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FEATURED STORY
Stimmige Zugabe

Konstantin Grcic hat mit dem "Bell Chair" für Magis nicht nur eine nachhaltige und robuste Alternative zum Monobloc entworfen, sondern zeigt auch mit dem aktuellen Farbkonzept, dass der Fokus auf das Wesentliche im Design in jeder Hinsicht wichtig ist.
von Anna Moldenhauer | 21.04.2022

Wer den außergewöhnlichen Bau Tour Luma von Frank Gehry im Kulturkomplex Luma Arles betritt, darf bereits auf ihm Platz nehmen: Der "Bell Chair" von Konstantin Grcic für Magis in der neuen Farbe Dawn. Ein sanfter Salbeiton, der das farbliche Spektrum des Designs harmonisch erweitert. "Der Farbton gehörte bereits zu unserem ursprünglichen Konzept und lässt als zweite Komplementärfarbe die aktuelle Palette noch stimmiger werden", so Grcic. Neben Dawn ist der "Bell Chair" in den Farben Sunrise, High Noon und Midnight erhältlich – sanfte, neutrale Versionen eines hellen und dunklen Tons sowie einer Nuance aus dem roten Spektrum. Knallige Primärfarben hat Konstantin Grcic bei der Zusammenstellung der Optionen bewusst vermieden: "Der Stuhl bekommt mit wenigen Pigmenten eine andere Ernsthaftigkeit im Vergleich zum klassischen Monobloc", sagt er. Eine Reduktion auf das Wesentliche, die ganzheitlich gedacht ist. Um die Produktion und Lagerung der Stühle so effizient wie möglich zu halten, sind weitere Farben nach Dawn erstmal nicht geplant, abgesehen von vereinzelten Sonderanfertigungen.

Hergestellt wird der "Bell Chair" aus recyceltem Polypropylen, das aus Abfällen der Möbelproduktion von Magis und aus der lokalen italienischen Autoindustrie gewonnen wird. Das Material kommt überwiegend ohne Zusätze aus, die neu hergestellt werden müssten. Im Ergebnis ist der "Bell Chair" zu 100 Prozent zirkulär. Mit möglichst wenig Ressourcen hergestellt, ist er zudem ein echtes Leichtgewicht: Nur 2,7 Kilogramm wiegt der Stuhl und ist dabei deutlich langlebiger und robuster als die gängigen Modelle aus Kunststoff. "Die Sitzschale hat eine sehr runde Form und darin liegt die Stabilität. Ein weicher, runder Radius ist stabiler als eckige Kanten", erklärt Grcic.

Für das ökologisch wie wirtschaftlich effiziente Ergebnis arbeitete der Designer mit einem Ingenieur zusammen, der prüfte, ob sich der Anspruch ein in jeder Hinsicht effizientes Produkt zu entwickeln mit den kreativen Ideen verwirklichen ließ. Ein nüchterner Realitätscheck, der Konstantin Grcic einiges abverlangte: "Es war eine sehr interessante Erfahrung im Entwurfsprozess die Zügel in der Hand zu halten und sie gleichzeitig ein Stückweit loszulassen, um der Berechnung des Ingenieurs zu folgen", sagt er und fährt fort: "Der Algorithmus würde das Projekt 'stapelbarer Stuhl mit minimalem Materialeinsatz' in eine Form bringen, die Effizienz im Sinne einer Problemlösung, aber nicht ästhetisch wäre. Die Voraussetzung für langlebige Produkte ist aber, dass man möglichst lange mit ihnen leben möchte. Schönheit ist ein Aspekt von Nachhaltigkeit". Nach intensiven Berechnungen und Abwägen war der perfekte Mittelweg aus einzigartiger Form und komfortabler Funktion gefunden, die zudem einen niedrigen Energieverbrauch bei der Herstellung bietet. Passend dazu hat Magis für den "Bell Chair" ein Logistikkonzept erdacht, dass eine wiederverwendbare Lieferpalette vorsieht, auf der bis zu 24 Stühle gestapelt und auch präsentiert werden können. Ein in jeglicher Hinsicht durchdachtes Konzept, zu dem der neue Salbeiton "Dawn" perfekt harmoniert.