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"VAL" Kollektion von Laufen

STYLEPARK LAUFEN
Das Bewusstsein schärfen

Cristiane Kopp, Nachhaltigkeitsmanagerin beim Schweizer Badspezialisten Laufen, erklärt im Interview, welche Themen derzeit im Fokus ihrer Arbeit stehen und warum die Kreislaufwirtschaft auf lokaler Ebene eingeführt werden sollte.
30.11.2023

Anna Moldenhauer: Frau Kopp, was sind die Beweggründe für die Nachhaltigkeitsstrategie von Laufen?

Cristiane Kopp: Unsere Strategie basiert auf drei Säulen: Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft sowie Mensch und Gesellschaft. Durch Investitionen in Innovationen, die uns den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ermöglichen, reduzieren wir schrittweise und kontinuierlich unsere Treibhausgasemissionen und leisten einen aktiven Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Wir bemühen uns auch um eine enge Zusammenarbeit mit Interessengruppen außerhalb unserer eigenen Organisation, da wir glauben, dass wir mehr erreichen können, wenn wir unsere Nachhaltigkeitsziele aufeinander abstimmen. Wir haben intern viele Prozesse angestoßen, aber wir können noch viel mehr erreichen, wenn wir auch externe Interessengruppen einbeziehen.

Wie wollen Sie das Ziel der Emissionsfreiheit erreichen?

Cristiane Kopp: Wir haben gerade den weltweit ersten Elektroofen für die Herstellung von Sanitärkeramik auf den Markt gebracht, der nicht nur vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben wird, sondern auch nur zwei Drittel der Energie benötigt, die ein herkömmlicher Ofen benötigt. Dies ist ein bedeutender Meilenstein, der das Potenzial hat, die gesamte Branche zu revolutionieren. Darüber hinaus berechnen wir auch unsere Scope-3-Emissionen im Detail, da sie den größten Teil unserer Emissionen ausmachen und die THG-Emissionen umfassen, die mit der Materialbeschaffung, den Transporten und dem Ende der Lebensdauer eines Produkts verbunden sind, um nur einige zu nennen.

Cristiane Kopp

Welche Initiativen laufen parallel dazu?

Cristiane Kopp: Wir wollen unsere gesamte Produktion mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen. Deshalb investieren wir in PV-Anlagen zur Erzeugung von sauberer Energie vor Ort sowie in die Entwicklung neuer Technologien, die es uns ermöglichen, vollständig von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Parallel dazu arbeiten wir daran, die Wiederverwendung oder das Recycling von Rohstoffen, Wasser und Energie zu erhöhen und gleichzeitig unseren Verbrauch von Kunststoffen, insbesondere von Einwegkunststoffen in Verpackungen, zu minimieren. Genauigkeit und Transparenz in der Kommunikation sind für uns ebenfalls ein wichtiges Thema, da verwirrende oder irreführende Nachhaltigkeitsbotschaften die KundInnen daran hindern, die richtige Produktauswahl für ihre Projekte zu treffen.

Wie kann ein zirkulärer Ansatz mit den aktuellen Laufen-Produktlinien umgesetzt werden?

Cristiane Kopp: Wir gehen die Kreislaufwirtschaft auf drei Ebenen an: interne Produktionsprozesse, die Produkte in ihrer Design-, Nutzungs- und End-of-Life-Phase und die sanitäre Infrastruktur als Ganzes. Um Ihnen einige Beispiele dafür zu geben, was wir auf Produktebene tun: Toilettensitzbezüge können während des Transports zerkratzt werden, weil sie sich in ihrer Kartonverpackung bewegen. Bis vor kurzem wurde eine dünne Folie aus Polyethylenschaum verwendet, um die Reibung zwischen dem Toilettensitzbezug und der Kartonverpackung zu verhindern. Gemeinsam mit unserem Verpackungslieferanten haben wir eine Verpackung entwickelt, deren Innenseite mit Kreide ausgekleidet ist, was alle Kratzer verhindert und den Polyethylenschaum überflüssig macht. Die neue Kartonverpackung kann weiterhin normal recycelt werden, und wir sparen ca. 1,7 Tonnen Schaumstoff pro Jahr ein. Die Entwicklung dieser Verpackungslösung bleibt nicht auf Laufen beschränkt, sondern wir hoffen, dass andere Hersteller sich inspiriert fühlen, diese Lösung ebenfalls zu übernehmen. Ein weiteres Beispiel auf Produktebene ist die neue Zusammensetzung unserer Marbond-Duschwannen, bei denen wir das herkömmliche, auf fossilen Brennstoffen basierende Harz durch ein Harz aus recycelten PET-Flaschen ersetzt haben.

