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Farbauswahl: In London zeigt die Galerie Kreo Hella Jongerius' sorgfältige Auseinandersetzung mit dem Thema Farbe.

Chromatische Variationen

Die Galerie Kreo zeigt in London eine im wahrsten Sinne bunte Auswahl an Arbeiten von Hella Jongerius.
von Fabian Peters | 08.07.2017

Ein Farbspektakel der besonderen Art: Die Londoner Dependance der Pariser Designgalerie Kreo präsentiert unter dem Titel "Chromatic Sequences" Arbeiten der niederländischen Designerin Hella Jongerius. Die Schau ist ganz bewusst als Ergänzung zu der zeitgleich im London Design Museum gezeigten Installation "Breathing Color" von Jongerius konzipiert. 

Die Galerie Kreo präsentiert in ihren Räumen eine ganze Reihe von Entwürfen der Gestalterin aus den letzten Jahren, wobei - wie im London Design Museum –­ auch hier der Umgang mit Farbe bei Hella Jongerius im Mittelpunkt steht. Besonders deutlich zu sehen ist dieses spezielle Interesse der Designerin bei dem Beistelltisch "Tile": Eine mit Fliesen bedeckte Tischplatte dient als Experimentierfeld für das Zusammenspiel von Keramik und Farbe. Dabei bringt Jongerius auf den durchgefärbten Scherben farbige Glasuren auf und erzielt so neuartige Farbwirkungen – eine Technik, die sie sich von der frühen Ölmalerei abgeschaut hat und die es bei einer begrenzten Auswahl an Pigmenten erlaubt, eine Vielzahl an Nuancen zu erzielen. Die Designerin bedeckt immer nur einen Teil der Fliese mit der jeweiligen Glasur, um so den Ton der Scherbe und den durch die Glasur erzeugten Farbton einander gegenüberzustellen. 

Studienobjekt: Der kleine Beistelltisch "Tile" ist eine Mustersammlung zum Zusammenspiel von Keramik und Glasur.
Das Ornament ist kein Selbstzweck: Jede Fliese zeigt glasierte und unglasierte Partien.

Einen ähnlichen Ansatz, jedoch mit völlig anderer Wirkung, verfolgt Hella Jongerius beim "Knots & Beads Curtain", den sie 2013 ursprünglich für die "Delegates Lounge" der Vereinten Nationen in New York entworfen hat und den die Galerie Kreo nun in kleiner Auflage zum Kauf anbietet. Bei dem Wandbehang sind handgeformte keramische Kugeln an Baumwollschnüre geknotet. Je weiter sich der Behang dem Boden nähert, desto dichter die Folge der aneinander gereihten Kugeln, wobei der Gesamteindruck gleichwohl von einer sehr handwerklich wirkenden Unregelmäßigkeit bestimmt bleibt. Die Wirkung wird noch verstärkt, da die eine Hälfte der Keramikkugeln mit einer reflektierenden Glasur überzogen ist, während die andere unglasiert und damit matt erscheint.

Auch andere Objekte zeugen davon, wie fein austariert die Farbigkeit im Werk von Hella Jongerius stets auftritt, etwa bei den "Artificial Vases", bei der sie rosafarbenes Glas mit unterschiedlichen Materialien und Pastelltönen kombiniert. Beim Couchtisch "Dragonfly" platziert sie farbiges und transparentes Glas über reflektierendem Aluminium, bei "Turtle" wird unterschiedlich farbiges Resin wie bei einem Schichtkuchen übereinandergelegt.

Die Hella Jongerius-Ausstellung in der Gallerie Kreo endet am 23. September 2017, einen Tag vor dem Ende der Schau im London Design Museum.

Hella Jongerius - Chromatic Sequences
Galerie Kreo
bis zum 23. September 2017

14A, Hay Hill
WIJ 8NZ London
Großbritannien

Blick in den Ausstellungsraum
Detail des "Knots & Beads Curtain": Auch die keramischen Kugeln sind nur teilweise glasiert.
Die "Artificial Vases" kombinieren Farben und Materialen. An der Wand ist ein Spiegel aus der "Animals"-Serie von Hella Jongerius zu sehen.
Die "Artificial Vases" und der Tisch "Dragonfly".
"Dragonfly" setzt farbiges und transparentes Glas über reflektierendes Aluminium.
Als Skulptur beeindruckend, als Tisch eine Katastrophe: "Turtle" von Hella Jongerius