Nach Ehrenfeld kommt man nicht so ohne weiteres. Es liegt nicht in der Nähe des Hauptbahnhofs und auch nicht auf dem Weg zur Messe in Deutz. Wer nach Ehrenfeld fährt, der will dorthin. In Ehrenfeld geht es noch heiß her, hier sind Graffiti und mit Plakaten beklebte Flächen ein verbreitetes Merkmal der wilden und kreativen Szene. Hinterhofatmosphäre, Industrieflächen, Brachen und verwinkelte Ecken. Wer hier herfährt, sollte vorbereitet sein, es sei denn, er geht spazieren.
Die Wohn-Bar hat ihre Werkstätten ausgeräumt, geputzt und sie mit alten und kultigen Möbeln im Wohnzimmerflair eingerichtet. Die Leuchten brennen, auf den Stühlen kann man sitzen, und die alten Heizungsrohre dienen als Aufhängung für Möbel. Ein Ambiente als säße man in der Stammkneipe um die Ecke. Nicht von ungefähr kleben in jedem Raum „Hier bitte nicht Rauchen"-Schilder. Draußen sendet der Heliosturm, das 44 Meter hohe Wahrzeichen von Ehrenfeld, kleine leuchtende Lebenszeichen in die Nacht.
Im Hinterhof von Meiré und Meiré steht eine Black Box. Hier präsentiert Dornbracht den aktuellen Beitrag von Mike Meiré, die Ausstellung „Global Street Food". Zwischen rollenden Imbisswagen, zusammengesammelt aus aller Welt, gibt es ganz stilecht Häppchen in Bambusschälchen und auf Kiefernholz. Die Installationen improvisierter Küchen, die man zwischen Timbuktu und Honulu auf Straßen, an Häuserecken und mitunter sogar auf dem Wasser findet, stehen vor den neutralen Wänden des White Cubes.
So trashig, cool und belebt es hier zugeht, so steril und trocken ist die Stimmung drei Hausnummern weiter. Im renovierten Backsteinkomplex „Vulkan" präsentieren die Studenten der Bauhaus-Universität Weimar brav und wenig ansprechend ihre Arbeiten. Mit Gummipflanzen und Stehtischen wird man hier die Besucher nur schwer erreichen können.
Nicht nur in Ehrenfeld, auch im Kölner Kunstverein und im Gebäude der ehemaligen Bundesbahndirektion kann man einige Perlen finden. „The dutch corner" zeigt junges, witziges Design: Regale für Aktenordner, Regale, die wie Sushi aussehen, flexibel sind und eigentlich aus Strohhalmen bestehen. Dort bündelt auch endlich ein faltbarer Pappkoffer all die vielen Zettelchen und Broschüren, die sich im Laufe des Tages angesammelt haben. Bei der Designers Fair in der ehemaligen Bundesbahndirektion präsentiert das Designerduo Formfjord seinen bunten Hocker „Schweinchen" und Linda Altmann von Stadtnomaden bietet eine Antwort auf herumliegende Sache im Schlafzimmer: den „Kammerdiener".
In neun Stunden - Fahrzeiten und Schwächeanfälle nicht mit eingerechnet - wird man einem bunten Programm aus Design und Kunst sicher nicht gerecht. Nichtsdestotrotz: Hier springt der Funke über.