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Krise? Welche Krise?
von Daniel von Bernstorff | 25.03.2009

Erst in den Gesprächen mit den Verantwortlichen wurde die angespannte Lage, in der sich natürlich auch dieser Industriezweig befindet, deutlich. Umso wichtiger erscheint momentan die klare Positionierung im Markt, das Herausstellen von spezifischen Kompetenzen und die Flexibilität und Wendigkeit in der Unternehmensführung. Einige Beispiele, bei denen dieses Verhältnis zu stimmen scheint:

Die Traditionsmarke Vola aus Dänemark setzt seit Jahrzehnten konsequent auf Qualität, zeitloses Design und die Weiterentwicklung der Entwürfe von Arne Jacobsen. Es geht nicht vorrangig um den spektakulären Auftritt, sondern stets um unbestechliche Qualität verbunden mit Innovation. Das Spektakuläre liegt bei Vola oft im Detail. Der auf der ISH vorgestellte Handtuchhalter „T39" stellt in Sachen Technik und Design eine kleine Revolution dar. Als modulares Einbausystem, bei dem alle technischen Details in der Wand verborgen liegen, ist der „T39" als flexibles System von Heizstäben aufgebaut, der bei der Badgestaltung enorme gestalterische Freiräume eröffnet. Ein Handtuchhalter als technisch innovatives und gleichsam skulpturales Element. Dazu die freistehende Duscharmatur „FS3" mit Thermostat, wie der „T39" gestaltet von Aarhus Arkitekterne A/S. Wie ein natürlicher Regenschauer rauscht einem das Wasser entgegen. Vola setzt erfolgreich auf das Zusammenspiel von Tradition und Innovation. Ein erfolgversprechendes Konzept.

Die beiden italienischen Hersteller Kos/Zucchetti haben sich kürzlich zu einer Firmengruppe zusammengeschlossen. Eine Fusion, die vielfältige Möglichkeiten eröffnet. Nach mehreren Jahren Entwicklung wurde auf der ISH die neue Kollektion „Faraway" des Designerduos Ludovica + Roberto Palomba vorgestellt. Badewannen, Waschbecken, Badmöbel, Accessoires und Armaturen - nun kommt alles aus einer gestalterischen Hand. Mit gewohnter Stilsicherheit und Emotionalität haben die Palombas eine kleine neue „Badwelt" erschaffen, die mit dem „Faraway Pool" selbst ein privates Spa mit einschließt. So scheinen auch Kos/Zucchetti mit ihrem neuen gemeinsamen Konzept gut für die kommenden Zeiten gerüstet.

Das 1896 gegründete Traditionsunternehmen Alape aus Goslar, das seit 2001 zur Dornbracht- Gruppe gehört, überraschte mit einer Reihe neuer und innovativer Produkte. So gab es die neue Linie „Crystalline" zu sehen, die kristalline Formen aus der Natur aufgreift und in feingliedrige Geometrien übersetzt. Die Becken aus glasiertem Stahl zeigen eindrucksvoll das Revival dieses Werkstoffs im Design, für den Alape seit langem eine Kernkompetenz besitzt.
„Gerade in diesen Zeiten kommen die Kernkompetenzen von Alape zum Tragen: Kern- und Basiswissen, Tiefe, Ehrlichkeit und das richtige Miteinander von Manufakturtradition und Innovationskompetenz. Und natürlich entstehen im engen Verbund mit der Mutterfirma Dornbracht Synergien, die sich beispielsweise bei „Crystalline" zeigen, das wir zusammen mit „Supernova" von Dornbracht präsentieren", so beschreibt Carsten Müller, CEO von Alape, die Unternehmensstrategie.
Wer den Produktionsstandort von Alape in Goslar einmal besucht hat, kann diese Einschätzungen nachvollziehen und bestätigen.
In einer spektakulären Architektur von Mike Meiré wurde auf der ISH bei Dornbracht die Premiere der „Supernova" Linie von Sieger Design gefeiert. Die skulpturale Qualität der Armatur dient hier als Ausgangspunkt für eine neue Form der Badarchitektur, die alle Funktionen und Zonen des Bades auf einer Insel inmitten des Raumes verortet. Die Armaturserie ist ausschließlich in hochglänzenden Oberflächen erhältlich, da der Spiegelungseffekt eine herausragende Rolle spielt. Um Dornbracht muss man sich nach diesem Auftritt gewiss keine Sorgen machen. Der türkische Hersteller VitrA Bad mit dem irreführenden Namen hat sich in den letzten Jahren eine feste Stellung im High End Segment gesichert. Ursächlich dafür war sicher die Zusammenarbeit mit dem walisischen Stardesigner Ross Lovegrove, die auf der ISH einen neuen Höhepunkt fand. Die neue „Freedom"- Kollektion, mit ihren organischen und geschwungen Formen ein unverkennbarer „Lovegrove", möchte im Bad eine Atmosphäre erzeugen, bei der nichts an den Alltag erinnert. Entspannung und geistige Freiheit sollen im Mittelpunkt stehen, wie es VitrA selbst formuliert. Dafür hat sich Lovegrove, detailversessen wie immer, völlig von der üblichen Formgebung im Badbereich gelöst und selbst die Armaturen entworfen, so dass ein futuristisches Gesamtkonzept entsteht.
Mit VitrA Bad, das neben den extravaganten Lovegrove-Entwürfe im Übrigen auch ein solides Vollsortiment anbietet, wird auch in Zukunft zu rechnen sein.

