NACHHALTIGKEIT
Der Wert der Dinge
Das Bestehende effizienter, verantwortungsvoller nutzen, diese Aufgabe bildet aktuell das DAC in Kopenhagen ab und spannt den Bogen über die Gestaltung bis zu den Gewohnheiten im alltäglichen Leben. Betrachtet werden in diesem Kontext auch unsere Kategorisierungen von Ästhetik. "Wir müssen die Vorstellung hinterfragen, dass neu immer besser ist. Der Bausektor ist einer der weltweit größten Rohstoffverbraucher und gleichzeitig einer der größten Abfallproduzenten. Es geht darum, das zu pflegen, was wir bereits geschaffen haben, den Wert der Dinge, die wir normalerweise wegwerfen, wiederzuentdecken und sie immer wieder zu nutzen. Es geht nicht darum, Opfer zu bringen, sondern darum, auf neue Weise zu gestalten, eine neue Vorliebe für Dinge zu entwickeln und vielleicht sogar Dinge zu bevorzugen, die man sonst übersehen oder abgelehnt hätte", sagt Victoria Diemer Bennetzen, leitende Kuratorin der Ausstellung "Recycle!".
Anschaulich ist das mit Blick auf die "DESIRE"-Projekte, die als Teil des New European Bauhaus der EU die Umgestaltung von Wohngebieten zeigen, bei der die BürgerInnen miteinbezogen wurden und so eine stärkere Verbundenheit zu der Entwicklung der städtischen Umgebung erhielten. Ebenso Teil der Schau ist ein Ausschnitt der Fassade der historischen Kopenhagener Börse, die im letzten Jahr bei einem Brand größtenteils zerstört wurde. Aktuell wird das Gebäude unter Verwendung traditioneller Handwerkstechniken wieder aufgebaut. Darüber hinaus gilt das TRAE-Gebäude in Aarhus nicht nur als das höchste Holzgebäude Dänemarks, sondern ist auch mit einer Fassade versehen, die aus recycelten Windradflügeln, Wellblech und Briefkästen besteht. Rost und Flecken werden zu Schönheitsmerkmalen und der Bau selbst verursacht nur ein Viertel der CO2-Emissionen, die ein Hochhaus aus Beton erzeugen würde. Zum Thema der Transformation wird unter anderem der ehemalige Flakbunker an der Feldstraße in Hamburg vorgestellt, der eine fünfgeschossige Erweiterung inklusive Dachbegrünung erhalten hat oder der Bürokomplex für kreative und soziale Initiativen "Thoravej 29", für das ein Industriegelände mit ehemaligen Fabrikanlagen umgenutzt wurde. Die Projekte geben einen Einblick in die große Bandbreite des Themas. Ebenso unterstreichen sie, wie bedeutsam die Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel in diesem Kontext ist.
Die Bestrebung, Orten wie Objekten ein neues Leben schenken, wird für die BesucherInnen in experimentellen Aufbauten direkt erfahrbar: Wie beim Gang durch einen 3D-gedruckten Pavillon aus recycelten Abfallmaterialien. Spalier stehen ebenso ein Küchenschrank aus Bauabfällen sowie eine Skulptur aus Büromöbeln und technischen Bauteilen. Ganz nebenbei zeigt das DAC, wie nachhaltiges Ausstellungsdesign aussehen kann: Zahlreiche Elemente aus vorangegangenen Schauen wurden wiederverwendet und Leihgaben verlängert. Die Basis für die Struktur bildet ein modulares Aluminiumsystem, das Wandpaneele, Bildschirme, Modelle und Bilder trägt sowie in zukünftigen Ausstellungen wiederverwendet wird. Im Rahmen der "Green Attraction"-Zertifizierung des DAC wurde die Schau zudem bis in die Details registriert, um den Verbleib aller Bestandteile für die Nutzung jederzeit abrufen zu können. (am)
Recycle!
Dänisches Architekturzentrum (DAC)
Bis 10. September 2025
Bryghuspladsen 10
1473 Kopenhagen