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Signe Byrdal Terenziani

3daysofdesign 2022 – Preview
Gemeinschaft zelebrieren

Signe Byrdal Terenziani ist die Gründerin und Leiterin der jährlichen Designveranstaltung 3daysofdesign in Kopenhagen. Innerhalb weniger Jahre hat sie es geschafft ein Format zu etablieren, welches dänisches Design in den internationalen Blickpunkt stellt. Was die Gäste in diesem Jahr vom 15. bis zum 17. Juni 2022 erwarten können, sagt sie uns im Interview.
14.06.2022

Anna Moldenhauer: Signe, aufgrund der Pandemie finden die 3daysofdesign dieses Jahr im Juni statt, was können die BesucherInnen vom Programm erwarten?

Signe Byrdal Terenziani: Wir werden jedes Jahr größer und größer. Das Thema "Remember to Play" in diesem Jahr ist in Zusammenarbeit mit Luca Nichetto entstanden. Inmitten von Pandemie und Krieg finden wir es wichtig uns auch an die positiven Schwingungen zu erinnern und daran, kreativ zu sein, zu spielen, auch wenn es so viele Herausforderungen gibt, die uns zweifeln lassen ob dafür gerade der richtige Zeitpunkt ist. Es ist sehr wichtig, sich daran zu erinnern, wie wichtig es ist, kreativ zu sein, besonders in diesen Zeiten. Das Thema wurde von den AustellerInne sehr gut angenommen, daher werden wir in diesem Jahr noch mehr Exponate zeigen als bisher. Auch der Bandbreite der Interpretationen wird umfangreich sein, manche konzentrieren sich auf das Material, andere auf das Spiel mit der Form oder das Spiel an sich. Auch eine Gruppe von ukrainischen Designern wird eine Installation zeigen.

Im letzten Jahr habt ihr eine Reihe von Designtalks organisiert, werdet ihr diese fortführen?

Signe Byrdal Terenziani: Wir haben beschlossen, das Format in diesem Jahr nicht weiterzuführen. Unsere Aufgabe als OrganisatorInnen ist es die AusstellerInnen zu fördern und viele der gut 200 AusstellerInnen werden in diesem Jahr selbst interessante Vorträge anbieten, wie von Michael Anastassiades oder Alfredo Häberli. Da diese jeweils an unterschiedlichen Orten stattfinden, empfehle ich den BesucherInnen der 3daysofdesign sich auf der Webseite oder über die App zu informieren, welche Vorträge und Veranstaltungen angeboten werden.

2013 hast du die 3daysofdesign gegründet und warst, beziehungsweise bist seitdem für jeden Aspekt des Programms verantwortlich. Was ist dir generell wichtig, im Zuge dessen zu kommunizieren?

Signe Byrdal Terenziani: Die Plattform, die wir geschaffen haben, dient zur gegenseitigen Inspiration, als Präsentationsfläche und ist nicht gewinnorientiert. Wir sind eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft. Und dazu gehört es auch, dass die etablierten, großen HerstellerInnen einen etwas höheren Beitrag für die Teilnahme zahlen als die Kleinen, die gerade erst in den Markt gestartet sind. Beide erhalten den gleichen Service von uns, so können wir die aufstrebenden DesignerInnen unterstützen. Gerade weil wir kein Messegelände haben, sondern Flächen in der ganzen Stadt, bekommen die BesucherInnen eine andere Atmosphäre und Erfahrung geboten. Wenn man die Ausstellung eines Unternehmens in ihren eigenen Räumlichkeiten besucht, bekommt man zudem schnell ein echtes Gefühl dafür, welche Werte es hat und wie sie arbeiten. Kopenhagen ist unser Spielplatz, und wir wollen, dass die Gäste die Stadt erkunden, die Architektur genießen und sehen, dass wir eine Nation mit einer langen Designgeschichte sind. Das ist ein Teil des Besuchs auf den 3DaysofDesign, es geht nicht nur ums Kaufen und Verkaufen, sondern auch um die Erfahrung, die die Design-Community in Kopenhagen zu bieten hat.

Alle Veranstaltungen sind kostenlos, wie finanziert ihr das Festival, erhaltet ihr Unterstützung von der Stadt?

Signe Byrdal Terenziani: Nein, die Finanzierung erfolgt durch die Teilnahmebeiträge der AusstellerInnen. Wir sind ein kleines Team und vergrößern uns kurzzeitig, wenn das Festival näher rückt. Mittlerweile ist auch meine Arbeit für die 3DaysofDesign ein Vollzeitjob geworden, anfangs habe ich das Festival noch abends nach meiner eigentlichen Arbeit vom Küchentisch gemanagt. Der Erfolg der 3Daysof Design beruht auf der Leidenschaft aller Beteiligten, von unserem Team bis zu den AusstellerInnen. Wir möchten gemeinsam stetig neue kreative Wege finden, um den Gästen ein besonderes Erlebnis bieten zu können.

