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Ein Haus wie eine zarte Laterne: Die Transparenz von "Breathe" zeigt sich bei Dunkelheit.

STYLEPARK MINI
Das atmende Haus

In Mailand erkundet MINI LIVING zeitgenössische Lebensformen auf begrenztem Raum. Die Installation „Breathe“, entstanden in Kooperation mit den New Yorker Architekten SO - IL in einem Mailänder Innenhof, bietet auf fünf Metern Breite und zehn Metern Höhe Platz für bis zu drei Menschen und erschließt neuen Stadtraum zur Nutzung.
von Jasmin Jouhar | 10.04.2017

Dieses Haus ist nur für Schwindelfreie: Keine Wand, kein geschlossener Boden unter den Füßen geben Halt. Wie ein Schlauch zieht sich die Installation von MINI und dem New Yorker Architekturbüro SO - IL zwischen Altbauten in die Höhe, allein geformt von einer Hülle aus Netzgewebe und Bodenplatten aus Kunststoffgitter. Ein Stahlgerüst trägt das Ganze. Vor allem am Abend, wenn „Breathe“ von innen leuchtet, wird sichtbar, wie transparent es tatsächlich ist. Gemeinsam haben das MINI LIVING Team und SO - IL ein Konzept für urbanes Wohnen entworfen, das sich nicht abschottet, sondern auf Gemeinschaftlichkeit und Austausch mit der Umgebung setzt. „Es geht uns um die Frage, was ist Privatraum, was ist Stadtraum, und was liegt dazwischen“, sagt Esther Bahne, Head of Brand Strategy and Business Innovation MINI, im Gespräch mit Stylepark in Mailand. „Und wie schafft man Durchlässigkeit zwischen Innen und Außen?“ Das Team von MINI LIVING hat SO - IL zur Zusammenarbeit eingeladen, weil ihm der Umgang der New Yorker mit Transparenz und Licht gefallen habe.

Schafft neuen Raum an unerwartetem Ort: In einem schmalen Mailänder Innenhof reckt sich "Breathe" auf kleiner Grundfläche in die Höhe.

Im Erdgeschoss von „Breathe“ empfängt die wortwörtlich offene Küche, bespielt mit Kochstelle, Spüle, Servierwagen und Esstisch. Von diesem kommunikativen Zentrum geht es über eine Wendeltreppe in die oberen Geschosse, die privater wirken. Der Höhepunkt ganz oben: Ein kleiner Dachgarten mit Ausguck, der den Blick über die Dächer des Stadtviertels Zona Tortona weitet. Dazwischen liegen Wohn- und Schlafzonen und ein durch eine Standdusche angedeutetes Bad. Die Möblierung ist mit Kleiderstange, Hockern und Kissen minimal und mobil. Geschlafen wird nicht in Betten, sondern in federnden Kokons aus Netzstoff. Auf massive Möbel wird verzichtet. Dadurch wird nicht nur Platz gespart – hier lebt es sich bodennah, improvisiert. Und ressourcenschonend. Denn ein zentrales Anliegen von MINI LIVING ist Nachhaltigkeit. Die Installation verbraucht wenig Fläche, kann mit seiner Netz-Haut, die tagsüber vor Einblicken schützt und nachts leuchtet, die Luft reinigen und auf dem Dach Regenwasser sammeln. Zahlreiche Pflanzen im ganzen Haus sorgen für ein gutes Klima und eine heitere Atmosphäre.

Gewundene Erschließung: Auch das Treppenhaus fällt klein aus.

Die Installation MINI LIVING – Breathe ist bereits das dritte Projekt, mit dem MINI die Grenzen seines Kerngeschäfts in Richtung Architektur, Wohnen und Stadt ausdehnt. Zum Salone del Mobile 2016 zeigte MINI LIVING in Kooperation mit dem japanischen Architekturbüro ON design bereits eine Mini-Wohnung. Gemeinsam mit dem britischen Designer Asif Khan wiederum errichtete das MINI LIVING Team anlässlich des London Design Festival 2016 „Forests“ drei temporäre Architekturen auf den Straßen des East End, die Raum zum Innehalten und zum Austausch boten. „Wir haben verstanden, dass die Menschen von uns mehr erwarten als Fahrzeuge“, sagt Esther Bahne. Die Marke stehe für einen urbanen Lifestyle und den damit verbundenen Fragen. „Für uns ist Raum, den man sich leisten kann, der gut gestaltet ist, eine der wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart“, sagt Bahne. „Wir glauben, dass wir dazu etwas beitragen können.“

Wohnen in Netzen: Die Schlafplätze sind Teil des Bodens.