material bestehen, oder die schwermetallfreien Lackpulver, die beim Beschichten zum Einsatz kommen. Wir achten weiterhin auch auf die Art und Weise, wie die Materialien erzeugt werden. Deshalb auditieren wir unsere Top-LieferantInnen dahingehend, dass sie Energie effizient einsetzen und Produktionsabfälle möglichst vermeiden. Bereits in der Designphase unserer Produkte versuchen wir durch die Auswahl geeigneter Materialien und Produktionsprozesse, vermeidbare Verschwendung in Form von Energie oder Verschnitten zu eliminieren.

Können Sie da ein Beispiel geben?

Jörg Hoffmann: Wir haben uns beim Drehstuhl "IN" für ein Gestrick statt eines genähten Bezugs im Rücken und Sitz entschieden. So konnten wir Verschnittreste vermeiden, die man zwangsläufig beim Übertragen der Kontur auf die Stoffrollen hätte. Ein Gestrick lässt sich in vielen Konturen erzeugen und hat dabei nur wenige Zentimeter Anfahrfaden, der in die Maschine geht, und dann am Ende eventuell ein kleines Stück Faden. Gegenüber herkömmlichen Stoffen bietet dies ein großes Vermeidungspotential. Das zeigt, dass die Festlegung der richtigen Materialien und Herstellprozesse für uns die große Chance birgt Produkte zu kreieren, die zugleich gut gestaltet und materialeffizient sind. Das ist aber nur ein Aspekt. Denn Sie wissen so gut wie ich, dass ein erfolgreiches Produkt Antworten auf viele Anforderungen und Kundenvorlieben geben muss – an Design und Ästhetik, technische Funktionen und natürlich soziale und ökologische Aspekte.

Sprich es zählen die Details?

Jörg Hoffmann: Genau. Wenn wir uns etwa verschiedene Metalloberflächen anschauen, die Wilkhahn anbietet, dann hat jede ihren Platz. All diese Oberflächen oder Materialien haben spezifische Eigenschaften. Eine polierte Oberfläche ist ästhetisch und braucht keinen zusätzlichen Materialbedarf für eine Beschichtung. Sie wird geschliffen, gebürstet oder poliert und ist dadurch dekorativ. Das ist aus ökologischer Perspektive sehr vorteilhaft. Bei einer pulverbeschichteten Oberfläche wird der Lack mit geringem Energieaufwand aufgebracht.

Bei Wilkhahn verwenden wir schwermetallfreies Pulver, das bei niedrigen Temperaturen schmilzt. So lassen sich dekorative farbige Oberflächen erreichen, die andere ästhetische Möglichkeiten als die polierten Metalle bieten und trotzdem ökologisch sind. Verchromte Oberflächen sind aus der ökologischen und sozialen Perspektive zunächst am kritischsten zu betrachten. Der Verchromungsprozess ist ein galvanisches Veredelungsverfahren, bei dem auch Gefahrstoffe eingesetzt werden. Metallteile werden dabei in einem galvanischen Bad über mehrere Stufen mit dekorativen Metallschichten beaufschlagt. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Galvanik nach strikten ökologischen und sozialen Vorgaben sicher betrieben wird. Auch hier führen wir regelmäßige Audits bei unseren Zulieferern durch, bei denen wir unter anderem bewerten, ob Gefährdungen der Mitarbeiter vermieden und diese Galvanikbäder möglichst lange im Kreislauf gefahren werden, um unnötige Abfälle zu vermeiden.

Jörg Hoffmann

Welche Anforderungen stellt Wilkhahn an die Partnerunternehmen?

