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NACHHALTIGKEIT
Drei Fragen an Hellmark_Kjellén

Angelina Kjellén und Kalle Hellmark haben im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Chalmers School of Architecture ein Materialexperiment für Beton auf Muschelbasis vorgelegt, das seine Ästhetik, Zusammensetzung und Weiterverarbeitung untersucht. Ausgangspunkt für die Forschung und Übersetzung des Materials in eine Architektur mit regionalem Bezug ist die westschwedische Provinz Bohuslän, in der die Züchtung von Schalentieren zur Tradition gehört.
von Anna Moldenhauer | 12.07.2021

Was war eure Motivation, eine Alternative zum klassischen Beton zu entwickeln?

Hellmark_Kjellén: Unsere ursprüngliche Idee bei der Masterarbeit war es, für eine Nuance mit Ortsbezug ein lokales oder regionales Charakteristikum zu nutzen. Wir fanden in Klätta, im nördlichen Bohuslän, ein stillgelegtes Gelände der Muschelindustrie, auf dem eine große Anzahl Muscheln als Abfallmaterial aufgeschüttet worden war. Die Muscheln haben eine Ästhetik, die wir in ein Baumaterial einbringen wollten. Bohuslän hat eine lange Geschichte der Nutzung des Meeres und der Landschaft, die es umgibt. Von der Verwendung von Heringsöl zum Schutz von Gebäuden bis zum Gestein als Fundament. Die volkstümliche Architektur hat sich durchgesetzt, wobei die Einbeziehung der nahen Umgebung von wesentlicher Bedeutung war. In Bohuslän gibt es eine wachsende Industrie für Zuchtmuscheln, sowohl wegen der steigenden Nachfrage von Restaurants als auch um die Gewässer von Verschmutzung zu reinigen. Ein kleines Restaurant in Ljungskile hat über sieben Tonnen Muscheln als Abfall pro Saison und das größte Unternehmen für Zuchtmuscheln in Bohuslän hat ein wachsendes Problem mit seinem Abfall von Muscheln. Als wir die Möglichkeiten der Verwendung von Muscheln als Material untersuchten, stießen wir auf die These, dass Muscheln aufgrund ihres hohen Gehalts an Calciumoxid (CaO) beim Erhitzen reaktiv werden und somit teilweise als Ersatz für Zement als Bindemittel in Beton dienen können. Wir haben einige Tests durchgeführt und in unseren weiteren Studien nicht das Bindemittel, sondern den Zuschlagstoff ersetzt. Wir konzentrierten uns dabei auf die ästhetischen Eigenschaften und den Nutzen des Materials und machten mehrere Abgüsse, um einen Materialausdruck zu erforschen, der vom Standort und seinen lokalen Ressourcen herrührt.

Welche Vorteile hätte Beton auf Muschelbasis?

Hellmark_Kjellén: Die Vorteile von Beton auf Muschelbasis liegen vor allem darin, dass er ein natürliches Material einbezieht, welches sonst als Abfall angesehen wird, und es dadurch attraktiv macht.

Wie ist der aktuelle Stand eures Materialexperiments?

Hellmark_Kjellén: Wir hoffen, die Arbeit in Zukunft fortsetzen zu können. Nicht nur mit Muscheln als Material, sondern als Designphilosophie, die Materialität und lokale Ressourcen bei der Erstellung von Form und Funktion nutzt.

Kalle Hellmark und Angelina Kjellén