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Die Shop-Kuratoren
von Nina Reetzke | 17.02.2011

Geschenke für Mann, Kind, Freundin, Katze und sich selbst finden sich hervorragend in „kuratierten" Läden wie Museum Shops und Concept Stores. Gleich einer Schau in einer Galerie oder einem Museum werden Objekte präsentiert - und sie wollen nicht nur hinter einer Glasscheibe angeschaut, sondern auch gekauft und mitgenommen werden. Je nach aktueller thematischer Ausrichtung des Ladens wird mal ein Designer porträtiert, ein ausgefallenes Thema umkreist - oder ein besonders ausdrucksstarker Solitär steht einfach für sich selbst. Die Geschichten dazu - denn die aufwendig inszenierten Objekte sind natürlich nicht nur Produkte, sondern stehen jeweils für einen ganzen Lebensstil - entstehen über den Kontext, also über Schildchen, Kurzfilme auf elektronischen Bilderrahmen, Gespräche mit den Verkäufern und die Phantasie des Betrachters. Hier steht nicht Vase neben Vase, Parfum neben Parfum, Buch neben Buch. Vielmehr findet sich ein Plüschtier neben Sandalen und diese wiederum neben einem Stuhl. Formal lassen sich kaum Gemeinsamkeiten ausmachen; es zählt das Collagierte, das Fragmentarische. Welche Analogien bestehen zwischen den Produkten? Wie viel an Abstraktionsvermögen ist dem Betrachter zuzutrauen? Einzig die Größe scheint so etwas wie ein gemeinsamer Nenner zu sein. Meist sind es Accessoires direkt zum Mitnehmen, maximal jedoch Kleinmöbel, die zumindest noch im Kofferraum eines Autos transportieren lassen.

Exklusivität und Aktualität zählen gleichermaßen. Vielfach wird auf verschlungenen Wegen - etwa in kleinen Manufakturen und Designstudios - nach raren Produkten gesucht, aber auch der Gang auf die großen Messen wie iSaloni, Maison&Object und Ambiente gehört dazu. Es gilt den Einkaufskorb in die Hand zu nehmen und sich beherzt in die Masse der Messebesucher zu stürzen.

Auf der Ambiente sind vor allem die Hallen „Loft", „Kitchen" und „Table" von Interesse. Auch dieses Jahr fanden sich schnell die ersten Produkte: das Messerset „Pure Black" mit der Magnetschiene „Pure White" von Holmbäck Nordentoft für Stelton; der „Tea Heater" von Jakob Wagner mit dem „Kettle Teapot" von „Norm" für Menu; die Zitruspresse „Citrange" von Quentin de Coster für Royal VKB; die in einer Holzform geblasenen Variante der „Aalto Vase" für Iitalla; schließlich das Telefon „DP 01" von Jasper Morrison für Punkt.

Nach einer ersten Auswahl wird der Blick auf die Produkte genauer. Rosenthal etwa präsentierte zum fünfzigsten Geburtstag der Studio-Line für jedes der vergangenen Jahre eine Vase, anfangen mit einer Vase von Tapio Wirkkala für das Jahr 1961 bis hin zu einer Vase von Christophe de la Fontaine für 2011. Der mailändische Designer luxemburgischer Abstammung beschränkte sich nicht nur auf den Entwurf der Vase, sondern ersann zusätzlich ein Porzellanservice und eine Glasserie namens „Format". Inspiriert vom Design der fünfziger und sechziger Jahre beruhen die Formen auf Zylinder und Kegel. Das in weiß gehaltene Porzellan ist mit einem blauen Dekor geschmückt, das an Fadenbilder erinnert.

Unter den zahlreichen neuen Produkten bei Alessi überzeugte vor allem die Topfserie „Shiba" von Naoto Fukasawa; der Name „Shiba" steht für eine in Japan weitverbreitete und als besonders treu geltende Hunderasse. Ein vergleichsweise kleines Set soll für die Zubereitung möglichst vieler Gerichte genügen. Besonders auffällig ist eine Art kleiner Holzdeckel, der nicht auf den Topf, sondern direkt auf das zu garende Gemüse gelegt wird, das so besonders schonend zubereitet wird.