Ich denke, die Stadt Kopenhagen sollte euch unterstützen, denn im Zuge der 3daysofdesign zieht ihr jedes Jahr Tausende von BesucherInnen an. Ein Blick in die Zukunft – was kann und will skandinavisches Design deiner Meinung nach über die bekannten Klassiker wie Arne Jacobsen hinaus bieten?

Signe Byrdal Terenziani: Das ist eine sehr gute Frage, die schwer zu beantworten ist. Ich denke alle neuen Entwicklungen basieren im Grunde auf den Ideen der alten MeisterInnen, denn ein zentraler Schlüssel im dänischen Design ist die Funktionalität. Dänisches Design basiert auf der Idee, dass man dieses im täglichen Leben verwenden möchte. Parallel steht die Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda und dafür gilt es weiterhin gute Ideen zu entwickeln. Bei fast allen dänischen Unternehmen, die ich kenne ist das ein sehr wichtiger Punkt in ihrer Arbeit – von der Konstruktion bis zur Lieferung. Dänische GestalterInnen und Unternehmen nehmen das was sie tun sehr ernst. Parallel arbeiten wir gemeinsam daran die KundInnen zu animieren Produkte nachzufragen, die nachhaltig sind. Denn nur so wird sich der Markt langfristig verändern.

Während der 3daysofdesign können in Kopenhagen zahlreiche Showrooms von Kreativen und Unternehmen entdeckt werden.

Du hast 20 Jahre in Mailand gelebt, gibt es für dich Schnittstellen zwischen der italienischen und der skandinavischen Designszene?

Signe Byrdal Terenziani: Meine Erfahrung ist, dass wir die Leidenschaft für Design teilen, aber sie in den Produkten, die wir herstellen sehr unterschiedlich umsetzen. Italienische DesignerInnen haben vielleicht nicht immer eine Strategie, aber sind stets mit vollem Herzblut bei der Sache. Die Dänen sind rationaler, strukturierter und somit schneller. Struktur ist aber nicht alles, manchmal braucht es auch eine gewisse Verspieltheit im Design. Beide Seiten haben ihre Stärken und Schwächen.

Wie wählt ihr die Kreativen aus, die teilnehmen werden?

Signe Byrdal Terenziani: Mit unserer Auswahl wollen wir die Handwerkskunst zelebrieren und keine Kopien von Produkten zeigen, die es bereits gibt. Wir wollen Unternehmen finden, die neue, inspirierende Wege zur Herstellung von Produkten finden und wirklich kreativ sind.

Nach dem Umzug nach Kopenhagen hast du zu Beginn für HerstellerInnen wie Montana als Marketing Manager gearbeitet. Inwiefern bringst du diese Erkenntnisse in deine Arbeit für die 3daysofdesign ein?

Signe Byrdal Terenziani: Ich denke, die unterschiedlichen Erfahrungen machen es mir leichter die Sichtweisen und Bedürfnisse der HerstellerInnen in der Zusammenarbeit zu verstehen und dementsprechend das Angebot anzupassen.

Parallel arbeitest du auch als selbstständige Eventmanagerin und Life Coach, unter anderem für Kreative. Wie wirkt sich das auf deine Arbeit für die 3daysofdesign aus?

Signe Byrdal Terenziani: Ich habe einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und die Perspektive, die man hat, wenn man von einer Wirtschaftsschule kommt, ist, dass das wichtigste Ziel die Steigerung des Profits ist. In einigen Fällen, gerade bei DesignerInnen, HandwerkInnen, KünstlerInnen, ist das aber nicht immer die beste Lösung. Denn wenn der Erfolg mehr wird, sinkt die Zeit für die kreative Arbeit, da plötzlich sehr viel organisiert werden muss. Ich begleite daher Menschen auf ihren Weg in dem ich ihnen Werkzeuge an die Hand gebe, die Ihnen helfen zu verstehen worauf es Ihnen wirklich ankommt und welche Schritte hierfür nötig sind. Ich denke es ist für jede Arbeit wichtig die menschlichen Aspekte zu berücksichtigen.

Gestartet bist du einst mit vier HerstellerInnen – Montana, Erik Jørgensen, Luceplan und Kvadrat –, seitdem wachsen die 3daysofdesign jedes Jahr und sind mittlerweile ein fester Bestandteil des Branchenkalenders. Was möchtest du in Zukunft noch erreichen?

Signe Byrdal Terenziani: Die 3daysofdesign könnten im Grunde bereits doppelt so groß sein, aber dann würden Werte verloren gehen, die uns wichtig sind, wie das Zugehörigkeitsgefühl und die Gemeinschaft. Statt weiter zu expandieren möchten wir mehr daran arbeiten die Ideen von jungen DesignerInnen zu integrieren, die es ohne Unterstützung oft schwer haben sich im Markt zu behaupten. Ihre Arbeiten zu sehen, ermöglicht auch den ProduzentInnen neue Sichtweisen.

3daysofdesign
15. bis 17. Juni 2022
Kopenhagen

Luca Nichetto