Gleich am Eingang standen die ersten Menschen in einer dicken Traube um den Stand von Thanh Thuy. Die Modedesignerin entwirft Lieblingsstücke und das merkt man: ihre taillierten, lässigen Kapuzenpullover begeisterten uneingeschränkt. Die eingenähten, feinen Falten veredeln ihren urbanen Streetwearlook und der ausfallende Kragen verheißt eine neue Trendwelle. Ein wenig weiter präsentierte „Lydia in St.Petersburg", eigentlich Susan Krieger aus Halle an der Saale, ihre erste Kollektion aus Hand-, Akten- und Reisetasche. Die Taschen sind an die guten alten Hebammentaschen angelehnt und vermitteln schon beim bloßen Hinschauen den Eindruck des eilenden und rettenden Landarztes. Die Kombination aus handgemachter Dekotapete und großräumiger Arbeitstasche war der Jury der Designers' Open auch gleich einen Preis wert.
Am letzten Oktoberwochenende fand in Leipzig eine kleine, aber feine Veranstaltung rund um das Design statt. Das Festival „Designers' Open" bewegte sich nah an der Vorstellung einer, sagen wir, idealen Messe, das heißt, es wurden Räume belebt, Menschen zusammengebracht und inspiriert. Das Event bespielte die leerstehenden Streifenhäuser, zwei flache, lange, schmale Bauten zwischen dem Messehochhaus am Bahnhof und der Hauptpost am Augustusplatz. Der kulturelle Rahmen, oder vielmehr Boden, passte zum Konzept, weil ganz trendig ein Retro-Hauch aus sozialistischen Zeiten mitschwang und wieder einmal bewies, wie ungenutzte Flächen in der Stadt sinnvoll genutzt werden können.
Auf begrenztem Raum fanden über 140 Aussteller einen Platz, um ihre Werke zu präsentieren - keine Podeste, keine Stellwände, keine Grenzen. Alle bewegten sich auf einer Höhe, und die Enge, hauptsächlich den vielen Besuchern geschuldet, förderten den direkten Kontakt. In dem Gewimmel trafen sich Menschen unterschiedlichster Coleur: die aufgeweckte Omi, das durchschnittliche Ehepaar um die vierzig, viele junge, hippe Designaffine, Freunde und Verwandte der Aussteller, die Designer und dazwischen viele andere. Die Design-Kunst-Kreativvermittlung glich einer Völkerwanderung. Die grafische Ausgestaltung tat ihr übriges: überall Plakate, Luftballons, Flyer, Postkarten, Hinweisschilder. Jeder Unwissende wurde bestens aufgeklärt, dass hier gerade etwas stattfindet, was er nicht verpassen sollte.
Fern vom anstrengenden Big Business bietet Designers' Open eine Plattform für selbständige, junge Designer. Bei entspannter Atmosphäre konnten viele, meist kleinformatige Produkte entdeckt werden. Auch ausgefallene, aber tragbare Mode wurde probiert und bei Gefallen vor allem auch gekauft. Denn Designers' Open bot nicht nur die Möglichkeit kreative Menschen kennenzulernen, man konnte die Produkte, bei denen die Herzen höher schlugen, auch erwerben. Beispielsweise faltbare Lampenschirme aus Filz und Papier, Möbel für die Ecke, Behälter aus Beton mit Stöpsel als Deckel. Die Burg Giebichenstein aus Halle präsentierte studentische Arbeiten in einem eigenen Laden: „10 Liter Design" vertreibt ausgewählte Produkte der Studierenden, die eigenständig in kleiner Serie hergestellt werden. Ebenso kommt das Projekt Fat Flat aus Halle, in dem mit einem Lasercuter experiementiert wurde und aus flachen Materialien räumliche Objekte gefaltet werden konnten.
In Kürze wird das nächste Projekt vorgestellt. Der DO/Shop, ein temporär eingerichtetes Verkaufsgeschäft, welches ab dem 15. November bis zum 31. Dezember 2008 einzigartige, limitierte, ausgewählte und internationale Produkte anbieten wird. Die Ausschreibungen, sich am Shop zu beteiligen, laufen derzeit.