top

3daysofdesign 2025 – Review
Gegen den Fake

Grenzen verschieben um zu inspirieren – die 3daysofdesign in Kopenhagen zeigten in diesem Jahr mit zahlreichen interdisziplinären Ausstellungen und jungen Positionen wie vielfältig Design sein kann.
24.06.2025

Sichtbarkeit und Authentizität waren zwei Kernpunkte des Events, die das Team der 3daysofdesign in diesem Jahr in eine neue Struktur übersetzte: Acht neue Design Destrikte wurden ausgelotet und jeweils mit einem Thema versehen, wie "Gemeinschaft" für Nordhavn. Der Stadtteil wird aktuell Stück für Stück von einem Industriehafengebiet zum Modell für die "Fünf-Minuten-Stadt" entwickelt, in der alles zu Fuß erreichbar ist und eine Vernetzung der Nachbarschaften ermöglicht werden soll. "Kopenhagen steht sinnbildlich für die vielschichtige Bedeutung, die hinter dem diesjährigen Motto 'Keep it real' steht. Es ist eine nachhaltige und aufgeschlossene Metropole, die Vielfalt zelebriert. Unser Festival verkörpert unseren Ethos, eine sichtbare Plattform für Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven zu bieten. Und das alles vor dem Hintergrund des reichen kulturellen Erbes Kopenhagens, seines Rufs für Innovation und seines Erbes an Design.", so Signe Byrdal Terenziani, CEO & Mitgründerin der 3daysofdesign.

470 Schauen boten die 3daysofdesign 2025 und der starke Verweis der etablierten Hersteller auf ihre Erfolge im 20. Jahrhundert sowie eine generelle Retro-analoge Sehnsucht, speziell nach den Formen und Farben der 60iger und 70iger Jahre, war dabei weiterhin stark abzulesen. Der Druck jedes Jahr ein neues Produkt vorstellen zu müssen, ist angesichts der globalen Herausforderungen aus den Ausstellungen gewichen. House of Finn Juhl setzte der Bewegung die Krone auf, und lieh sich Möbel aus den Kollektionen der letzten Jahrzehnte direkt bei ihren BesitzerInnen aus, um so die Langlebigkeit der Designs zu demonstrieren. Erfreulicherweise flacht die zeitgenössische Weiterentwicklung des Bestands indes meist nicht mehr mit einer neuen Farbgebung ab – die Feier der Tradition dient nun eher der Inspiration für einen neuen Weg, will eine Hommage sein, die das klassische Sortiment mit aktueller Technologie und den Blick in die Zukunft verbindet. Michael Anastassiades kreierte so für Fritz Hansen mit der "After"-Serie einen eleganten Tisch und Stuhl aus Massivholz, Fredericia präsentierte unter anderem die Neuauflage des "MK Bookcase System" von Mogens Koch sowie die "Bench for Two" von Nanna Ditzel und die "Plan Wood Series" aus FSC-zertifiziertem Eichenholz von Barber Osgerby, eine Weiterentwicklung der "Plan"-Kollektion. Auch Carl Hansen & Søn ehrt die dänische Textil-, Schmuck- und Möbeldesignerin Nanna Ditzel und legt das "Vita" Sofa und den "ND55" Couchtisch wieder auf, den sie mit Jørgen Ditzel in den Fünfziger Jahren entwarf. Sanft optimiert ist der "CH621" Drehstuhl von 1948 wieder da, entworfen von Hans J. Wegner aus gebürstetem Stahl, Eichenholz und Details in Stoff wie Leder.

Carl Hansen & Søn: "CH621" von Hans J. Wegner
Fritz Hansen: "After" von Michael Anastassiades
Fredericia: "Bench for Two" von Nanna Ditzel

In Kooperation mit PaperShell sowie den Designern Hee Welling und Gudmundur Ludvik stellte Fredericia zudem den "Pato Paper Chair" vor: Das innovative Material hatte den ersten Auftritt in der Möbelindustrie zuvor mit dem Stuhl "Catifa Carta" von Arper. Die Schale des "Pato Paper Chair" besteht aus 32 Lagen FSC-zertifiziertem Kraftpapier, das mit einem natürlichen Biobindemittel verklebt und unter Hitze wie Druck geformt wird. Das Ergebnis ist eine leichte und dennoch robuste Struktur, dessen Oberfläche von tiefem Schwarz bis zu warmem Rotbraun reichen kann.

