Ein Hammer liegt auf einem Baumstamm. Ein Griff, ein erster, meist etwas zögerlich ausgeführter Schlag auf das Stück Holz und Bilder springen unvermutet an die Wand. Sie ändern sich durch weitere, leichtere Bewegungen und lassen das älteste Werkzeug unserer Kultur zu einem poetischen Zeicheninstrument für stetig wechselnde, computertechnisch animierte Wandzeichnungen werden.
Das Projekt mit dem Namen „Log a Rythm" stammt von dem Schweizer Designer Karian Foehr und ist noch bis zum 24. Juli im Rahmen von „Ecal design" in der Berliner Galerie Helmrinderknecht zu sehen. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten von insgesamt zehn Studenten der renommierten Hochschule für Kunst und Design in Lausanne (ECAL) und war Teil der vierzig über die Stadt verteilten Randveranstaltungen des DMY International Design Festival Berlin, das am letzten Sonntag nach fünf Tagen zu Ende ging.
Das Festival, das einst als kleiner Satellit des Designmais angefangen und sich nach dessen Aus vor drei Jahren zu einem eigenständigen Format entwickelt hat, fand in diesem Jahr zum ersten Mal im ehemaligen Flughafen Berlin Tempelhof statt und präsentierte sich auf gelungene Weise. Waren 2009 noch die beiden Ausstellungsplattformen „Youngsters" und „Allstars" auf zwei Orte verstreut, vereinten sie sich nun in zwei nebeneinander liegenden Hangars. Auf rund 11.000 Quadratmetern wurden hier Prototypen und experimentelle Editionen von über 400 aufstrebenden sowie international etablierteren Designern, kleinen Möbelfirmen und Designschulen präsentiert. Und wie auch schon im vergangenen Jahr gab es dabei verschiedene Themenschwerpunkte.
Einer davon war der Fokus auf Schweizer Design, der Einfluss auf das gesamte Festival und, wie im Falle der Galerie Helmrinderknecht oder auch Karena Schuessler, auf sein Rahmenprogramm nahm. So wurden neben Studentenarbeiten verschiedener Hochschulen auch Projekte ausgewählter Designstudios sowie die Gewinner des Designpreis Schweiz und der Eidgenössischen Preise für Design vorgestellt.
Zu den Schweizer Highlights zählte die speziell für das DMY entwickelte Ausstellung „Give Me More", die eine Zusammenarbeit der Eidgenössischen Polytechnischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und der ECAL ist, sowie die erste, groß angelegte Schau zum Entstehungsprozess der an der ETH Zürich von Oskar Zieta und Philipp Dohmen entwickelten FiDU-Technologie. Letztere basiert auf einer Autoindustrietechnik, die Stahlbleche mittels Lasercuttern in Form bringt, schweißt und abschließend durch Luftdruck aufpumpt und so besonders stabile und dennoch leichte Strukturen ermöglicht. Das EPFL+ECAL Lab hingegen bot mit Arbeiten von jungen Interactiondesignern einen Einblick in die „Augmented Reality" - zu Deutsch: Erweiterte Realität - und zeigte, wie auch ihr Kommilitone Karian Foehr, die narrativen Möglichkeiten der AR-Software.
Neue Technologien und interaktive Medien waren auch allgemein Themenschwerpunkt des DMY. So richtete das am Samstag, mit Sprechern wie Eva Rucki vom Londoner Designstudio Troika stattgefundene Symposium „Are Nerds The New Designers?" seinen Augenmerk auf Bereiche wie Interaction und Interface Design sowie digitale Entwurfs- und Produktionsmethoden. Das sogenannte Maker Lab indessen bot dem Besucher in verschiedenen Workshop-Stationen direkten Zugang zu den Praktiken der digitale Regeln aufgreifenden Open-Design- und D.I.Y.-Kultur und ermöglichte ihm, unter Anleitung eigene Materialien herzustellen und Objekte zu gestalten.
Aber es gab auch viele analoge experimentelle Ansätze. Zu ihnen gehörte „Tape" des österreichisch-kroatischen Designteams For Use / Numen, eine raumgreifende Installation aus transparenten Klebebändern, oder das Projekt „Tafelstukken" der holländischen Designer Daphna Isaacs und Laurens Manders, das drei unterschiedliche Leuchten in zeitgenössische Tafelaufsätze übersetzt, die sich selbst und ihren Inhalt illuminieren. Zusammen mit dem EPFL+ECAL Lab wurden „Tape" und „Tafelstukken" mit dem diesjährigen DMY-Award ausgezeichnet, ausgewählt von Werner Aisslinger, Jurgen Bey, Hella Jongerius, Patrick Reymond und Jerszy Seymour.