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Architekturmöbel

Zum sechsten Mal fand vor kurzem die internationale Messe für Contemporary Collectible Design im Tour & Taxis Brüssel statt. Gezeigt wurden Objekte, die als Einzelstücke, Auftragsarbeiten oder als limitierte Auflagen produziert sind. Die neue, vom belgischen Interior Designer Nicolas Schuybroek kuratierte Sektion Architekt <=> Designer widmete sich Möbeln, die von ArchitektInnen und InnenarchitektInnen entworfen wurden. Drei Projekte stellen wir Ihnen vor.
von Bettina Krause | 22.03.2023

Sitz-Inspirationen aus Asien

Der spanische Architekt Benni Allan vereint mit dem von ihm gegründeten Studio Ebba Architects seine Leidenschaften für Kunst, Design, Raum und Handwerk. Er schafft Objekte und Räume, die die Potenziale von Materialität, Konstruktion, Proportion und Formen erforschen. In Brüssel zeigte er, von der Londoner Galerie Béton Brut vertreten, Möbel und Leuchten aus der "Low Collection". Mit seinen minimalistischen skulpturalen Möbeln erforscht Allan die unterschiedlichen Arten des Sitzens in verschiedenen Kulturen weltweit und möchte kleine Orte des Ausruhens wie der Interaktion kreieren. Er spielt mit den Maßstäben und nähert sich einer neuen "Zazen", eine Sitzmeditation des Zen-Buddhismus, unseres modernen Lebens an. Inspiration für seine Kollektion fand Allan aus Stühlen, Bänken und Tischen in unterschiedlichen Höhen, die er auf seinen Reisen durch Japan, China und Südspanien sah. Angenehm glatt und natürlich wirken die runden Objekte, die er aus massiver, in Großbritannien gewachsener Eiche herstellt. Hierfür kombiniert er moderne Produktionsmethoden mit traditioneller Handwerkskunst und fertigt jedes Stück mit viel Liebe fürs Detail von Hand.

Teppiche nach nigerianischem Erbe

Ihr Label "A craft exhibit" gründete die britisch-nigerianische Innenarchitektin Kelechi Ejikeme im Jahr 2022, um kulturbewusstes Möbel- und Produktdesign zu zeigen. Mit ihren Entwürfen möchte Ejikeme nicht nur ihr Land zelebrieren, sondern auch das indigene Erbe mit Hilfe von Design bewahren. In Lagos, Nigeria, führt die junge Designerin, die in London studierte, zudem ein Büro für Innenarchitektur. Bei Collectible zeigte sie ihre limitierte Kollektion "Gbo" – von Hand gewebte, bestickte und geflochtene Teppiche aus einem Jute- und Wollegarnmix. Sie wählt bewusst natürliche, nachhaltige und handwerklich hergestellte Materialien für ihre Teppiche, die sie in Indien und Nepal fertigen lässt. Inspiration für das Design fand Kelechi Ejikeme in ihrer nigerianischen Heimat – in geografischen Linien, ortstypischen Farben, Materialien und Themen. So nimmt das Muster "Plantations" Bezug auf die vorindustriellen Farmen, die sich noch heute im Osten Nigerias über mehrere Hektar erstreckten. "Plantations" ist als Hommage an den Reichtum des Bodens südlich der Sahara zu verstehen, der, wie sie sagt "eine Fülle von Stämmen, Kulturen und Bodenschätzen hervorgebracht hat." Mit dem Design "Ilo", das wörtlich übersetzt "draußen" bedeutet, erinnert die Designerin an die vorindustriellen Dorfplätze in ihrer Heimat, auf denen gemeinschaftliche Aktivitäten wie Ringkämpfe, Versammlungen und Maskentänze stattfanden. Der üppigen Landschaft von Lokoja, wo die Flüsse Niger und Benue zusammentreffen, ist ihr Design "Confluence" gewidmet.

Vom Bild zum Spiegel

Der in Paris lebende Architekt Adrian Blanc begann seine Karriere in der indischen Stadt Pondy, von der er sich auch den Namen für sein eigenes Label lieh. Wann immer er Zeit findet, zeichnet er schnelle, comicartige Skizzen: "Ich habe immer sehr viel gezeichnet und wollte daraus mehr entstehen lassen. Also übersetzte ich meine eher künstlerischen Bilder in technische Zeichnungen und ließ daraus einzigartige Objekte entstehen, die die Disziplinen Kunst, Design und Architektur miteinander verbinden," so Blanc. Er nennt seine Zeichnungen "halb realistisch, halb phantastisch" und ebenso verspielt, bunt und innovativ sind seine Objekte die daraus resultieren – Spiegel, Teppiche, Sitze, Treppen oder Poufs. Unverwechselbar ist dabei Blancs Handschrift, sein Stil, der in Zeichnung wie Objekt klar erkennbar bleibt. Mit seinem Designstudio entwickelt er Konzepte für zeitgemäße Möbel, Räume, Stadtmobiliar und mikro-architektonische Installationen. "Ich passe als Gestalter in keine Schublade," sagt er. Und fügt an: "Ob Zeichnungen, Möbel, Reisen, Architektur – alles dreht sich doch immer um einen Austausch, um Gespräche und Verbindungen".