Jörg Hoffmann: Als designorientierter Hersteller sind wir auf spezialisierte Zulieferer angewiesen, die nach sozialen und ökologischen Richtlinien agieren. Erst wenn wir sicher sind, dass es sich bei dem Partnerbetrieb um einen ordnungsgemäßen und letztendlich arbeitssicheren wie umweltsicheren Betrieb handelt, darf dieser für uns arbeiten. Wir haben ein System, das unsere Top-Zuliefererbetriebe in einem Zyklus von drei Jahren zu den Themen Umgang mit den MitarbeiterInnen, Arbeitssicherheit, Umweltschutz, erneuerbare Energien et cetera geprüft werden. Wir statten diesen regelmäßig Besuche ab, anstatt uns mit Selbsterklärungen zufrieden zu geben. Dabei hilft es, dass wir in der Regel dauerhafte, langjährige Beziehungen mit den Unternehmen haben. Wir sind der Meinung, dass unsere Verantwortung nicht am eigenen Werkstor beginnt und endet.

Wilkhahn bietet sowohl das Refurbishing seiner Produkte an wie das Recycling. Was bedeutet das für die Abläufe?

Jörg Hoffmann: In den letzten Jahren sind die Stichworte Circular Economy und Zirkularität mehr in den Fokus gerückt. Das hat aus meiner Sicht eine andere Qualität als das, was wir früher als "Kreislaufwirtschaft" zum Umgang mit Abfällen kannten. Schon seit den 90iger Jahren stellt Wilkhahn sich zu Beginn eines Designprozesses die Frage, was nach dem Lebensende unserer Produkte damit passiert. Daher sind diese so aufgebaut, dass einzelne Elemente jederzeit ausgetauscht werden können, wie etwa die schneller verschleißenden Armlehnen oder Rollen eines Drehstuhls. Zirkularität hat auch noch eine andere Dimension – das betrifft bereits die Vorauswahl der Materialien. Die Möglichkeit, dass ein Produkt in technischen Kreisläufen abfallfrei verbleibt, wird in der Designphase gelegt. Das bedeutet auch Kompromisse zu machen. Wesentliche Grundprinzipien sind bei Wilkhahn die Langlebigkeit von Materialien, ein modularer Aufbau des Produkts und möglichst mechanische statt chemische Verbindungen einzusetzen. Unsere Produktion findet überwiegend in Deutschland statt inklusive eigener Polsterkapazität. Somit sind wir in der Lage, Verschleißelemente wie Bezüge auch nach vielen Jahren kundenspezifisch zu akzeptablen Preisen zu erneuern. Für das Thema Zirkularität sind das sehr wichtige Aspekte.

Können Sie mir Beispiele nennen für besonders nachhaltige Produkte von Wilkhahn?

Jörg Hoffmann: Mit Blick auf die Drehstühle ist es klar der "ON", der den Bundespreis Ecodesign, die höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland, erhalten hat, dazu kommt der agile Drehstuhl "IN" – beide Produkte bestehen zu einem großen Teil aus recycelten Materialien und lassen sich zu über 90 Prozent recyceln. Generell sind alle Produkte von uns schadstoffarm. Beim neuen "Yonda" Schalenstuhl haben wir bewusst neue Wege beschritten und uns von herkömmlichem Kunststoff gelöst, um mit einem Bio-Kompositmaterial neue Wege zu gehen, welches zu 70 Prozent aus post-consumer-recyceltem Polypropylen und zu 30 Prozent aus Holzfasern aus Abfallholz besteht. Außerdem ist Yonda so konzipiert, dass die Kreislauffähigkeit durch eine sortenreine Trennung ermöglicht wird.

Wilkhahn hat früh begonnen nachhaltige Produkte zu produzieren, "Picto" aus dem Jahr 1993 beispielsweise wurde in einer kunststoffpositiven Zeit entwickelt und war dennoch bereits sortenrein trennbar. Worin ist diese zukunftsgerichtete Philosophie begründet?

