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Gut in Form
Anna Moldenhauer: Was war die Idee, als ihr 2023 den Stuhl "Marie" entworfen habt?
Hoffmann Kahleyss Design: Wir wollten einen möglichst kissigen Stuhl machen, der die Anmutung eines Kopfkissens im Rücken hat und dadurch höchsten Sitzkomfort vermittelt. Wir wollten sozusagen die lässige Ausstrahlung von "Leya" noch mal auf eine neue Stufe heben.
Inwiefern habt ihr die Familie dann weiterentwickelt?
Hoffmann Kahleyss Design: Schnell kam vom Vertrieb die Anforderung, auch eine Gestellversion in Holz zu entwickeln. Zudem ist auch das dynamische Sitzen in Form einer Dreh-Rückhol Funktion immer mehr gefragt, so dass wir hierfür sowohl eine Version mit Mittelsäule als auch ein Drehgestell in Holz entwickelt haben. Auch gibt es inzwischen einen Barhocker. Zuletzt wurde die Serie durch Sessel erweitert, die es in verschiedensten Ausführungen gibt: Als Niedrig-und Hochlehner mit verschiedenen Gestellen und, anknüpfend an den Erfolg des "Leya Swing Seats", auch als deckenmontierte Schaukel.
"Marie" ist formal lässig wie elegant und vor allem sehr komfortabel. Wie habt ihr es geschafft, die Kontraste in der Form wie im Material in eine Balance zu bringen?
Hoffmann Kahleyss Design: Ein auffälliges gestalterisches Merkmal des Stuhles sind die sich weit öffnenden Armlehnen, die einerseits eine einladende Geste sind, andererseits ein entspanntes Sitzen ermöglichen, weil man in seiner Sitzposition nicht so festgelegt ist. Die Eleganz wiederum wird durch den Rückenbügel unterstrichen, der sich sanft und dennoch präzise in das Rückenkissen einschmiegt.
Die Polsterung behält auch nach langer Zeit ihre Form, wie hat ihr das erreicht?
Hoffmann Kahleyss Design: Der Stuhl hat, besonders im Rücken, einen sehr komplexen Aufbau. Über eine ergonomisch geformte Sperrholzschale, die dem ganzen Halt gibt, wird ein Kissen aus Kunstdaunen gestülpt, die ihrerseits, im Gegensatz zu Naturdaunen, eine hohe Rückstellkraft haben. Diese Konstruktion gewährleistet einen dauerhaft hohen Sitzkomfort, ohne dabei die Form zu verlieren.
Für die Bezüge steht eine Vielzahl von Stoff- und Lederbezügen zur Auswahl, inwiefern kann die Kollektion noch individualisiert werden?
Hoffmann Kahleyss Design: Eine weitere Individualisierung kann über die Gestelle erfolgen, die es in Stahl und in Holz in einer großen Vielfalt an Farben und Holzoberflächen gibt.
Warum reizen euch weiche, organische Formen im Möbeldesign?
Hoffmann Kahleyss Design: Einerseits sind weiche Formen einladend und strahlen ein Gefühl der Behaglichkeit aus. Andererseits fühlt man sich als GestalterIn ein bisschen wie BildhauerInnen, die aus Holz, Stahl und Schaum eine Skulptur erschaffen, auf der man bequem sitzen kann und die man auch als Objekt gerne um sich hat.
Warum liegt euer Fokus für die Produktbezeichnung bei Freifrau auf weiblichen Namen?
Hoffmann Kahleyss Design: Das hat mit der von Anfang an angestrebten weiblichen Ausstrahlung der Möbel zu tun, die man durch weibliche Namensgebung noch unterstreichen wollte.
Ihr begleitet den Weg von Freifrau seit dessen Gründung im Jahr 2011 als künstlerische Leitung. Wie hat sich das Unternehmen aus eurer Sicht weiterentwickelt?
Hoffmann Kahleyss Design: Freifrau hat sich quasi von einer Garagenfirma, mit Büro im Keller und Polsterentwicklung auf dem Dachboden, zu einem mittelständigen Unternehmen entwickelt, das inzwischen mit großem eigenen Firmengebäude mit Logistik und Montagezentrum und einer eigenen Ausstellung dasteht. Die Produktpalette wurde kontinuierlich erweitert. So sind zu den Stühlen, die die eigentliche Kernkompetenz darstellen, Sessel, Sofas und Outdoormöbel dazugekommen. Aus unserer Sicht hat sich Freifrau zu einer Marke entwickelt, wozu wir sicherlich durch das Entwickeln einer Freifrau spezifischen Bildsprache in unseren Fotoshootings und den von uns geplanten Messeständen mit beigetragen haben.
Christoph und du habt beide auch einen handwerklichen Hintergrund – inwiefern ist das für eure Zusammenarbeit mit Freifrau nützlich?
Hoffmann Kahleyss Design: Freifrau nennt sich ja Manufaktur und tatsächlich ist die Fertigung sehr handwerklich geprägt. Wir begleiten die Entwicklung unserer Möbel von Anfang an und arbeiten eng mit den Zulieferern zusammen. Da ist es sehr hilfreich, dass man selbst mal in einer Werkstatt gearbeitet hat und dadurch ein besseres Verständnis für handwerkliche Prozesse hat.
Freifrau ist ein Familienunternehmen und produziert in Ostwestfalen. Inwiefern adressiert ihr die Nachhaltigkeit in eurer gemeinsamen Arbeit, abgesehen von der langen Lebensdauer der Möbel? Sind die Einzelteile zum Beispiel leicht voneinander zu trennen?
Hoffmann Kahleyss Design: Natürlich trägt die regionale Produktion zur Nachhaltigkeit der Möbel bei, weil hier lange Transportwege vermieden werden. Grundsätzlich sind auch die Einzelteile der Stühle wie die Gestelle leicht trennbar und können gut ausgetauscht bzw. sortenrein getrennt werden. Auch sind die meisten Bezüge austauschbar und die Stühle werden bei Bedarf von Freifrau neu bezogen, was die Lebensdauer verlängert. Allerdings werden noch häufig die Schäume mit den Schalen verklebt, was die Trennbarkeit erschwert. Dieses Problem wollten wir bei "Marie" angehen und haben bei der Rückenlehne lange an einer Lösung getüftelt, bei der der Schaum nicht mehr verklebt werden muss, sondern in Form eines Daunenkissens einfach über eine Holzschale gezogen wird.
Welches Möbel fehlt noch in der "Marie"-Familie?
Hoffmann Kahleyss Design: Eigentlich ist die "Marie"-Kollektion schon ziemlich rund, aber ein großer Wunsch von uns wäre es, nochmal ein Sofa für Freifrau zu entwickeln. Vielleicht passend zu Marie.