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Der tragbare Dunstabzug "Portable Kitchen Hood" des jungen Designers Maxime Augay.

Unter Strom

Der Designer Maxime Augay ist fasziniert von Elektrogeräten. Sein tragbarer Dunstabzug wurde kürzlich auf der imm cologne ausgezeichnet.
von Jasmin Jouhar | 07.02.2019

Es kommt nicht oft vor, dass ein junger Designer für seine Abschlussarbeit gleich eine neue Produkttypologie erfindet. Schließlich ist es schon schwierig genug, den herkömmlichen Typologien eine neue Seite abzugewinnen. Doch Maxime Augay ist es gelungen: Für seinen Master in Produktdesign an der Schweizer Hochschule ECAL entwickelte er einen tragbaren Dunstabzug, die "Portable Kitchen Hood". Die klassische Küchen-Dunstabzugshaube ist ohnehin in Bewegung gekommen in den vergangenen Jahren und hat ihren angestammten Platz an der Decke über der Kochstelle verlassen. Stattdessen ist sie nun als diskrete Öffnung in der Arbeitsplatte oder gleich im Kochfeld näher an das Geschehen herangerückt. Mit Augays tragbarem Gerät wird der Abzug nicht nur ungewohnt flexibel, er reiht sich zwischen Toaster, Wasserkocher und Espressomaschine auch ein in den Trupp freistehender Küchen-Objekte. So viel Erfindergeist wird belohnt: Beim Nachwuchspreis der imm cologne 2019, dem "Pure Talent Contest – Living Kitchen Selection", wurde Augays Entwurf jetzt ausgezeichnet.

Maxime Augay

"Die Idee kam mir, als ich meine eigene Dunstabzugshaube zuhause betrachtete", erzählt der französische Designer. "Sie funktioniert gut, ist aber sehr schwierig sauber zu halten." Sein Entwurf sollte einfach zu handhaben und zu reinigen sein. Und in die kleinste Küche passen. Zunächst galt es, den richtigen Lüfter zu finden –kompakt und stark genug. Außerdem musste Maxime Augay eine sinnfällige Form finden, Vorbilder gab es ja keine. Der Motor musste Platz finden, ebenso das Kabel. Ein Griff war unterzubringen, und allzu groß durfte das Gehäuse auch nicht sein. Das Ergebnis ist ein funktionierender Prototyp mit großem Kopf und abgerundeten Formen. Ein Design frei nach Kindchenschema, das dem technischen Innenleben eine fast schon niedliche, comichafte Gestalt verleiht. Zurzeit arbeitet er an der Weiterentwicklung des Prototyps: "Es haben bereits einige Firmen angefragt", sagt Augay, der auch als Assistent an der ECAL in Lausanne lehrt. "Ich hoffe, dass der Abzug in Produktion geht."

Denn einen Markt für gut gestaltete Elektrogeräte gibt es, davon ist der junge Designer überzeugt. "Wenn die Menschen die Wahl hätten, würden sie schöne Produkte kaufen, die sie gerne zeigen", sagt Augay. Dass die Realität weniger schön aussieht, läge zum einen an den Hunderten von Regeln und Normen, die bei der Gestaltung beachtet werden müssten. "Außerdem ist alles sehr standardisiert, damit die Geräte möglichst billig sind." Der Designer kennt sich aus, im Laufe seines Studiums hat er sich mehrfach mit dem Thema beschäftigt. Beispielsweise entwarf er ein modulares System für Mehrfachstecker, um dem ewigen Kabelchaos ein Ende zu setzen. "Multiplug" besteht aus verschiedenen drehbaren Steckdosenelementen und USB-Anschlüssen, die sich je nach Bedarf zum individuell passenden Versorgungsriegel zusammensetzen lassen. Für ein Kooperationsprojekt der ECAL mit Vitra wiederum gestaltete Augay den dekorativen Stromverteiler "Rond-Point" in Form eines Tabletts mit Fuß. Im runden Fuß verbergen sich diverse Anschlüsse, das Tablett darüber bietet Platz für mobile Endgeräte, Schlüssel, Stifte und was eben sonst noch so auf dem Arbeitsplatz herumliegt. "Ich bin fasziniert von elektrischen Geräten", sagt er. "Wir sind im Alltag doch ständig von Schaltern, Kabeln, Steckern und Steckdosen umgeben." Somit gibt es auf jeden Fall noch genug Potenzial für die ein oder andere Neuerfindung.

"Portable Kitchen Hood"
Den Stromverteiler "Rond-Point" entwarf Maxime Augay im Rahmen einer Kooperation seiner Universität, der ECAL in Lausanne, mit Vitra.
"Multiplug" ist Maxime Augays Antwort auf das wachsende Strippengewirr auf den Schreibtischen.