Jörg Hoffmann: Für Wilkhahn ist Nachhaltigkeit schon seit den 80er Jahren die oberste Handlungsprämisse. Damals wurde das Thema fest im Leitbild unseres Verwaltungsrats verankert und beschlossen, dass wir den ökologischen Aspekt unseres Handelns im Zweifel höher werten als schnellen Gewinn. Unser frühzeitiges und ganzheitliches Engagement für Nachhaltigkeit wurde unter anderem mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgezeichnet. Wir überlegen lieber etwas länger, was der Mehrwert eines Produktes sein könnte, statt eine beliebige Massenware zu produzieren, die dann vor der technischen Haltbarkeit oder vor dem ästhetischen Verfallsdatum entsorgt wird. Schon die ersten Möbel von Wilkhahn waren solide gearbeitete Holzstühle – Tischlerarbeiten, in denen man bereits die Grundideen des Bauhauses wiederfinden konnte: Verschwendung vermeiden und Ressourcen effektiv nutzen, durch eine Ästhetik der reinen Form. Die Welt krankt unserer Meinung nach an zu vielen schlechten Produkten, die zu einer unzulässigen Ressourcenverschwendung und Vermüllung führen. Alles, was gestaltet wird, sollte zunächst sinnvoll sein und dann auch möglichst erneut genutzt werden können.

Dazu gehört auch, dass man keinen Trends folgt, wie einer temporär beliebten Farbe.

Jörg Hoffmann: Genau. Das ist natürlich ein Spagat. Warum bestehen wir als Unternehmen? Weil wir unsere KundInnen mit unseren Produkten erfreuen können. Und das heißt, wir dürfen nicht vorgeben, dass wir auf alles eine Antwort hätten. Stattdessen zeigen wir mit unserem Angebot einen Weg auf, bei dem gutem Design, dem effiziente Materialeinsatz und weiteren sozialen und ökologischen Prozessen ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Parallel können wir den KundInnen eine Auswahl für die individuelle Gestaltung geben, indem wir auf das Prinzip der Modularität setzen. Mit Hilfe von wechselbaren Farbschalen können wir auch Trends berücksichtigen, ohne dass das Produkt an sich beliebig wird.

Wilkhahn hat über die Jahre eine Vielzahl von Zertifizierungen erhalten, wie z. B. die ISO 9001 für das Headquarter mit Produktion und die europäischen Vertriebsstellen sowie den Blauen Engel beim Drehstuhl "AT" – warum sind diese für das Unternehmen wichtig?

Jörg Hoffmann: Wenn wir die Zeit und die Chance haben, mit KundInnen direkt zu sprechen, dann führen wir eigentlich immer den Beweis, dass das, was wir tun, Hand und Fuß hat und mit dem Fokus auf Fairness aufgebaut ist – Fairness gegenüber Menschen und gegenüber der Umwelt. Zertifikate haben trotzdem ihre Berechtigung, nämlich in dem Moment, wo ich gar keine Chance habe, die KundInnen direkt zu erreichen. Zudem gibt es auch große Unterschiede zwischen den Märkten und wer entscheidet, was sicher ist. In UK, USA, Australien gibt es beispielsweise eine gewisse Tradition die Produktsicherheit in der Verantwortung des Marktes zu legen. Zertifikate ermöglichen dabei den KonsumentInnen Produkte vermeintlich transparent zu bewerten. In Kerneuropa hingegen gibt es eine starke Tradition des Ordnungsrechts, bei der sichere und umweltfreundliche Produkte vor allem durch die Reglementierung der Inputfaktoren und der Produktionsweisen entstehen.

Woher bezieht Wilkhahn die Energie für die Produktion?