Montana legt das modulare Sofa "Paradigm" von Erik Rasmussens neu auf und versah es mit austauschbaren Bezügen. Hay präsentierte überraschenderweise unter anderem die Neuauflage des Sofas "Amanta" von Mario Bellini, dessen Schale statt aus Fiberglas nun aus recyceltem ABS-Kunststoff gefertigt wird und eine neue Auswahl an Varianten bietet. &Tradition stellte die "Hi Lo Lounge" von Anderssen & Voll vor, dessen vertiefte Fläche einer Couchlandschaft aus den 1970er Jahren gleicht. Verpan bringt in Zusammenarbeit mit der Verner Panton Design AG den Sessel "Series 270 F Armchair" aus gebogenem Schichtholz in die Gegenwart. Formfin produziert erneut den "Nordic Chair" von Ingmar Relling aus dem Jahr 1954, der als komfortable Sitzgelegenheit für kleine Räume entworfen wurde und sowohl in Eiche als auch in Walnuss erhältlich ist. Gubi entschied sich unter anderem für eine Neuauflage des Loungesessels "Poltrona Tria", einst erdacht von Architekt und Designer Carlo De Carli, der für die elegant geschwungene Form die Grenzen des Materials Rattan auslotete. Ebenso wurde ein Blick auf neue Textilien gewährt: "Reales Pattern" aus Baumwolle, entworfen in Zusammenarbeit mit dem Architekten Michele De Lucchi und seinem Mailänder Studio AMDL Circle für die "Bistra"-Kollektion. Das Muster zeichnet sich durch ein rhythmisches Zusammenspiel handgezeichneter schwarzer Linien aus, die ein dynamisches und dennoch harmonisches Motiv bilden.

Gubi: "Beetle Bar" von GamFratesi
Halo Edition: "Halo Sunrise" von Mandalaki
Montana: "Paradigm Sofa" von Erik Rasmussen

Kaufmann Keramik zeigte die wellenförmige Wandkeramik "Acqua" von Sebastian Herkner, die in Bayern handgefertigt wird, und viele Verlege- und Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Bei Anker & Co konnte unter anderem die "Halo Edition" entdeckt werden, eine von Himmelsphänomene und dem Kosmos inspirierte Leuchtenfamilie, handgefertigt vom Produkt- und Architekturstudio Mandalaki. Die Leuchten bieten ein optisches System, dass eine eindrucksvolle Projektion von Farben und Schattierungen ermöglicht. A-N-D präsentierte in Kooperation mit Boon Editions, J Hill's und La Marzocco ihre Produkte in einem Mix aus Café, Bar und großzügigem Showroom. Fucina Frammenti zeigte mit der Installation "Appartamento" und der neuen Kollektion "Pièra" von Matteo Fogale die Botschaft des Themas Noble Waste – wiederverwertete Fragmente von Muranoglas und Marmor –, die dank zirkulärem Denken und umweltschonende Verfahren in Leuchten verwandelt wurden. Das DesignerInnenduo Muller Van Severen gestalteten für valerie_objects eine Reihe neuer Objekte, wie den "Alu-Hocker" mit lackierter Sitzfläche, der mit dem passenden Stuhl in Zusammenarbeit mit Bjarke Ingels Group (BIG) für die Lounge-Bar ihres Hauptsitzes entwickelt wurde. Auch zu entdecken war eine Outdoor-Version des Schaukelstuhls mit minimalistischen Stahlgestell, auf das eine Bahn aus Leinen oder Leder gespannt ist. ​

Den Außenraum eroberte out-sider und Vestre mit modularen Elementen aus recycelten und recycelbaren Materialien, die mit Sitzplätzen und Pflanztöpfen den urbanen Raum vielseitiger nutzbar werden lassen. Das erste Mal auf den 3daysofdesign zeigte sich Tribù mit den Neuheiten aus den Kollektionen "Elio" und "Dunes" von Yabu Pushelberg. String ergänzte sein Sortiment aus Metall mit dem neuen Magazinregal "Pira G2" aus Walnuss und Eiche von Anna von Schewen und Björn Dahlström, das freistehend oder an der Wand montiert werden kann. Den ursprünglichen Entwurf hatte Olle Pira im Jahr 1954 entwickelt.

