Designquartett aus Tokio: Keizaburo Honda, Takashi Ueno, Mizuho Naito und Mamoru Naito gründeten 2006 das Studio Leif.designpark. Foto © Leif.designpark
Ausladend und zugleich filigran: Die Sitzmöbel der Kollektion „Hug“ (De La Espada). Die Tische „Lily“ (De La Espada) erinnern an Baumwurzeln. Foto © Leif.designpark
Recycling, mal anders: Das Holz für „Camome“ (Daniel) stammt von umgestürzten Birken. Die Schalen erinnern in ihrer Form an aufspritzende Milchtropfen. Foto © Leif.designpark
Natur im Sinn: Das furnierte Sperrholz von „Flower Cup Chair“ (De La Espada) entfaltet sich wie ein Blütenkelch. Passender Begleiter: Tisch „Lily“ (De La Espada). Foto © Leif.designpark
Form follows function: Die Bank „Lin“ (De La Espada) gibt es mit oder ohne Pflanztopf. Foto © Leif.designpark
Hölzernes Patchwork: Traditionellem japanischen Parkett sind die Sitzfläche und die Rückenlehne des Stuhls „Tone“ (De La Espada) nachempfunden. Foto © Leif.designpark
Nie wieder Hellblau oder Rosa: Die Kinderstühle und -tische „Kids Tone“. Foto © Leif.designpark
Ost-West-Verbindung: „Tou“ (De La Espada) mit typisch japanischem Rattangeflecht. Foto © Leif.designpark
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Leif im Park
09.05.2014
Uta Abendroth: Was bedeutet Ihr Name Leif.designpark? Mamoru Naito: Leifs Gesamtkonzept ist das eines virtuellen Reiß- oder Zeichenbretts in Form eines Parks. Dieser ist in unserer Vorstellung von einer niedrigen Hecke umgeben und somit von allen Seiten leicht zugänglich. Unsere Idee ist es, den Leif.designpark zusammen mit immer neuen Partnern zu erweitern. Auf diese Weise können wir für Projekte mit Menschen aus verschiedenen Arbeitsbereichen oder Disziplinen zusammenarbeiten. „Leif“ ist ein Kunstwort aus „life“ (Leben) und „leaf“ (Blatt), zwei wichtigen Elementen für uns, nämlich Leben schaffen und die Natur respektieren. Wie ist die Idee entstanden, ein kreatives Team zu bilden? Takashi Ueno: Wir drei haben die gleiche Universität besucht, die Musashino Art University in Kodairo in Tokio. Wir haben die gleichen Kurse belegt und schon früh darüber geredet, dass wir irgendwann mal was gemeinsam machen wollen. Nach dem Abschluss im Jahr 2001 ist jeder erst einmal seinen eigenen Weg gegangen. 2006 haben wir uns wieder getroffen und begonnen, zusammenzuarbeiten. In unserem Team spielen die Ideen jedes einzelnen sowie die besonderen persönlichen Fähigkeiten eine große Rolle. Ist es schwer, sich in Japan einen Namen als Möbeldesigner zu machen? Keizaburo Honda: Es ist schon eher schwierig, in Japan als Möbeldesigner bekannt zu werden. Aber wir haben es nicht eilig. Wir nehmen uns Zeit, zu reifen und unsere Arbeit nach und nach immer mehr Menschen näher zu bringen. Haben Sie zu Beginn Ihrer Karriere eher an den heimischen Markt gedacht oder war gleich klar, dass Sie sich international ausrichten werden? Mamoru Naito: Wir haben uns von Anfang an überhaupt keine Grenzen gesetzt. Weder, wo wir agieren wollen, sei es international oder national, noch, für wen oder mit wem wir arbeiten wollen. Es hat sich einfach so ergeben, dass unsere erste Ausstellung 2006 in Mailand stattgefunden hat. Viele Ihrer Entwürfe sind aus Holz. Das Finish des Materials aber auch die Formen wirken sehr natürlich, etwa beim „Flower Cup Chair“. Wie haben Sie diese Optik entwickelt? Mamoru Naito: Wir machen Studien und loten die Möglichkeiten aus, was wir aus Holz, in welcher Form gestalten können. Dabei nehmen wir oft die Natur zum Vorbild. Unsere Arbeitsweise sieht so aus, dass wir sehr viele Modelle und Prototypen entwickeln. In diesem Prozess entsteht unser Look. In Japan spielen Tradition und Handwerk eine große Rolle. Beeinflusst Sie das? Keizaburo Honda: Für uns Japaner sind Tradition und Handwerk etwas sehr Wichtiges. Wir sind gut darin, Dinge aus der Vergangenheit zu übernehmen und zeitgemäß weiterzuentwickeln. Japanische Künstler und Handwerker waren schon immer Spezialisten, die bestimmte Techniken geschätzt und von Generation zu Generation weitergegeben haben. Aber nicht nur die Techniken, sondern auch die Geschichten dahinter, die Tradition und die Geschicklichkeit. Wir können sagen, dass diese Einflüsse auf uns gewaltig sind. Vor diesem Hintergrund entwickeln wir Konzepte, entwerfen