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Hyperraum

Für das neue "Zeitz Museum of Contemporary Art Africa" in Kapstadt hat Heatherwick Studio eine expressionistische Raumskulptur aus dem Inneren eines alten Getreidespeichers ausgeschnitten.
von Fabian Peters | 15.09.2017

Es ist ein Projekt der Superlative: Im ehemals größten Gebäude Südafrikas eröffnet das weltgrößte Museum zeitgenössischer afrikanischer Kunst. Die Protagonisten: Auf der einen Seite Thomas Heatherwick, Architekt und Designer, der zurzeit unter anderem für Google im Silicon Valley einen nur als gigantisch zu bezeichnenden neuen Firmensitz realisiert, auf der anderen Jochen Zeitz, vormals Puma-Chef, engagierter Umweltschützer und der zurzeit vielleicht wichtigste Sammler zeitgenössischer afrikanischer Kunst.

Für das von Zeitz ins Leben gerufene "Museum of Contemporary Art Africa", kurz MOCAA, transformierte Heatherwick einen ehemaligen Getreidespeicher aus dem Jahr 1921 an der V&A Waterfront von Kapstadt in einen spektakulären Museumsbau. Dazu höhlte er den aus 116 Siloröhren bestehenden Speicher im Inneren aus, wobei die Wabenstruktur des Bestandbaus teilweise erhalten blieb. 

Insbesondere für das Atrium des Museums macht sich Heatherwick dies zunutze, indem er aus an- und aufgeschnittenen Siloröhren einen expressionistisch anmutenden Raum schafft, der wahlweise an Hans Poelzig  oder das Innere eines Wespennestes denken lässt. Gleichzeitig fällt durch die nach oben verglasten Röhren Tageslicht ein. 

Am Außenbau des Speichers wird die Transformation vor allen Dingen durch konvexe und facettierte Fenster angezeigt, in die der annähernd 60 Meter hohe Turmaufsatz des Silos fast vollständig aufgelöst ist. Der Architekt hat sich dabei von venezianischen Laternen inspirieren lassen – denn als eine gewaltige Laterne fungiert auch dieser Turm: Wie ein Leuchtfeuer sendet er bei Nacht Leuchtzeichen und kündet von der Existenz dieses besonderen Museums.