HOTEL
Pool mit Gipfelblick

So geht Berghotel heute: Das familiengeführte Hotel Saltus oberhalb von Bozen in Südtirol zelebriert die Nähe zur Natur – mit zeitgenössischer Architektur statt Chalet-Schick.

von Jasmin Jouhar | 06.11.2023

Im "Saltus" ist eine Gewissheit über Hotels außer Kraft gesetzt. Dass sich nämlich die Lobby immer unten im Haus befindet. Wer im Hotel Saltus von seinem Zimmer zur Rezeption gelangen möchte, muss mit dem Lift möglicherweise nach oben fahren. Denn viele der Zimmer liegen unterhalb der Eingangsebene – aber nicht etwa im Keller. Im Gegenteil, die Gäste schauen durch große Fensterfronten in den Wald oder in die umliegenden Südtiroler Berge. Das Hotelgebäude schmiegt sich nämlich an einen steilen Hang am Rande der Ortschaft Jenesien. So liegt der Eingang zwar wie gewohnt auf Straßenniveau, ein guter Teil des Hotels jedoch darunter, entlang des Hangs. Insgesamt umfasst der Neubau von Tara Architekten aus Meran sieben Geschosse, ragt aber aufgrund der speziellen Struktur kaum über die benachbarten Häuser des Dorfes hinaus. Überall im Gebäude ist die Topografie der Berglandschaft erfahrbar: beim Blick durch das Panoramafenster der Lobby und natürlich im Infinitypool auf dem Dach, in dem man mit Aussicht auf die majestätischen Dolomitengipfel schwimmt.

Das Hotel Saltus ist ein familiengeführtes Haus mit insgesamt 26 Zimmern und Suiten. Es liegt auf rund 1.100 Höhenmetern oberhalb von Bozen. Die quirlige Hauptstadt Südtirols im Etschtal ist zwar nur wenige Autominuten entfernt und für einen Ausflug mit Taxi oder Bus leicht zu erreichen – doch die Fahrt über die steilen Serpentinen bringt die Gäste in eine andere Welt. Direkt vor der Tür des Hotels beginnen zahlreiche Wanderwege, unter anderem auf den namensgebenden Salten, ein Hochplateau mit Wiesen und Lärchenwäldchen. Hier oben lassen die Bauern im Sommer ihre Rinder und Haflinger-Pferde weiden. Dank des regelmäßig verkehrenden Wanderbusses steht den Gästen ein großes Gebiet zum Wandern offen.

Die Lage in der fragilen alpinen Umgebung war den drei Betreiberinnen aus der Familie Gamper-Murmelter Verpflichtung, als sie das Stammhaus, das Hotel Tschögglbergerhof, um einen Anbau erweiterten. So konzipierten sie das Saltus als "Eco Hotel". Der Neubau mit den drei kubischen Gebäudeteilen ist mit lokalem, vorgegrautem Lärchenholz verkleidet und soll sich gut in die Landschaft einfügen. Der beim Aushub der Baugrube angefallene Naturstein Porphyr wurde später für Bodenfließen und als Füllmaterial wiederverwendet. Für den Innenausbau setzte das Architektenduo Tara auf lokale und nachhaltige Materialien, wie Kalk und Lehm für Wand- und Bodenbeläge. Strom und Wärme werden aus erneuerbaren Energien gewonnen. Wer mit dem Zug anreist statt mit Auto oder Flugzeug, dem werden 5 Prozent des Zimmerpreises erlassen.

Das Interieur des Hotel Saltus ist ganz von Ruhe, Konzentration und der Nähe zur Natur geprägt, im Sinne eines warm minimalism. Natürliche Beige- und Brauntöne dominieren, die wenige Möbel und Einrichtungsgegenstände sind wohlplatziert – in etwa das Gegenteil von Chalet-Schick. Die Lobby ist mit skandinavischen und italienischen Designmöbeln und hellen Vorhängen und Teppichen ausgestattet, die Bar mit Nussbaumfurnier verkleidet. Auch ein Teil der Wände und die Einbauschränke in den Zimmern sind damit gestaltet. Zusammen mit den hellen Lehmputzwänden und den Holzmöbeln entsteht so eine angenehm entspannte Atmosphäre, die die Gäste Je nach Wetter in der Loggia oder auf dem Daybed am großen Fenster genießen können. Auch die Flure sind besonders: Sie sind in tiefes Schwarz getaucht und punktuell erleuchtet. Zur Ausstattung des Hotels gehören ein Außen- und ein Innenpool auf dem Dach, außerdem ein Spa mit Sauna auf der unteren Ebene des Hauses, regelrecht eingebettet in den Wald. Ob man also mit dem Aufzug ganz nach oben oder unter fährt, die beeindruckende Landschaft ist immer präsent.