&tradition: "Rombe" von Industrial Facility
Kaufmann Keramik: "acqua" von Sebastian Herkner
Fucina Frammenti: "Gemma"
Expormim: "Meridies" von Roberto Lazzeroni

Der britische Designer Lee Broom warf in seiner Ausstellung "From Here Now" in der historischen ehemaligen Zentrale der East Asiatic Company einen Blick zurück auf seine bisherigen Leuchtenkreationen und stellte die tragbare Tischleuchte "Chant" aus Aluminium und Opalglas vor, die von Glasbausteinen aus den 1970er Jahren inspiriert ist. Die Ausstellung in Kopenhagen ist die erste Teilnahme von Broom an den 3daysofdesign, in der er mit der Präsentation der Leuchten in ihren Transportboxen aus Holz und der ästhetischen Drapierung von Staubschutztüchern unterstrich, wie atmosphärisch nachhaltiges Setdesign aussehen kann. Man of Parts zeigte in den historischen Räumen des Harsdorffs Hus die aktuellen Kooperationen mit internationalen DesignerInnen, wie die Stühle "Frenchman Street" und die Tische "Via Bernina" von Sebastian Herkner. Parallel wurde die Kooperation mit Kieffer Textiles vorgestellt, die unter der kreativen Leitung von Formafantasma entstanden und in der Rubelli-Manufaktur gefertigt werden. Kvadrat Acoustics öffnete während der 3daysofdesign die Türen seiner Designwerkstatt in Nordhavn, bot Workshops an und legte den kreativen Prozess für die Akustiklösung "Waves" offen, ein modulares System mit perfektem wellenförmigen Faltenwurf.

Die dänische Designmarke Formarkivet nutzte die 3daysofdesign für ihr Debut und präsentierte zeitgenössisches Designs, wie den wuchtigen "Ion Armchair" und den schlanken "Ferra" Chair von Tim Torp Hansen sowie die Kollektion "Cubio" mit voluminöser Form und runden Säulen, gefertigt aus rohem Aluminium. &tradition zeigte unter anderem ihre erste Zusammenarbeit mit dem Designstudio Industrial Facility. Das Ergebnis ist präzise und überzeugte gleich auf vielen Ebenen: Das Regalsystem "Rombe" aus Holz oder Metall ist auf die Essenz reduziert und trägt dennoch bei Bedarf schwer. Es verdeckt die Wand nicht und kann in Holz oder Metall gewählt werden. Zusätzlicher Clou: Der für den Aufbau nötige Innensechskantschlüssel ist in ein Fach am Kopf des Regals eingelassen. Darüber hinaus hat &Tradition das neue Boutique-Hotel "Petra" im zentralen Stadtteil Frederiksstaden ausgestattet, dessen Bau einst von Kay Fisker erdacht wurde. Leicht und flexibel ist auch das modulare Regal "WIMM Podium" von Erwan Bouroullec für raawii aus Aluminiumprofilen und Stahlelementen. Die Platten sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich – von Holzfurnier über Linoleum bis hin zu Melamin. Boris Berlin Design hat mit dem Textillieferanten Krall+Roth für +Halle die Grenzen des nachhaltigen Sesseldesigns erforscht und mit dem "Shrinx Lounge Chair" einen möglichst simplen Aufbau geschaffen: Der Stoff wird um einen ausgeklügelten Stahlrahmen drapiert, auf Schaumstoff kann verzichtet werden. Das Modell besteht so aus lackiertem Stahl, poliertem Edelstahl, Polyester und Polyamid.