Jörg Hoffmann: Das Bestreben möglichst grüne Energie einzusetzen, ist für Wilkhahn schon lange selbstverständlich. Für welche grüne Energie man sich entscheidet, hängt auch von den örtlichen Gegebenheiten und zum Beispiel der Anzahl der Sonnenstunden ab. Anfang der 1990er Jahre haben wir bereits einen Fabrikanbau nach ökologischen Kriterien realisiert und eine der ersten Photovoltaikanlagen in Norddeutschland eingebaut. Photovoltaik ist zwar mittlerweile eine gute Alternative, die Effizienz hat sich aber erst über die Jahre entwickelt. Durch die Lage unseres Stammsitzes im ländlichen Raum hatten wir zudem eine Nähe zu natürlichen Rohstoffen. Daher konnten wir bereits 2007 ein Blockheizkraftwerk betreiben und Energie wie Wärme aus CO2-neutralen Pflanzenölen wie Rapsöl gewinnen.

Mittlerweile sind wir einige Schritte weiter und setzen seit 2012 auf Wärme aus Biogas, der Rohstoff dafür stammt von den umliegenden landwirtschaftlichen Gebieten. Im letzten Jahr konnten wir so zu drei Vierteln die Wärme, die wir benötigt haben, aus dieser grünen Energie speisen. Lediglich für die Kältespitzen im Jahr reicht die Biomasse-Fernwärme derzeit noch nicht aus, dafür braucht es aktuell noch eine weitere Energieform. Wir erkunden gerade, wie wir den Restanteil mit anderen grünen Energien decken können, sei es Gas oder Wasserstoff. Die technischen Möglichkeiten verändern sich, wie auch die Anforderungen an die Produktion. Das Erfreuliche ist, dass wir heute deutlich weniger Elektrizität verbrauchen als noch vor 20 Jahren. Sprich der Stromüberschuss, aus Sonnenenergie zum Beispiel, ließe sich künftig auch anders planen und einsetzen.

Neben einer Versorgung mit Fernwärme aus Biogas zu 75 Prozent in 2022 hat es Wilkhahn auch geschafft, den Stromverbrauch gegenüber 2019 um 19 Prozent zu reduzieren. Welche Schritte waren hierfür notwendig?

Jörg Hoffmann: Zum einen gab es vor zehn Jahren im Grunde noch keine industriell nutzbare Anwendung für die LED-Technik. Heute bietet diese eine hohe Verlässlichkeit hinsichtlich Leuchtstärke und Dauer, so dass das Umrüsten der Beleuchtungstechnik für Büros, Hallen und Showrooms entscheidend dazu beiträgt, dass wir in der Summe deutlich weniger Strom verbrauchen. Parallel hat sich im Bereich der Maschineneffizienz eine Menge getan. Ein Druckluftkompressor ist heute um 30 Prozent effizienter als vor 20 Jahren. Wir analysieren, wie sich die technische Infrastruktur verändert und wann ein guter Zeitpunkt erreicht ist, um Großverbraucher auszutauschen. Aktuell arbeiten wir zu 100 Prozent mit Ökostrom. Unser Ziel ist es, den Wilkhahn-Stammsitz bis 2025 zu mindestens 80 Prozent klimaneutral zu machen.

Mit Blick auf den Transport setzt Wilkhahn auf möglichst wenig Luftfracht, einer Optimierung der Fahrtrouten und eine effiziente Nutzung des Ladevolumens. Als international orientiertes Unternehmen zählt auch Schnelligkeit – wie stellen Sie sicher, dass die Ware stets termingerecht geliefert werden kann?

Jörg Hoffmann: Durch genaue Planung der Auslieferrouten bis in die Details. Zudem haben wir regionale Dienstleister für den After-Sales-Service qualifiziert. Damit können schnell beim Kunden sein und doch lange Anfahrten vermeiden und Ressourcen schonen. Alle internen Abläufe unterliegen dem PDCA-Ansatz: Plan, Do, Check, Act. Wir prüfen die Anforderungen, planen entsprechend, um diese zu erfüllen, führen aus und schauen dann regelmäßig ob und wie wir nachjustieren müssen, um unseren Premium-Anspruch gegenüber unseren Kunden auf Dauer einzulösen. Dieser Ablauf ist im Rahmen unseres Managementsystems gelebte Praxis. Eine aktuelle Herausforderung zur Vermeidung von Emissionen ist die Organisation der Lieferketten, denn hier geht es oft um internationale Arbeitsteilung. Eine smarte Logistik ist für uns eine der wichtigsten Stellschrauben, in finanzieller Hinsicht wie mit Blick auf die Emissionen, um Fairness gegenüber Menschen und der Umwelt über unser eigenes Werkstor hinaus glaubwürdig zu gestalten.

