Mit der Symbolik ist es so eine Sache, selbst in der Werbung, in der die Ansprüche naturgemäß etwas weniger hoch angesetzt werden müssen. Es beginnt jedenfalls gleichzeitig in Budapest, in Berlin, aber auch in London, Prag, Rom. Selbst die Niederlande, Finnland, ja sogar Schloss Neuschwanstein scheinen betroffen. (Seltsam, dass sich Horst Seehofer bislang nicht zu Wort gemeldet hat.) Offenbar geht wieder einmal ein Gespenst um, in Europa.
Aber nein, nicht der Kommunismus ist zurückgehrt, womit wir es zu tun haben, ist eine Art Verbindungs- oder Zentralisierungssyndrom, das mit einer Trübung des Realitätssinns einhergeht und typischerweise bei Unternehmen der Telekommunikation aufzutreten scheint. Und ja, es geht auch um Architektur. Und die soll hier nicht nur symbolisch oder allegorisch für all die Menschen stehen, die miteinander kommunizieren und das mit der Telekom tun sollen, sondern auch für eine bedenkliche, vorzugsweise im Virtuellen auftretende Tendenz, selbst Standortfestes und Festgefügtes nach Belieben verschieben, und manipulieren zu können.
„Wir verbinden Menschen in Europa“, heißt es am Ende des TV-Clips, der in den letzten Monaten gesendet wurde. Sollte ihn jemand lustig, gar ironisch finden, wir nehmen alles sofort zurück, auch wenn nichts darauf hinweist, so verstört wie die Menschen dreinblicken, denen soeben das Brandenburger Tor, Big Ben, das Colloseum ... abhanden kommen, bei schönstem Sonnenschein, versteht sich. Und all das nur, damit sich ein Paar auf einer Brücke mit einem mächtigen „T“-Pfeiler in der Mitte über stürzenden Wassern in einer ebenso langweiligen wie virtuellen Kapitale begegnen kann. Europa rückt zusammen, die öde Phantasie der Werber kennt nur die allerschönsten Projektionen. Es ist eine noble Aufgabe, Menschen miteinander zu verbinden. Aber bitte, lasst die Bauwerke, wo sie sind. Von Roaming-Gebühren und anderen Realitäten wollen wir erst gar nicht reden.