Für die Schauen galt es die Balance zwischen Show und Handwerk zu halten, zwischen liebevoll gesetzten Details und dem großen Auftritt. Louis Poulsen zeigte so neben der "PH Aged Brass Kollektion", eine Hommage an Poul Henningsens Entwurf der 1920er- und 1930er-Jahre, unter anderem eine begehbare Installation des dänischen Modedesigners und Künstlers Henrik Vibskov in Kirschrot, die von Verner Pantons ikonischer "Panthella"-Leuchte inspiriert war und als dynamische Skulptur wie als Ausstellungsraum diente. Møbel Copenhagen ließ das Herz eines jeden Instagram-Fans hüpfen: Kreativdirektor Anders Sølvsten Thomsen schuf im Erdgeschoss der Ofelia Plads Parking Garage sechs Räume, die jeweils einer einzigen Farbe gewidmet waren – selbst der Duft passte zur Gestaltung.

Formarkivet: "Ion" Sessel und "Cubio" Beistelltisch
Louis Poulsen: "Circle Dome Square"von Henrik Vibskov
Halle+: "Shrinx Lounge Chair" von Boris Berlin Design
Møbel Copenhagen: Installation von Anders Sølvsten Thomsen

Parallel zu den Einzelschauen setzten viele Unternehmen in diesem Jahr auf das Kollektiv und stellten ihre Produkte in einer Gruppenpräsentation mit meist umfangreichen Rahmenprogramm aus. Fjordfiesta überzeugte als Teilnehmer der Schau "Inside Norway" mit filigran gearbeiteten Möbelstücke aus norwegischer Kiefer: Der Hocker "Norrköping 01" und der Tisch "Norrköping 02", ursprünglich vom Architekten Sverre Fehn für die Villa Norrköping in Schweden entworfen. Diese war Teil einer Wohnungsausstellung, welche sich mit dem skandinavischen Zuhause der Zukunft befasste. Die Villa wurde wie ein griechisches Kreuz angelegt, wobei die Küche und die Badezimmer im Zentrum des Gebäudes liegen. Die zentralisierte Struktur spiegelt sich in der Konstruktion und den Details der Norrköping-Möbel wider.

Neben den jährlichen Präsentationen "Framing" und der "Frederiksgade 1" war der "Design / Dialogue" zu entdecken, der zum zweiten Mal neue Designperspektiven in den Bereichen Kunsthandwerk, Objektdesign, Innenarchitektur und dekorative Künste zeigte und somit junge wie etablierte Unternehmen gleichberechtigt auf eine Stufe stellte. Zu der von Ark Journal in Zusammenarbeit mit der Stylistin Pernille Vest kuratierten Schau gehörte auch E15, die unter anderem die Sitzmöbelkollektion "Alde" von David Thulstrup neben der Tischfamilie "Kaname" von Philipp Mainzer sowie ausgewählte Textilentwürfe von Anni Albers zeigten. Das Sofa "Kerman" von Farah Ebrahimi und Philipp Mainzer wurde mit neuen, abgewinkelten Modulen vorgestellt, die dynamische Konstellationen ermöglichen. Das Werk von Annie Albers war ebenso ein Thema bei Dedar Weaving, die nach dem Debut auf der Mailänder Designwoche ihre Zusammenarbeit mit der Josef und Anni Albers Stiftung auch in Kopenhagen vorstellten, um die textilen Werke der legendären Künstlerin in eine neue Ära zu bringen: Fünf Stoffe wurden reproduziert und mit zeitgenössischen Techniken neu interpretiert. Darüber hinaus stellten Avolt und das Bauhaus-Archiv ihre neue Zusammenarbeit vor.

