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FEATURED STORY
Normen hinterfragen

Mit "J*GAST" setzen fünf Kreative dem klassischen Prinzip der Einbauküche ein starkes System entgegen: Sven Petzold und Tobias Petri, Geschäftsführer der Küchenmanufaktur Holzrausch, haben mit den DesignerInnen Ana Relvão, Gerhardt Kellermann und Jan Heinzelmann in den letzten Jahren regelmäßig die Köpfe zusammengesteckt und ein Konzept entwickelt, das nun marktreif ist.
von Anna Moldenhauer | 06.04.2022

Statt mit traditionellen Korpussen weiterhin Tetris spielen zu müssen, bietet J*Gast einen komplett neuen Ansatz für die Küchengestaltung: "'J*GAST' heißt nicht mehr Korpusküche, nicht mehr standardisiertes Modul. Es ist ein patentiertes Rahmensystem, in dem durch Einklinken von Bauteilkomponenten ein zeitgemäßes Küchenmöbel entsteht", so Christian Brandes, Geschäftsleiter von J*Gast. Statt vieler Kästen benötigt man nur noch eine Seitenwange und einen Boden. Der obere Abschluss ist nicht mehr Teil des Korpus, sondern stellt bereits die Arbeitsfläche dar. Da alle Elemente erst vor Ort ineinandergesteckt werden, nehmen diese beim Transport auch weniger Raum ein. "Gereizt hat uns der Spagat zwischen der Flexibilität einer handwerklich hergestellten Schreinerküche sowie der industriellen Produktion und Denkweise. Weg von der Massenkonfektion, hin zur individuellen Küche, basierend auf den Möglichkeiten, die uns die Industrie 4.0 bietet", so Jan Heinzelmann vom Design Studio OHA. Das Ziel war ein zeitgemäßes, ehrliches und hochwertiges Architekturmöbel, sagt er.

Die etablierten Prinzipien zu hinterfragen hat sich gelohnt: "J*GAST" bietet ein flexibles System aus hochwertigen Materialien in ästhetischer Gestaltung und ist von A bis Z nachhaltig gedacht. "Für ein Beispiel haben wir das Design einer L-förmigen Küche genommen und gesehen, dass wir mit der Hälfte der Teile auskommen, die man für eine Standard-Korpusküche brauchen würde", so Tobias Petri. Statt der oft üblichen Verblendung aus melaminbeschichteten Spanplatten besteht "J*GAST" aus echtholzfurnierten Bauteilkomponenten und Massivholzschubläden, farbig lackiert oder naturbelassen. Die robusten Arbeitsplatten werden vorwiegend aus heimischen Natursteinen oder Terrazzo gefertigt oder sind mit dem Nano-Schichtstoff Fenix beschichtet. Jeweils nur zwei Zentimeter dick und durch eine markante horizontale Zäsur des Griffbalkens deutlich vom Korpus abgesetzt. Der Griffbalken aus Massivholz ist das zentrale horizontal gliedernde Element der Küchen von J*Gast und ersetzt als präzise gefräster Eingriff sichtbare Griffe auf der Küchenfront. Das Konzept ermöglicht den KundInnen auch eine Anpassungen an ihr individuelles architektonisches Umfeld, allerdings in einem Rahmen, den das Team vorab abgesteckt hat. Die kuratierte, grafische Handschrift der J*Gast Küchen soll stets erhalten bleiben. "Durch seine Konstruktion ist 'J*GAST' viel individueller als Korpusküchensysteme. Es ist nicht nur möglich offene und geschlossene Elemente zu kombinieren, es erlaubt auch eine vielfältige Kombination von innen- und aussenliegender Fronten, die die den Charakter einer Küche völlig verändern", so RelvãoKellermann.

Die Materialien, die verwendet werden sind echt – "f*ck the fake" sozusagen, ein Statement, das Art Direktor Mike Meire gewählt hat und das "J*GAST" mit der Ästhetik prägt. "Es hat eine andere Wertigkeit, wird zum Möbelstück", so Tobias Petri von Holzrausch. Alles andere hätte auch verwundert, da Holzrausch bereits seit 1998 hochwertige Architekturmöbel und Innenausbauten mit klarer Formensprache aus Holz, Glas, Naturstein und Metall realisiert. Für die Marke J*Gast entsteht nun in der Blumenstraße in der Altstadt von München ein Showroom. "Wir werden weiter zusammenarbeiten und nach Möglichkeiten suchen, das System noch auszubauen und gleichzeitig den Dialog mit Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen im Rahmen von Open Table Events zu fördern", so RelvãoKellermann. Die ersten etwa 80 realisierten Küchen mit J*Gast zeigen bereits, dass Faktoren wie Nachhaltigkeit, individuelles Design und eine maßgeschneiderte Küche für das Team keine Floskeln sind, sondern Herausforderungen, denen sie sich erfolgreich gestellt haben.