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Die Wände des "Bonechina" sind mit rautenförmigen, blau-anthrazitfarbenen Fliesen überzogen – ein Verweis auf das Muster der für die Region typischen Apfelweingläser.

Blauschwarz Geripptes

​Die neue Bar "Bonechina" in Frankfurt am Main setzt auf glänzend dunkle Trinkkultur.
von Anna Moldenhauer | 19.06.2017

Das verschlafene Räuber Hotzenplotz-Ambiente aus Fachwerkhäusern in Frankfurt Alt-Sachsenhausen verwandelt sich im Dunkel der Nacht in eine blinkende, lärmende Absturz-Meile aus Kneipen, Imbissbuden und Diskotheken. Wer zur später Stunde in den engen, verwinkelten Gassen über das Kopfsteinpflaster stolpert, vermutet nicht, dass sich in einem der Häuschen eine kleine, aber fein gestaltete Bar verstecken könnte.

Das Innenarchitektur-Studio Aberja hat mit der Bar "Bonechina" für die Lindenberg Gruppe mitten im Ballermann von Frankfurt am Main die Tonart geändert: Schräg gegenüber vom im letzten Jahr eröffneten Libertine Lindenberg Hotel sitzt man in Wohnzimmeratmosphäre auf Walter Knoll Stühlen im Mid-Century Stil. Genippt wird an einer feinen Auswahl von Cocktails und das Tonic-Water kann man sich bei Bedarf selbst aus einem großen Origami-Keramikelefanten zapfen, der in der Mitte des Raumes thront.

Frankfurter Fliese

Die Wände sind mit rautenförmigen, blau-anthrazitfarbenen Fliesen überzogen, die das Licht der kleinen Deckenstrahler reflektieren. Sie sind eine Sonderanfertigung von Kaufmann Keramik und sollen auf das Muster der für die Region typischen Apfelweingläser verweisen, so der Architekt Robin Heather von Aberja. Folgerichtig wurde dem guten Stück der Name "Frankfurter Fliese" verpasst. Die besteht aus geneigten, symmetrischen und asymmetrischen Flächen und soll in ihrer Funktion als Wandbelag an die Haut eines Elefanten erinnern. Bei so viel Fliese musste das Kind auch einen passenden Namen bekommen – was läge da näher als das "Bone China", das edle Knochenporzellan.

Symmetrie und Kontraste gehören zu den Hauptthemen der Bar: Warm anmutendes Birnenholz zieht sich durch das Interieur bis zu den Bodenplanken. Ihm gegenüber steht das mattierte Messing der Stuhlbeine und Armaturen. Damit Letztere messingfarben schimmern, haben Aberja keine Mühen gescheut: Den Temperaturreglern hat man mühselig das Chrom vom Pelz geschliffen. Und auch die Frankfurter Raute findet sich überall: Von den Einlassungen in den Wänden, die der Dekoration ein Zuhause bieten, über die Fliesen bis zu den Akustikpanelen an der Decke steht alles im Zeichen des Gerippten.

Das Konzept von Bonechina hält die maximal 20 Gäste, die in die Bar passen, nicht auf Abstand, man darf sich unter Anleitung seine Drinks selbst verfeinern, zum Beispiel mit aromatisierten Eiswürfeln. Das allerdings nur wochentags. Denn auf das übliche Publikum, das am Wochenende durch die Gassen tobt, hat der Barchef Sven Riebel so gar keine Lust. Er wünscht sich ausgewählte Stammgäste, die die intime Stimmung des Etablissement zu schätzen wissen, anstatt sich dem Wirkungstrinken hinzugeben. Falls man den Keramikelefanten unbedingt am Wochenende einen Besuch abstatten möchte, kann man die Bonechina Bar aber auch mieten. Den lebenden Dickhäuter sollte man allerdings besser immer zu Hause lassen, schließlich steht schon an der Tür der Bar "No elephants allowed". Der Porzellan-Fliesen wegen, Sie verstehen.

Kontakt Bar

Rittergasse 64
Frankfurt am Main, Deutschland

Telefon: +49 15 23 43 28 128