91—92: "Pascal"
Fjordfiesta: Hocker "Norrköping 01" und Tisch "Norrköping 02" von Sverre Fehn
Material Matters: "Boss" von Stefan Diez für Hydro

"Material Matters", eine 2019 gegründete Plattform, die die Bedeutung von Materialintelligenz in Architektur und Design untersucht, setzte auf den 3daysofdesign erstmals den Schritt außerhalb Londons und zeigte im historischen Gammel Dok-Gebäude in Christianshavn eine kuratierte Auswahl von Ausstellern. Jedes der Exponate sollte eine eigene Materialgeschichte präsentieren, die die Bedeutung der materiellen Intelligenz für die Gestaltung der Zukunft hervorhebt. Tonangebend waren dabei die Schauen des American Hardwood Export Council (AHEC) (Ausstellung "No.1 Common" von Daniel Schofield, Anna Maria Øfstedal Eng und Andu Masebo), die benannt nach der gleichnamigen Güteklasse für Holz sich mit der Frage befasst, was Qualität im Zusammenhang mit natürlichen Ressourcen bedeutet. Hydro brachte die Ausstellung "R100" von Mailand nach Kopenhagen. Teil dessen waren Arbeiten von Sabine Marcelis, Keiji Takeuchi, Cecilie Manz, Daniel Rybakken und Stefan Diez, die unter der künstlerischen Leitung von Lars Beller Fjetland alle in einem selbst auferlegten Radius von 100 Kilometer entstanden sind. Die gesamte Schau besteht zu 100 Prozent aus gebrauchtem Aluminium, einschließlich der Objekte, Podeste und Displays. Einblick in das Experiment mit 3D-Druck bot im gleichen Gebäude 91—92 in Form der Leuchtenkollektionen "Pavilion" und "Pascal", die eine unerwartet weiche, haptische Textur haben. Die Leuchten sind für den Versand als Flatpack und die einfache Selbstmontage konzipiert – um die Lebensdauer bestehender Produkte zu verlängern, passt "Pascal" dabei auch auf einen gebrauchten Leuchtenfuß.

Das Erdgeschoss des Conary townhouse wurde indes zur Bühne für "Gestures of Home" von Openhouse Studio, kuratiert von Henriette Schou, die dieses in eine wohnliche Kulisse mit Möbeln und Accessoires von Expormim, Saba Italia und Armadillo verwandelte. Other Circle bot eine Plattform zur Erkundung und Präsentation postdisziplinärer kreativer Kultur und verknüpfte Design, Kunst, Musik, Essen und Mode miteinander. Zu den AusstellerInnen gehörten unter anderem die DesignerInnen von NM3 sowie Sucuk und Bratwurst, die Adorno International Design Collaboration, Andreas Murkudis, House of Bolon, Snøhetta oder cc-tapis. Karimoku Case schloss sich mit Linie Design für eine Ausstellung zusammen, die von Norm Architects und Pernille Vest kuratiert wurde. Blå Station teilte sich gemeinsam mit Glimakra und Horreds eine Fläche und zeigte unter anderem den geradlinigen Sessel "Villhem" von Bernstrand und Borselius sowie "BOB Long", die Erweiterung flexiblen Sitzprogramms der Designer.

Lee Broom: Ausstellung "From Here Now"
Design / Dialogue: E15 – Farah Ebrahimi & Philipp Mainzer
Other Circle: "Volum", kuratiert von Kråkvik/D'Orazio

Die Galerie und Plattform Fanzi stellte unter dem Titel "Optical Flow: Objects and Perception in Light" Werke aus, die sowohl als funktionale Alltagsgegenstände wie als Kunstwerke fungieren, seien es skulpturale Leuchten, ein modulares Regalsystem aus unbeschichteter Stahl, ein Beistelltisch aus Kunstharz oder eine Skulptur, die als Halterung für die Yogamatte dient. In diesem Jahr bot sie den jungen taiwanesischen DesigenrInnen Marie-Louise Høstbo, Shun-Hsiung Hung, Yen-An Chen, Ting-Hsuan Chang, Coby Huang und Chialing Chang die Möglichkeit, ihre Arbeiten vorzustellen.