Wie wohl kein Zweiter hat sich das Unternehmen Axor/hansgrohe mit der Zukunft des Bades im Gesamtumfeld des Wohnens beschäftigt. Die auf der ISH vorgestellte Axor Urquiola Kollektion, mit der die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Patricia Urquiola fortgeführt wird, ist als ein Plädoyer für einen individuellen Stil-Mix im Bad zu verstehen. Verschiedene Stile und Objekte verschmelzen zu etwas Neuem und Persönlichem, das Bad wird zu einem ganz individuellen Rückzugsraum, der die klassische Trennung zwischen Bad und Wohnen auflöst. Ein Konzept für die Zukunft? Man wird es sehen. In jedem Fall hat Axor/hansgrohe die Tür für eine solche Entwicklung weit aufgestoßen.

Der italienische Hersteller Ceramica Flaminia, der durch die Art Direktion von Giulio Cappellini in den letzten Jahren sein Profil stärken konnte, setzte auf der ISH in einem eher klassischen Auftritt auf die Präsentation einer Reihe von Neuheiten des jungen französischen Designers Patrick Norguet und einiger Produkte von Giulio Cappellini selbst.

Die Europapremiere des japanischen Herstellers Toto lässt den nachhaltigen Einstieg eines neuen Players am High End Markt im Badbereich erwarten. Siehe hierzu Zimmerregen oder Beobachtungen in der Wohlfühlzone Teil 2

Die ausgesuchten Beispiele zeigen deutlich, mit welchen Tugenden und Alleinstellungsmerkmalen sich die Unternehmen für die kommenden Zeiten zu wappnen suchen. Dort, wo das Bekenntnis zu Tradition, Qualität und Manufaktur einhergeht mit dynamischer und flexibler Unternehmensführung und innovativer Kraft, wird der dauerhafte Erfolg nicht versagt bleiben.

Faraway by Ludovica + Roberto Palomba for KOS/Zucchetti
Faraway by Ludovica + Roberto Palomba for KOS/Zucchetti
Axor Urquiola by Patricia Urquiola for AXOR/Hansgrohe
Axor Urquiola by Patricia Urquiola for AXOR/Hansgrohe
Axor Urquiola by Patricia Urquiola for AXOR/Hansgrohe
Supernova by Sieger Design for Dornbracht
Supernova by Sieger Design for Dornbracht
Supernova by Sieger Design for Dornbracht
Crystalline by Alape
Crystalline by Alape
FS2 by Aarhus Arkitekterne A/S for Vola
Freedom by Ross Lovegrove for VitrA Bathroom
Toto
Toto
Void by Fabio Novembre for Ceramica Flaminia
Faraway by Ludovica + Roberto Palomba for KOS
Faraway by Ludovica + Roberto Palomba for KOS
Faraway by Ludovica + Roberto Palomba for KOS
Axor Urquiola by Patricia Urquiola for AXOR/Hansgrohe
Axor Urquiola by Patricia Urquiola for AXOR/Hansgrohe
Supernova by Sieger Design for Dornbracht
Supernova by Sieger Design for Dornbracht
Supernova by Sieger Design for Dornbracht
Crystalline by Alape
FS3 by Aarhus Arkitekterne A/S for Vola
T39 by Aarhus Arkitekterne A/S for Vola
Freedom by Ross Lovegrove for VitrA Bathroom
Toto
Toto
Volo by Alessio Pinto for Ceramica Flaminia
Plate by Patrick Norguet for Ceramica Flaminia