Die Entwicklung dieses neuen Materials ist das Ergebnis einer langen Forschungsphase, in der wir auch den Ersatz von mineralischen Verbindungen durch biologische Materialien wie Reishülsen oder die Verwendung von biologischen Harzen getestet haben. Letztendlich haben wir festgestellt, dass die Verwendung von PET-Recyclingharz die größte Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks unserer Marbond-Duschwannen ermöglicht. Wir sehen uns auch in der Verantwortung, einen Beitrag zur Lösung von Problemen im Zusammenhang mit der allgemeinen sanitären Infrastruktur zu leisten. Auch wenn wir diese Probleme nicht allein lösen können, so können wir doch mit unseren Design- und Fertigungsfähigkeiten einen wichtigen Beitrag leisten. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung der Urinseparations-Toilette "SAVE!" von Laufen zusammen mit dem Designstudio EOOS und der Eawag, einem der weltweit führenden Wasserforschungsinstitute mit Sitz in der Schweiz. Die Urinseparierung in der Toilette erleichtert die Rückgewinnung wertvoller Nährstoffe aus dem Urin, nämlich Stickstoff und Phosphor. Durch die Entfernung dieser Nährstoffe aus dem Abwasser können sie leichter in Düngemittel umgewandelt werden, und es wird verhindert, dass sie in Flüsse und Meere gelangen, was die Artenvielfalt bedroht.

Wie ist der Stand der Dinge bei der Entwicklung des innovativen "SAVE!" Verfahrens?

Cristiane Kopp: Ein grosser Teil unserer Arbeit dreht sich derzeit um die Sensibilisierung für den Nutzen von Urinseparierung und -recycling. Wenn die Abfallströme bereits bei ihrer Entstehung getrennt werden, können sie nachhaltiger verarbeitet werden, um wertvolle Ressourcen zurückzugewinnen, und die Abwasserwirtschaft wird Teil der Kreislaufwirtschaft. Zudem reduziert sich der Aufwand in kommunalen Kläranlagen immens, denn 1,5 Liter menschlicher Urin verunreinigen derzeit ca. 180 Liter Abwasser. Die negativen Auswirkungen von zu viel Stickstoff und Phosphor auf das Wasser sind bekannt, weniger bekannt sind jedoch die Möglichkeiten, die sich aus einer nachhaltig betriebenen Abwasserentsorgung ergeben. Wenn das System beispielsweise mit der Pflege von Grünflächen oder grünen Gebäuden verbunden wird, könnten neue Allianzen zwischen Kommunen und Bauherren oder Entwicklern entstehen. Wir sind bestrebt, als Vermittler zwischen diesen verschiedenen Interessengruppen zu fungieren, und zwar in einer Weise, die weit über den reinen Verkauf unserer Produkte hinausgeht.

"SAVE!"

Gibt es Referenzprojekte, bei denen "SAVE!" bereits zum Einsatz kommt?

Cristiane Kopp: "SAVE!" wurde bereits in Wohn- und Gewerbeprojekte in der Schweiz, Italien, Österreich und Deutschland integriert. Darüber hinaus laufen in Belgien und im Vereinigten Königreich Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit Universitäten.

Bei der Herstellung von Keramik verwendet Laufen bereits Wasser und gemahlene Keramikabfälle wieder und recycelt sie. Lässt sich auch die Wärme des Brennofens wiederverwenden?

Cristiane Kopp: Wärmerückgewinnung ist eine Technologie, die uns hilft, Energie zu sparen und Emissionen zu reduzieren. In der ersten Phase der Produktion wird ein flüssiger Keramikschlicker in Formen gegossen. Nach einer gewissen Zeit werden die Produkte aus den Formen genommen und müssen an der Luft getrocknet werden, damit sie fest genug werden, um auf die Verglasung zu kommen. Zu diesem Zweck leiten wir die heiße Luft, die aus dem Ofen kommt, in die Räume, in denen die Produkte getrocknet werden.

Welche Prioritäten stehen gegenwärtig auf Ihrer Agenda?

Cristiane Kopp: Wie bereits angesprochen, haben wir mehrere laufende Projekte, die Teil unserer Nachhaltigkeits-Roadmap sind. Zwei Highlights, die ich an dieser Stelle erwähnen kann, sind die erheblichen Investitionen, die wir in den Übergang zu erneuerbaren Energien tätigen, mit dem Ausbau der Eigenerzeugung durch PV-Paneele sowie der Entwicklung neuer Technologien, die es uns ermöglichen werden, Keramikprodukte mit sauberer Energie herzustellen. Und die kontinuierliche Arbeit an der Optimierung unserer Verpackungen, die sich vor allem auf die Beseitigung von Einwegkunststoffen konzentriert.

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