Weiter rückte die Ausstellung "Shifting Objects – Shifting Values" von Jonathan Radetz die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen AkteurInnen in den Fokus: zwischen Deutschland und Dänemark, Handwerk und Design, Objekt und Fotografie. Vor Ort wurden Projekte von acht DesignerInnen (Studio œ, Studio Sarmīte, Marie Luise Stein, Haus Otto, Tanja Kirst, Anker Bak, Form22, Ræverk) wie die Arbeitsweisen von vier Handwerksbetrieben (Steinkultivierer, Volker Herglotz, Dirk Velte, Korinna Bennecker) präsentiert. Im Rahmen dieser ersten Schau in Kopenhagen wurden in Teams neue Konzepte und Designs für eine demokratische und nachhaltige Zukunft entwickelt. Die Ergebnisse der Kollaboration werden in einer zweiten Ausstellung in Frankfurt am Main im Rahmen des Programms zum World Design Capital 2026 präsentiert. Fotografien von Ingmar Kurth ergänzten die Auswahl, dokumentierten die Schnittstellen von Handwerk und Design und gaben einen Einblick in die kreativen Prozesse der Beteiligten. Die Kunstgalerie Peach Corner zeigte die Ausstellung "Functional Clay", mit Werken von etablierten und jungen DesignerInnen, wie Cecilie Manz, Depping & Jørgensen oder Hilda Piazzolla und stellte die große Vielfalt unter Beweis, die das Material bietet – von der Tischplatte, über den 3D-Druck bis zu den spannenden Ergebnissen bei der Mischung mit Porzellan.

Peach Corner: Ausstellung "Functional Clay" – "Clay Table" von Depping & Jorgensen
Jonathan Radetz in der Ausstellung "Shifting Objects – Shifting Values"
Fanzi: Ausstellung "Optical Flow" – Modulares Regal von Coby Huang

Außergewöhnlich war des Weiteren das Programm des Architekturstudios BIG, welches während der 3daysofdesign seine Türen öffnete und eine Reihe an Talks und Vorträgen anbot. Wie den Morning Talk zum Thema Fabric mit Lonneke Gordijn, Gründerin des Studio Drift. Gemeinsam mit Ralph Nauta kreiert sie kinetische Installationen und Performances, um die Phänomene und verborgenen Eigenschaften der Natur mithilfe von Technologie sichtbar werden zu lassen. Ziel ist es von den grundlegenden Mechanismen der Erde zu lernen und unsere Verbindung zu ihr wiederherzustellen. Sowohl im Vortragsraum im Obergeschoss des 7-stöckigen Gebäudes, der am Ende eines Piers gelegen eine grandiose Aussicht auf den Hafen bietet, wie im Erdgeschoss durfte eine exklusive Auswahl an Kunstwerken erfahren werden – "Shylight" von Studio Drift, die kinetische Uhr "A million Times" von Studio Humans sowie eine "Materialbibliothek" von SolidNature in Form von 50 monolithischen Hockern und sieben Tische aus Rohmaterialien. Als Lieferant von Natursteinen in höchster Qualität schuf das Team 13 Steinwürfel für die von Bjarke Ingels kuratierte Installation, die jeweils eine andere Kategorie repräsentierten, darunter Travertin, Marmor, Onyx, Granit und Quarzit. Das aktuelle Interesse vieler Kreativer an Lavastein als Material war bereits auf dem Salone del Mobile und der Mailänder Designwoche 2025 abzulesen, Nerosicilia zeigte nun in Kopenhagen in Kooperation mit BIG "1669", eine Kollektion von Esstischen und Couchtischen aus Lavastein, die ohne Verwendung von Klebstoffen, Metallen oder Bindemitteln hergestellt wird. Der Name verweist dabei auf den verehrenden Vulkanausbruch von 1669 in Catania, durch den der Stein entstand, der für die Herstellung verwendet wurde.

Darüber hinaus konnte man im BIG Headquarter Yeshi Gyeltshen und Sangay Thsering bei ihrer kunstvollen Holzhandwerkunst über die Schulter schauen – in Kombination mit robotergestützter Präzision. Ein Verweis auf die "Mindfulness City", die BIG aktuell für Bhutan plant, um die Zukunft der bhutanischen Architektur neu zu denken. Den Rahmen für die Ausstellung bot "Materialism", eine einjährige Erforschung der elementaren Rolle von Materialien in Architektur und Design seitens Bjarke Ingels in Kooperation mit Domus.

