top
Das Ding an sich
01.08.2011

Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Produktion von Aluminium in Japan, wenn auch zunächst nur in geringem Umfang. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Material wegen seines geringen Gewichts vor allem beim Bau von Kampfflugzeugen eingesetzt. Nach dem Krieg ersetzte Aluminium viele andere Materialien, wenn es darum ging, all jene Dinge herzustellen, die zum täglichen Leben nötig sind. Etwa zweihundert solcher Objekte – Werkzeuge, Küchenbestecke, Elektrohaushaltsgeräte, Möbel und Spielwaren aus den Jahren 1910 bis 1960 – werden gerade in der Ausstellung „Les Formes Nues" im Château de Boisbuchet gezeigt.

Die Aluminiumprodukte stammen von Handwerkern aus kleinen Betrieben; wer sie gestaltet hat, ist nicht bekannt. Die Elektrogeräte erweisen sich als Kopien ausländischer Produkte, ohne dabei besonders gelungen zu sein. Insgesamt galten die Gegenstände in der Nachkriegszeit als Notbehelf; kaum jemand schenkte ihnen Aufmerksamkeit. Heute, in einer Zeit des Überflusses, scheinen die Objekte stille und wertvolle Zeugen einer Kultur zu sein, die mit Objekten auf vernünftige Weise umging.

Zusammengetragen wurde die Sammlung von dem Industriedesigner Seiji Onishi und dem Künstler und Galeristen Keiichi Sumi. Gesäubert und von Farbe, überflüssigem Dekor und kleinen Schönheitsfehlern befreit, enthüllen die nun „nackten" Gegenstände die Wertigkeit des Aluminiums, die Klarheit ihrer Funktion und eine extreme Vereinfachung, die zugleich von Komplexität zeugt. nj

Ausstellung „Les Formes Nues"
Château de Boisbuchet, Frankreich
Vom 25. Juni bis 9. Oktober 2011
www.boisbuchet.org

Alle Fotos: Yosuke Otomo
Alle Fotos: Yosuke Otomo