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Beobachtungen in Raum und Zeit
von Zimmermann Jörg | 13.06.2012

Leben, bei der Documenta 13 in Kassel steht die Auseinandersetzung mit dem Leben, das Verhältnis vom Menschen zum Objekt, die Relation von Raum und Zeit und damit auch der Ort im Fokus der Betrachtungen. Dass so auch Politik und gesellschaftliche Konstruktionen ins Spiel gebracht werden, verwundert nicht, denn Orte liefern immer auch zeitliche Bezüge, die schließlich selbst, meist mittelbar, auf politische Dimensionen verweisen. Und dann, so fordert es Carolyn Christov-Bakargiev, künstlerische Leiterin der Documenta, sei bitte schön auch die Perspektive von anderen Lebewesen, Hunden zum Beispiel oder Bienen, mitzudenken. Ob das Ergebnis Kunst ist oder auch nicht, verliert an Bedeutung, da alles was getan wird, „von der Kunst zumindest aufgenommen werden könne“. Nun denn. Auch wenn in Kassel nicht alle Werke auf gleichem Niveau spielen, das Murren und Munkeln im Vorfeld der größten Kunstausstellung der Welt ob einer vermuteten Konzeptlosigkeit scheint nach einer ersten Sichtung rasch vergessen. Die Vielzahl der beteiligten Künstler ist überwältigend, die Bandbreite der Arbeiten verstörend und erfrischend zugleich.

Zum Beispiel in der Friedrichstraße. In das dortige alte Hugenottenhaus ist durch das Projekt des Chicagoer Künstlers Theaster Gates endlich wieder Leben eingezogen. Mit Arbeitern aus Kassel und Chicago gemeinsam wurde das seit den 1970er Jahren leer stehende Gebäude wieder nutzbar gemacht. Ein Projekt sozial und praktisch, verschränkt in Ort und Zeit. Gleich nebenan hat Tino Sehgal einen ursprünglich von Arnold Bode gestalteten Saal des Grand City Hotel Hessenland in tiefste Dunkelheit getaucht, die Angst macht beim Betreten und erst wieder weicht, wenn unsichtbare, aber deutliche hörbare Helfer einen unsicheren Weg durch die Finsternis gewiesen haben. Die erduldete Subtraktion einer Wahrnehmungsebene, die den Besucher direkt zur Klärung von Relationen und Abhängigkeiten führt.

Leicht konsumierbar ist die Documenta 13 also nicht. Der Rundgang durch Fridericianum, Documenta-Halle, Kulturbahnhof und die anderen Ausstellungsorte offenbart das tiefe Eintauchen von Carolyn Christov-Bakargiev und ihres Teams in die Komplexität von politischen, gesellschaftlichen, historischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhänge, die oftmals auch eine Verbindung zu lokalen Ereignissen oder Orten ziehen, die wiederum direkt oder über die ausgestellten Arbeiten mit anderen Ausstellungsorten in der Welt, in Kabul, Alexandria oder Alberta in Kanada verbunden sind. Dass inhaltliche Tiefe dennoch – wenn auch nicht zwingend – mit leichter Inszenierung einhergehen kann, beweisen die Arbeiten in der Karlsaue. Um sich die Werke im weitläufigen Park zu erschließen, muss der Besucher sich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Weg machen. Weit verstreut, manchmal versteckt warten die Arbeiten auf die Entdeckung. Auch dort verschränken sich Raum und Zeit für den Besucher zu einer ganz praktischen Dimension.

Documenta 13
Von 9. Juni bis 16. September 2012
Kassel
d13.documenta.de

kung von Quantenpartikeln nach Erwin Schrödinger abgebildet und erörtert. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
gezeigt. Die Präsentation von korrespondierenden Werken an anderen Orten gehört zum Konzept der Documenta 13. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
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ftsstrukturen und dem Scheitern zwischenmenschlicher Kommunikation sucht. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
wahrnehmbare Eigengeräusch überlagert von sich wiederholenden Gebetsfragmenten. Bayrle sucht in seinen Arbeiten wiederholt die Auseinandersetzung mit Begriffen wie Synchronizität und Virtuosität. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
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r im Handyvideo zusammen. Die Installation wird durch Daumenkinos und großformatigen Abbildungen von verpixelten Gesichtern der Mörder komplettiert. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
den Einzelteilen allerdings drastisch verändert. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
ren auf, die Kentrigde schon in früheren Werken verwendet hat. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
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ng. Reyes knüpft mit seinem Projekt an die Idee der Soziatrie von Jacob Levy Moreno aus den 1930er Jahren an. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
grabens und zeigt dank eines elliptischen Getriebes die Zeit durchaus korrekt an. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
earbeitete Objekte in einer minimalistischen Ästhetik arrangiert. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Stylepark
aterialien aus Abbruchhäusern beider Städte zum Einsatz. Entstanden ist so eine Art bewohnbares Labor, in dem die Grenzen von Arbeit und Produktion erforscht und verschoben werden sollen. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hugenottenhaus sind Studien auf Papier und Leinwand im Postkartenformat von Francis Alÿs zu sehen. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
ils und Verbindungen der bisweilen verborgenen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
iv-provokante Formulierungen herumgetragen. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
n, die Verstümmelungen und Narben nach plastischen Operationen nicht verstecken. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
„The Lost Frontier“ wirkt stark dreidimensional. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
onaries)“ von Sanja Ivekovic in der Neuen Galerie. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
en sind aus fünfzig Jahrgängen des amerikanischen Magazins „Life“ ausgeschnitten und auf dünnen Holzstäben montiert. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
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Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
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, Stylepark
einem still gelegten Gleis auf die wechselhaften mechanischen Bewegungen der Züge verweist. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
ermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
ptimistischer Hingucker: bisweilen steigt weißer Rauch aus dem kleinen Schornstein der Hütte auf. Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
Foto © Jörg Zimmermann, Stylepark
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