SolidNature: "Material Library" im BIG Headquarter
Humans since 1982 x BIG x SolidNature: "A million Times" in Travertine
Studio Drift: "Shylight"
Holzschnitzkunst mit Verweis auf das Projekt "Mindfulness City" von BIG

Alpi präsentierte "Echoes of Form" im Thorvaldsen-Museum: Eine von GamFratesi kuratierte Installation, die das Ausdruckspotenzial von Holz erkundet. 14 geformte Totems aus Holz, die auf Sockeln in abstrakten Formen stehen – jedes mit Furnieren von Alpi versehen. Entworfen wurde diese von international renommierten Kreativen wie nendo, Konstantin Grcic, Piero Lissoni, Estúdio Campana und GamFratesi selbst. "Echoes of Form" ist die neueste Ausgabe einer kuratorischen Initiative, die Alpi vor acht Jahren ins Leben gerufen hat, um in Zusammenarbeit mit kreativen Autoren, die eine künstlerische Sensibilität für das Material teilen, neue Designsprachen zu erforschen. Die Ausstellung "Proof of Concept" von Harry Hasson und Dave Britton (Atelier Thirty Four), David Irwin und Gemma Matthias (SmithMatthias) untersuchte parallel nach ihrem Start in London ausgehend vom Thema "Connect" wie Materialien, Techniken und Handwerkskunst die emotionalen und physischen Beziehungen prägen, die wir zu den Objekten um uns herum aufbauen. Fokus sind somit Tests, Skizzen, Nebenprojekte, Unikate – wie die Tischleuchte "Axis" von Aspekt aus extrudierten Glasröhren und Holz. Das Format soll dazu beitragen, den Schaffungsprozess von Design mehr zu würdigen.

Alpi: "Echoes of Form" im Thorvaldsen-Museum von GamFratesi

Die 3daysofdesign wachsen spürbar, erkunden mit kreativen Antennen die Winkel der Stadt und schaffen es dennoch eine entspannte Atmosphäre zu bieten, in der die Gäste noch die Chance haben, die liebevoll gestalteten Präsentationen zu würdigen. Das Event ist sichtbar, aber nicht überpräsent. Die Dichte der großen Namen der Branche steigt mit jedem Jahr und erfreulicherweise kommen zunehmend junge Unternehmen wie DesignerInnen dazu. Neben den Neuheiten, die man bereits in Mailand erkunden konnte, werden stetig mehr Entwürfe das erste Mal in Kopenhagen vorgestellt. Ein echtes Pfund sind dabei die neuen interdisziplinären Ausstellungen, die etablierte wie aufstrebende Positionen gleichberechtigt positionieren und auch Arbeiten nahe der Kunst nicht außer Acht lassen. Vorbei die Zeiten, in denen in den Showrooms in erster Linie Möbel aus Esche und Birke aus skandinavischer Produktion zu sehen waren.

Das 2013 im kleinen Rahmen gegründete Event ist international geworden und bietet dank der fahrradfreundlichen Infrastruktur Kopenhagens sowie einem hervorragend ausgebauten öffentlichen Nahverkehr selbst bei einer Fülle an Ausstellungen kurze Wege. Der sauber geölte Takt der dänischen Metropole, die aktuell den Global Liveability Index anführt und in der die Zahnräder beinahe surreal harmonisch ineinandergreifen, wirkt sich auf die generelle Atmosphäre positiv aus. Neben den permanenten Showrooms wurden die temporären Schauen dabei wie selbstverständlich nachhaltig gedacht – flexibel, modular und recycelbar. "Keep it real" lautete das Motto der 3daysofdesign in diesem Jahr. Signe Byrdal Terenziani und ihr Team haben diese Aufgabe für sich gewählt und in ein Programm übersetzt, das eindrücklich zeigt, wie bedeutsam Glaubwürdigkeit und Diversität abseits von Trends und Shows für die Zukunft der Branche sind.

2025 Kick—off Highlights

Produkte