Neben Tafelservicen, Obstkörben und Espressomaschinen findet sich eine neue Produktkategorie im Alessi-Katalog, die - so die offizielle Aussage - kulturhistorisch gedacht ist, dafür jedoch erstaunlich religiös daher kommt. Dror Benshetrit entwarf „Mesusa", eine Schachtel mit Versen aus dem Alten Testament, die im Judentum für die Verbindung zu Gott steht. Von Mario Trimarchi stammt das aus Edelstahl gefertigte Kreuz „Croche", das in einem bestimmten Winkel an der Wand angebracht wird, so dass zusammen mit der ebenfalls kreuzförmigen Befestigung ein mehrschichtiges Schattenspiel entsteht.

Von „Table" und „Kitchen" ging es weiter zum Bad. Unter dem Namen „Kali" zeigte Authentics einen Spiegelschrank mit zwölf Accessoires von Doshi Levien. Verschieden lange Glasböden können von Innen durch die Seitenwände hindurch geschoben werden, so dass sich Ablageflächen außerhalb des Schranks bilden. Den Formen und Dekoren einiger Accessoires, wie dem Zahnbürstenbecher, sieht man den indischen Einfluss durch Nipa Doshi deutlich an, andere Gegenstände wie der Vergrößerungsspiegel - er hat einen Ständer, der zur Klemmhalterung werden kann - lassen den funktionalen westlichen Einfluss von Jonathan Levien erkennen.

Auch für den Garten findet sich so einiges. Der japanische Hersteller Hyakunen Monogatari beispielsweise zeigt mit seiner Kollektion „My tools" eine Vielzahl von Werkzeugen für den Haushalt. Messer, Scheren, Zangen, Reiben, Schaber überzeugen durch ihr reduziertes japanisches Design und ihre hervorragende Handwerksqualität. Insbesondere für den Garten gibt es eine Palette an Spaten, Hacken und Sicheln, mit deren Hilfe sich Gärten in kleine Farmen wandeln sollen. Und die elegant geschwungenen Bonsai-Scheren könnten sich in westlichen Ländern bestimmt auch für die eine oder andere Balkonpflanze eignen.

Zu guter Letzt noch ein Blick in Richtung Papeterie, die in keinem guten Museum Shop und Concept Store fehlen darf. Pinetti, ein Familienunternehmen aus Bergamo, präsentierte auf der Ambiente Notizbücher mit Lederumschlag, deren Verschluss ein USB-Stick ist, der sich mittels Druckknöpfen entfernen lässt. Passend dazu gibt es einen ledernen Stifthalter mit einem Gummiband, der sich nach Wunsch an jedem Notizbuch befestigen lässt.

www.ambiente.messefrankfurt.com

"Kastehelmi" von Oiva Toikka für Iittala
"Tonale" von David Chipperfield für Alessi
"Milky Way Minor" von Anna und Gian Franco Gasparini für Alessi
"Pure Black" von Holmbäck Nordentoft für Stelton
"Format" von Christophe de la Fontaine für Rosenthal
"Format" von Christophe de la Fontaine für Rosenthal
"DP01" von Jasper Morrison für Punkt.
Bad-Accessoires “Kali” von Doshi Levien für Authentics
"Purnukka" von Kaj Franck für Iittala
"Kivi" von Heikki Orvola für Iittala, Alle Fotos: Nina Reetzke, Stylepark
Verschiedene Produkte bei Alessi
Pflanzenzangen „Hidehisa“ von Bara Tsukuri für Hyakunen-Monogatari
Bad-Accessoires “Kali” von Doshi Levien für Authentics
50 Vasen von Rosenthal
"Herb Garden" von Officeoriginair für Royal VKB
"Feuer.werk" von Wodtke
Verschiedene Produkte von Iittala
"Teema" von Kaj Franck für Iittala