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Davide Groppi und Gianni Lucchesi: "MOON, Sogno sospeso"

Geschichten aus Licht

Die Leuchten von Davide Groppi sind klar wie komplex, zeugen von Erfindergeist und Fantasie. In seiner Erzählung kommt ihnen dabei nie die Rolle der Protagonisten zu, denn sie sind Sinnbilder einer großen Faszination, mit dem Licht zu gestalten.
von Robert Volhard und Anna Moldenhauer | 22.07.2025

"Licht ist wie die Farbe einer Malpalette, wie ein Meißelschlag des Bildhauers. Es muss behutsam und respektvoll, leicht und maßgeschneidert eingesetzt werden", sagt Davide Groppi. Das er sein Leben diesem widmen wollte, wusste er, als er die poetische Leichtigkeit der Leuchten von Ingo Maurer sah. Fasziniert von dem kreativen Freiraum, der sich angesichts der originellen Designs vor seinen Augen öffnete, folgte er darauf seiner Berufung und beschloss kurzerhand den bisherigen Weg als Mathematikstudent und technischer Zeichner eine neue Richtung zu geben.

Ein kleiner Laden in der Altstadt von Piacenza im Norden von Italien wurde 1988 zu seinem "Labor", wie er sagt, in dem er kreativen Ideen wie für die Tischleuchte "C'ÈUNPO'DIRUGGINEDENTROME" in eine Form brachte und mit Ready-mades experimentierte. Ausgestattet mit kreativen Ideen, einer guten Portion Ehrgeiz und seinen ersten Entwürfen im Gepäck, fuhr er so einst auf der Suche nach den passenden HändlerInnen quer durch Italien. Sein Engagement wurde belohnt: Mit dem Entwurf von "BALOO" schaffte er 1993 den Durchbruch im Markt. Maddalena De Padova begeisterte das außergewöhnliche Design so sehr, dass sie das Schaufenster ihres Ladens mit 40 Leuchten erstrahlen ließ. Projekte mit unter anderem Boffi, Paola Lenti und Christofle folgten.

"C'ÈUNPO'DIRUGGINEDENTROME"
"BALOO"

Klarheit, Leichtigkeit und Ästhetik prägen die Leuchten seines Unternehmens seither, wie mit Blick auf "MOON", für die er 2005 eine eigene Version des uns so vertrauten Himmelskörpers auf die Erde holte. Ihr sanftes, mystisches Licht verdankt die Leuchte der Fertigung aus japanischen Papier, mit dem geduldig Schicht für Schicht eine einzigartige Textur erzeugt wird, die an die Oberfläche des Mondes angelehnt ist und aus jeder Perspektive ein wenig anders wirkt. Technologische Hürden, wie die Einführung der LED auf den Markt im Jahr 2010, begriff Groppi zudem als Chance: "NULLA" war geboren, ein Entwurf, der die Quelle des Lichtes in einer kleinen runden Aussparung versteckt, um nicht sich selbst, sondern ein favorisiertes Objekt in Szene zu setzen. Diese Feier der Essenz des Lichts setzte für Davide Groppi und sein Team einen Meilenstein: "NULLA" wurde mit dem "XXIII Preis Compasso d'Oro ADI 2014" geehrt, viele weitere Auszeichnungen mit dem renommiertesten Preis für Design weltweit folgten, wie für die Leuchten "SAMPEI", "ANIMA" oder "FM". Ungebundenes Licht und eine gestalterische Erzählung, die von einzigartiger Leichtigkeit getragen wird, schuf Davide Groppi zudem mit tragbaren, kabellosen Tischleuchten – wie "TETATET", die 2016 eine anerkennende Erwähnung des Compasso d'Oro ADI erhielt.

"TETATET"
Davide Groppi
"MOON"

Ob direktes, indirektes oder diffuses Licht gefragt ist – die Produktklaviatur von Davide Groppi bietet den passenden Ton für jede Melodie. "INFINITO", ein ultradünner Edelstahlstreifen von nur 18 Millimetern Breite, in das ein LED-Modul integriert ist, lässt sich beispielsweise flexibel bis zu 36 Meter von der Decke bis zum Boden spannen. Eine Hommage an die Kunst und die Raumkonzepte des italienischen Avantgardekünstlers Lucio Fontana. Wie große MeisterInnen der Kunst das Licht sahen, hat Davide Groppi stets inspiriert: "Wenn ich die Beleuchtung für ein Restaurant entwerfe, ist Caravaggio ist mein Vorbild. Das Licht von Caravaggios Gemälden hat mich immer fasziniert. Licht ist niemals banal und wird immer theatralisch eingesetzt. Es ist ein filmisches Licht. Die Figuren scheinen aus der Dunkelheit zu komme. Laut meiner Vision ist das Restaurant das Theater.", sagt er. Licht, das sich mühelos in den Raum integrieren lässt und parallel passgenau ein Teil dessen wird, ein sogenanntes "Tailored Light": Er beherrscht dieses komplizierte Spiel mühelos. Somit ist es kein Wunder, dass die Liste der Museen, Galerien, Restaurants, Hotels, Büros, Verkaufsräumen, öffentlichen Plätzen und privaten Wohnungen, die mit Leuchten wie Systemen von ihm ausgestattet sind, über die Jahre stetig gewachsen ist.

Dank dem Fokus auf das Wesentliche im Ausdruck und einer nachhaltige Effizienz ist die Produktion bis heute in Piacenza fest verankert, wie ein großer Teil des Sortiments weiterhin in Handarbeit gefertigt wird. "Für uns bedeutet Nachhaltigkeit Reduktion, Essenz. Wir verzichten auf das Überflüssige und arbeiten mit reinen Formen und minimalen Materialien. Denn jedes Projekt, jede Leuchte, soll die perfekte Synthese aus Leichtigkeit, Funktion und Emotion verkörpern.", so Groppi. Im März 2018 wurde das Unternehmen Teil des Industrieverbunds Gruppo Dexelance s.p.a., mit dem Ziel, die bereits starke internationale Präsenz der erfolgreichen Marke weiter auszubauen.

"INFINITO"

Davide Groppi überrascht gerne. Sein Ausgangspunkt ist nie das Produkt, sondern stets das Licht selbst. Seine Leuchten können wie Buchstaben eines Alphabets verstanden werden, mit denen eine eigene Geschichte geschrieben werden kann. Zu den aktuellen Produkten gehören die zarten Gesten von "CLIC", "TAO", "SET", "TRATTO" oder "MIA", die Lichteffekte bieten, die staunen lassen, während ihr Ursprung im Hintergrund bleibt. Stilvolle Skulpturen sind indes "CALVINO" und "MAGIA". Bei "RACE OF LIGHT" blitzt die verspielte Seite durch und spannt den Bogen zu den Anfängen seiner Lichtmagie: Eine elektrifizierte Spielzeugbahn, die nach Belieben aufgebaut werden kann. Strom wird auf dieser zu kleinen Autolampen geleitet, die sich frei versetzen lassen. Facettenreich, intuitiv bedienbar und doch in seiner Technologie stets geheimnisvoll: Leuchten, die nicht nur zum Sehen dienen, sondern uns den Zauber des Lichts fühlen lassen.