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Blick für die Details: Objektsammlung von Christoph Hauf

Ganzheitlich gedacht

Christoph Hauf überrascht gerne – am liebsten mit Entwürfen, bei denen sich ein zweiter Blick lohnt. Vor Kurzem hat er das Künstlerkollektiv "Fan" mitbegründet, um Projekte an der Schnittstelle von Kunst und Design zu realisieren.
von Anna Moldenhauer | 03.11.2019

"Ich finde es spannend, nicht die erste Idee zu nehmen, sondern einen Bedarf zu analysieren und diesen dann anders zu betrachten. Wie einen Spiegel, der die passende Form hat, um in eine Raumecke gelehnt zu werden. So kann auch auf einen Rahmen verzichtet werden," so Christoph Hauf. "Lean" heißt der rahmenlose, trapezförmige Spiegel, der sich für eine neue Raumwahrnehmung in die Ecke stellen lässt. Erstmals im Rahmen des Pure Talents Contests auf der imm cologne 2017 vorgestellt, setzte Schönbuch den Entwurf anschließend um. Seitdem und nach seinem Abschluss an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe sind zwei Jahre vergangen, in denen Christoph Hauf seine Formsprache weiterentwickelt und der Suche nach Klarheit im Produktdesign Ausdruck verliehen hat: Bei dem offenen Regalsystem "Domino" beispielsweise, das in der Konstruktion so robust wie simpel sein sollte. "Für den Aufbau braucht man keine Werkzeuge, es ist flexibel erweiterbar und man sieht dem Regal nicht an, wie oft es auf- und abgebaut wurde", so Hauf. Da jede der vier Stangen, wie eine große Klemme funktioniert, können unterschiedliche Materialen wie Stein, Holz oder Glas für die Regalböden einfach eingesetzt werden.

Neben der benutzerfreundlichen Konstruktion war für Hauf noch ein weiterer Punkt von Bedeutung: Inspiriert wurde er während einer Assistenzstelle bei Ransmeier Inc. in New York City von der sorgsamen Art, wie der US-amerikanische Künstler und Architekt Donald Judd in seinem Wohnhaus diverse Habseligkeiten – vom Geschirr bis zum kleinen Findling – in Holzregalen präsentierte. Mittels "Domino" erforschte Christoph Hauf anschließend einen Weg, Besitztümer bewusster, wertschätzender und mit einer visuellen Leichtigkeit zu präsentieren. "Es geht vielmehr um die Beziehung zu unseren Objekten als um das Regal selbst," so Hauf. Viel Wertschätzung bringt er in Kürze auch seinem ehemaligen Studienort Karlsruhe entgegen: Er gründete dort das Künstlerkollektiv "Fan" gemeinsam mit befreundeten Kunstschaffenden und möchte zukünftig durch Ausstellungen, Events, und Performances jeweils ein Thema in den Mittelpunkt rücken, um dieses ganzheitlich zu ergründen – quer durch die künstlerischen Disziplinen, vom Grafikdesign bis zur Ausstellungsarchitektur. Das erste Projekt steht so unter dem Titel "Fan Fiction #1" und möchte eine Ode an die Vielfalt der Stadt Karlsruhe sein, die Hauf und seine KollektivkollegInnen unterschätzt finden. Ein weiteres Event ist zudem zum Salone del Mobile 2020 geplant.

"Domino"
"Holly"