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Gipfeltreffen mit Zaha Hadid - Die neue Hungerburgbahn
von Vera Siegmund | 26.02.2008

Man könnte meinen, die Vision der "alpinen Architektur" von Bruno Taut sei ein Stück weit wahr geworden: Mit den für sie typischen hybriden Freiformen greift die Architektin Zaha Hadid Tauts utopische Idee der Verschmelzung von Architektur und Natur auf und verwandelte jetzt die Strecke der Innsbrucker Hungerburgbahn in eine Kunstlandschaft par excellence.
Die 1,8 Kilometer lange Standseilbahnverbindung vom Innsbrucker Stadtzentrum in das alpine Naherholungsgebiet Nordkette auf einer Höhe von über 2000 Meter umfasst vier Stationsgebäude und die 242 Meter lange Schrägseilbrücke über den Inn. Die frei stehenden Schalenkonstruktionen der Stationsgebäude sind mit hochglänzenden thermogeformten Glasdächern überspannt, die den Boden kaum zu berühren scheinen. Rochenartig breitet sich das Dach der Station Hungerburg aus, als sei es bereit, jederzeit abzuheben und weiter zu schweben. Mit den organisch fließenden Formen und ihren eisähnlichen Materialoberflächen fügen sich die Gebäude wie bizarre Gletscherzungen in die Landschaft ein - um in den Wintermonaten, von Schnee bedeckt, vollends mit ihr zu verschmelzen.Auch die beiden dynamischen Pylone der Inn-Brücke mit ihrer Neigung entgegen den Zugkräften setzen einen stark skulpturalen Akzent. Vor allem nachts scheint sich die Statik der Brücke aufzulösen. Unterstützt durch eine geschickte Beleuchtung des Brückenkörpers mit Lichtleisten an den Geländern und eine dezente Hervorhebung der Seile im unteren Bereich, schlängelt sie sich wie ein schwebendes Lichtband über den Fluss. Wenn die Wagen der Bahn die Brücke passieren, werden sie von ihrem Licht erfasst und huschen als hell leuchtende Lichtkörper dahin.
Für die Lichtlösung zeichnet die Zumtobel-Gruppe verantwortlich, die neben zahlreichen anderen Spezialfirmen an der technischen Umsetzung des 50,7 Millionen Euro-Projekts beteiligt war und dafür sorgte, dass das neue Wahrzeichen Innsbrucks, von dem sich Marketingstrategen und Bauherr so etwas wie den Bilbao-Effekt versprechen, auch bei Nacht als solches wahrgenommen wird.