und gestalten Produkte für die Bedürfnisse unserer Zeit. Ein überraschender Kontrast zu Ihren sonstigen Stühlen, Bänken und Tischen bilden der Sessel und das Sofa „Hug“. Diese Lounge-Möbel wirken sehr voluminös. Sind das Entwürfe für Kunden im Westen? Mamoru Naito: „Hug“ haben wir von Anfang an so geplant, dass beide, sowohl das Sofa als auch der Sessel, in private Domizile und in öffentliche Räume passen. Wir haben versucht, die Größe des Entwurfs möglichst kompakt zu halten, damit „Hug“ in Häuser mit den eher reduzierten japanischen Maßen passt, dabei aber gleichzeitig mit seiner voluminösen Silhouette im Raum hervorsticht. Natürlich gibt es auch in Japan sehr individuelle und verschiedene Lebensstile. Der Stil eines eher mächtigen Sofas mit einem sehr niedrigen Schwerpunkt ist hier schon lange populär. Seit 2008 stellt De La Espada viele Ihrer Möbel her. Wie ist dieser Kontakt zustande gekommen und wie muss man sich die praktische Zusammenarbeit zwischen Japan und Portugal vorstellen? Takashi Ueno: Wir haben Luis de Oliveira, den Gründer und Inhaber von De La Espada, das erste Mal 2007 auf dem Salone Satellite in Mailand getroffen. Seitdem arbeiten wir ununterbrochen zusammen. Meistens tauschen wir uns per E-Mail aus, schicken Zeichnungen und Renderings hin- und her und sprechen via Skype. Aber wir sind auch schon einige Male in der Fabrik circa 100 Kilometer südlich von Porto gewesen. Die japanische Möbeltradition reicht gar nicht so weit zurück, aber international bekannte Designer wie Jasper Morrison oder Benjamin Graindorge holen sich ihre Anregungen in Japan. Was ist das Geheimnis? Mamoru Naito: Ich denke, ein Geheimnis gibt es nicht. Wie Menschen aus anderen Ländern Japan sehen und in wie weit sie von dem Design hier inspiriert werden, das variiert sehr stark. Aber ich denke, dass viele Designer Japan gegenüber sehr aufgeschlossen sind und alles mit sehr wachen Augen betrachten – möglicherweise ganz anders, als wir Japaner das tun. Uns geht das ja genauso: Wenn wir reisen und andere Ländern oder Kulturen kennenlernen, dann sehen auch wir vieles aus einem anderen Blickwinkel, schauen genau hin und lassen uns davon inspirieren. Oki Sato von Nendo und Naoto Fukasawa gehören im Westen zu den gefragtesten Designern, Tadao Ando und Shigeru Ban zu den am meisten bewunderten Architekten. Sind diese „global player“ Vorbilder für Euch? Takashi Ueno: Um als Japaner ein „global player“ zu werden, muss man schon viel mitbringen und sehr gut sein. Natürlich respektieren wir diese Designer und Architekten. Die Chance, weltweit zu arbeiten, finden wir sehr attraktiv und nachahmenswert. Nichtsdestotrotz glauben wir, dass es für jeden von uns einen eigenen Weg gibt, sein Potenzial zu entwickeln. Deshalb haben wir nicht wirklich Vorbilder. Wie wichtig sind für Sie die Messen in Europa? Mamoru Naito: Verglichen mit Designmessen in Japan, sind die in Europa sehr wichtig für uns, denn es kommen viele sehr engagierte Menschen dorthin, die dem Produkt und dem Design an sich echtes Interesse entgegenbringen. Und das unabhängig davon, ob es sich um einen bekannten Gestalter oder um kreativen Nachwuchs handelt. Gibt es Projekte über das Möbeldesign hinaus? Keizaburo Honda: Wir haben schon verschiedene Innenarchitektur-Projekte gemacht, Restaurants, Cafés, Bars, Haarsalons, Privathäuser. Aber auch öffentliche Kunst oder Grafik. Alles Arbeiten, die irgendwie mit Design zusammenhängen. Und was werden wir 2014 von Ihnen sehen? Mamoru Naito: Wir haben im vergangenen Jahr mehrere Entwürfe für die Kollektion „Camome“ entworfen, die von Daniel in Yokohama hergestellt wird. Neben den Möbeln haben wir auch die Art Direction gemacht. Zu dieser Kollektion werden wir in diesem Jahr noch einige Entwürfe hinzufügen. Dann haben wir in diesem Jahr einen Zwitter aus Leuchte und Lautsprecher herausgebracht. Und für Ende Oktober organisieren und promoten wir die Veranstaltung „Design Atrium Tokyo“ während der „Tokyo Designers Week“, die wir in diesem Jahr schon zum dritten Mal veranstalten. www.camome-japan.com MEHR auf Stylepark: Monomade in Tokio: „Urban manufacturing“ ist in Tokio nicht nur ein Slogan, sondern gelebter Alltag. In Taitō, einem der ältesten Stadtbezirke, entstehen Möbel in winzigen Workshops. |