Wissen Sie was „Kaamos“ bedeutet? Oder „Karjalanpiirakka“? Was überhaupt assoziieren Sie mit Finnland? Ganz sicher: Die Sauna. Alvar Aalto? Vielleicht, wenn Sie Architekt sind. Nicht zu vergessen: Nokia – ein Relikt jener Tage, als das Smartphone noch Science-Fiction war. Damals nutzte man auch schon Emoticons in der SMS-Kommunikation, jene ASCII-Zeichen, die, je nach Zusammensetzung, verschiedene „Emotionen“ symbolisieren. Erfunden wurden sie im Übrigen bereits 1982 von dem Informatiker und Wissenschaftler Scott E. Fahlman, nachdem es in der schriftlichen digitalen Kommunikation mit Kollegen zu Missverständnisse gekommen war. Nun, der typische Nerd hat ja, so verlangt es das Klischee, so seine Schwierigkeiten mit den feinen sprachlichen Nuancen des Zwischenmenschlichen, warum sich also nicht mit eindeutigen Zeichen behelfen, um ironisch gemeinte Passagen zu kennzeichnen?
Mit besserer Bildschirmauflösung wurde aus dem Emoticon ein „Emoji“ – und damit wuchs und wächst die Bandbreite von Gesichtern und anderen Bildzeichen enorm, die Emotionen symbolisieren. Die digitalen Hieroglyphen ersetzen bisweilen Worte, ja sogar ganze Sätze. Nicht, dass die Kommunikation dadurch eineindeutig geworden wäre.
Was hat das jetzt noch mal mit Finnland zu tun? Ach ja, ganz einfach: Finnland, genauer das finnische Außenministerium, hat als erstes Land der Welt ein ganzes Set „landestypischer“ Emoji gestalten lassen und sie in einem digitalen Weihnachtskalender veröffentlicht – samt Erläuterungen, für was sie stehen. Worin eine gute Portion nordischer Selbstironie steckt. Da gibt es beispielsweise den Headbanger, schließlich sei Heavy Metal in Finnland „Mainstream“ und die Heavy-Metal-Band-Dichte pro Kopf nirgendwo größer. Ein halbvereistes Herz steht für die stille, aber tiefe Liebe, die ein Finne oder eine Finnin empfinden kann – auch wenn er oder sie darüber nie ein Wort, nicht einmal der oder dem Angebeteten gegenüber, verliert. Natürlich dürfen Martti Ahtisaari und das Nokia 3310 ebenso wenig fehlen, wie das Emoji fürs Saunieren – schließlich soll es bei 5,4 Millionen Landesbewohnern 3,2 Millionen Saunen geben.
Und was war jetzt mit „Kaamos“ und „Karjalanpiirakka“? Letzteres ist der Name eines typisch finnischen Gebäcks. Und mit Kaamos bezeichnen die Finnen jene Periode zwischen Dezember und Januar, in der kein Sonnenlicht in Lappland die Tage erhellt. Vielleicht ist die Polarnacht auch die Zeit, in der Heavy Metal Band gegründet werden, weil eine frostige Liebe selbst beim Saunagang nicht aufgetaut werden kann. Alvar Aalto aber vermissen wir dann doch, wenigstens den Umriss seiner Savoy-Vase – schließlich ist neben dunklen Tagen und schwerer Musik, unzähligen Saunagängen und endlosen Wäldern, Finnland auch bekannt für sein Design und seine Architektur. (AS)