top

NACHHALTIGKEIT
Grüner dichten

Mit dem "Carré Belge" haben ingenhoven architects in Zusammenarbeit mit der Proximus Real Estate AG in der Kölner Innenstadt ein neues Quartier geschaffen, das mittels Verdichtung und urbanem Grün das städtische Mikroklima verbessern soll.
von Anna Moldenhauer | 24.06.2021

"Es wird in Zukunft darum gehen, Städte im Sinne des Energie- und Ressourcenverbrauches nachzuverdichten sowie eine gemischte, lebendige Stadt zu erhalten und zu generieren, wo es noch nicht der Fall ist", so Christoph Ingenhoven. Mit dem Carré Belge in der Kölner Innenstadt hat das Architekturbüro in zentraler Lage zwischen Belgischem Viertel und Gerling Quartier aktuell ein neues Quartier fertiggestellt, das diese Aufgabe erfüllt: Das zur Straße ausgerichtete Büro- und Geschäftsgebäude "Capitol" wurde umgebaut und erhielt eine neue Fassadengestaltung. Im ruhigen Innenhof des Komplexes ist das Kernstück des Projekts entstanden: Ein ökologisch nachhaltiger Hotelneubau. Auf einer Grundstücksfläche von 4.000 Quadratmetern haben ingenhoven architects eine kompakte Kubatur realisiert, deren Fassade durch den Wechsel aus transparenten und geschlossenen Flächen dynamisch ist – bodentiefe Fenster lassen zudem viel Tageslicht in die 186 Zimmer. Die abgestaffelten Terrassen und Dächer des Baus wurden in Zusammenarbeit mit den LandschaftsplanerInnen Enzo Enea begrünt: Gut 114 Bäume und Sträucher wachsen in Pflanztrögen in die Höhe, einige von ihnen bis zu vier Meter. Die Auswahl orientiert sich dabei an den heimischen Arten wie Apfel, Kiefer, Birke oder Eberesche.

Beispielhaft soll das Projekt zeigen, wie eine innerstädtische Verdichtung funktionieren kann, die mehr bietet als nur Raum. Die Pflanzen verbessern merklich das Mikroklima im Quartier und sollen so die Lebensqualität erhöhen: Kohlendioxid und Staub werden von den Pflanzen gebunden, die Biodiversität gefördert, Regenwasser gespeichert und der innerstädtische Wärmeeffekt reduziert. "Es ist eine unserer Aufgaben als Architekten, als Bauherren und Landschaftsplaner, dass dies Standard wird in unseren Städten. Da ist eine Menge Potenzial, das es zu heben gilt. Jeder muss seinen Beitrag leisten und das tun wir“, so Christoph Ingenhoven. Nachhaltige Architektur und die intensive Auseinandersetzung mit urbanem Grün als essenzieller Teil der Antworten von Städten auf die zunehmenden Folgen des Klimawandels gehören seit vielen Jahren als fester Bestandteil zu der Arbeit von ingenhoven architects. Bereits 1997 realisierten sie mit dem RWE Turm in Essen eines der ersten ökologischen Hochhäuser, der Kö-Bogen II in Düsseldorf von 2020 ist Europas größte Grünfassade. Als Begriff für ein ganzheitliches Konzept von Nachhaltigkeit beim Bauen und Planen formulierten sie den geschützten Begriff "supergreen".