Ebenso sind die Zeitläufe für die Produkte von Wilkhahn recht lang.

Jörg Hoffmann: Absolut. Produkte, die seitens Wilkhahn in den 90iger Jahren auf den Markt kamen, wie "Confair" oder "Modus“ gehören noch heute zu unserem Angebot. Trotzdem dürfen wir uns nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen.

Was sind aktuelle nachhaltige Ziele und Forschungen von Wilkhahn?

Jörg Hoffmann: Für die Logistik möchten wir in den nächsten Jahren detailliertere CO2 Angaben erheben können, um eine noch größere Transparenz bieten zu können. Ein Zukunftsthema ist auch die ökologische Materialität: hierbei interessieren uns Ideen, die über unser heutiges Angebot an recycelter Wolle oder recyceltes PET hinausgehen. Wir haben bereits vor Jahren das 3D-Druckverfahren mit einem Kunststoff ausprobiert, der aus dem Holzbestandteil Lignin bestand. Das war bereits eine spannende Material- und Prozessinnovation. Wir haben zudem mit unserem Leiter des Designmanagements, Michael Englisch, mit Forschungsinstitutionen zusammengearbeitet, um herauszufinden inwiefern strukturbildende Mycelien, also Pilze, interessant für den Möbelbau sein könnten. Beispielsweise als Ersatz für heute übliche Schaumstoffe. Viele dieser zukunftsweisenden Forschungen sind allerdings noch nicht reif für industrielle Zeitabläufe, weil sie unter anderem zu langsam sind.

Aktuell forschen wir als Praxispartner in einem Projekt an neuartigen leichten Holzwerkstoffen, die praktisch ohne erdölbasierte Klebstoffe und emissionsfrei sind. Viele der neuartigen besonders ökologischen Werkstoffe bieten aber noch Unsicherheiten, die wir unseren Kunden nicht immer zumuten können. Herkömmliche Kunststoffe lassen sich schnell herstellen, sind lichtecht, kratzfest und haptisch angenehm und zeigen nur geringe Schwankungen in der Qualität. Ersetzt man diese durch zum Beispiel Rezyklate, können Schwankungen in zum Beispiel der Farbe und der Struktur deutlich zunehmen. Die spannende Frage wird sein, inwieweit wir unsere KundInnen, die an Perfektion gewöhnt sind, auf diese Reise mitnehmen können. Inwieweit wir eine Akzeptanz dafür schaffen, dass besonders nachhaltig gefertigte Produkte aus zum Beispiel recycelter Wolle und Recyclat-Kunststoff mitunter abweichende Farbnuancen oder einzigartige Faserverteilungen aufweisen. Eine aus meiner Sicht spannende Frage lautet: Inwiefern will der Markt nicht nur die nachhaltige Story, sondern ist auch bereit die mit dem Recyclingmaterial verbundenen optischen und haptischen Veränderungen mitzutragen?

Meine Hoffnung ist, dass diese natürlichen Abweichungen zum Qualitätsmerkmal für ein nachhaltiges Produkt werden.

Jörg Hoffmann: Diese Frage bleibt eine spannende Gratwanderung, da die KundInnen mit ihren Ansprüchen ja wie bereits angesprochen – glücklicherweise – nicht uniform sind. Unsere Aufgabe ist es für die Nachhaltigkeit einen neuen Weg zu finden. Die Zukunft ist noch nicht fertig, wir bei Wilkhahn möchten sie gern gemeinsam mit unseren KundInnen gestalten.

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