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Troja für Mailand
von Nina Shell | 05.12.2009

Gut zweieinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass zwei Akademiestudenten aus München sich aufmachten, in der rauen Designwelt Fuß zu fassen. Bevor sie allerdings auszogen, sich einen Namen zu machen, haben sie sich zunächst erstmal einen gegeben. Als „hansandfranz" gründeten Horst Wittmann und Konstantin Landuris seinerzeit ihr Designstudio. „Wittmann Landuris Designstudio, das war uns zu ernst, das sind wir nicht", erklärt Konstantin Landuris die Namensfindung, „wir wollten was Unkonventionelles, Lustiges, etwas, das nicht zu viele Assoziationen zulässt". Hans and Franz, zwei Charaktere aus der US-Kultserie „Saturday Night Life" dienten als Vorlage - „das passt gut, ist bayerisch als Referenz zu unserer Heimatstadt München und klingt lustig". Und ist, was sich im Nachhinein als durchaus wichtig zeigt, auch international verständlich.

International das erste Mal auf sich aufmerksam gemacht haben die beiden 2007 in Mailand - auch wenn sie sich erst einen Tag vor Anmeldeschluss zur Teilnahme am renommierten Salone Satellite im Rahmen der Mailänder Möbelmesse entschlossen. Eine arbeitsintensive Nacht später standen die ersten gemeinsamen Entwürfe, die das Mailänder Auswahlgremium prompt auswählte. Ein nicht minder arbeitsintensives halbes Jahr später präsentierten hansandfranz ihre ersten Prototypen dann in Mailand.

Mit der Bogenleuchte „Troja" sorgten Wittmann und Landuris als nächstes für Furore. Noch im gleichen Jahr wurde sie beim anerkannten Design Report Award mit einer „Special Mention" ausgezeichnet. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Dreifußleuchte „three" verschaffte dem Duo eine Einladung nach New York zur International Contemporary Furniture Fair ICFF. Neben acht weiteren Nachwuchsdesignern waren sie ausgewählt, die Dreifußleuchte dem amerikanischen Publikum vorzustellen. Die Kettenreaktion ging nahtlos weiter: Ein Auftrag für Bernardt Design, die Cycle-Bench, zwei Aufträge für die Firma Macrolux, die „three" und die Leuchte „Supercool" produziert, folgten.

Spannende Zeiten, die neben kreativen Höhenflügen jede Menge praktische Erfahrung brachten: Wie geht man mit Firmen um, was muss man an PR-Arbeit leisten? Präsentationen der eigenen Arbeit vor Dutzenden von Menschen und ein ordentlicher Schuss Unternehmergeist wollten parallel erlernt und erarbeitet werden. „Designer, PR-Spezialist, Unternehmer - das alles auf einmal zu stemmen war für uns als Studenten ganz schön fordernd", erzählt Horst Wittmann. Aber auch diese Hürden nahm das dynamische Duo mit fröhlicher Gelassenheit und mit viel Sinn für Stil und Detail. So haben sie etwa für ihren ersten Auftritt in den USA kleine Kuhglocken als Giveaway zu ihren Unterlagen entworfen, ein gelungener Gag, der zusätzliche Aufmerksamkeit generierte.

Dass man als Designer mehr als Talent und gute Ideen braucht, haben Wittmann und Landuris schnell gemerkt. Neben der Begeisterung, produktionswillige Firmen gefunden zu haben, „muss es mit den Unternehmern auch menschlich passen", ist Konstantin Landuris überzeugt. „Mit den Chefs von Macrolux, einer kleinen, von zwei Brüdern geführten Firma, hat es zum Beispiel von Anfang an super gepasst. Das ist ein sauberes Unternehmen mit coolem Showroom - und die Brüder fahren Motorradrennen. Sie haben uns ganz stolz ihre Macrolux-gebrandeten Maschinen gezeigt." Das macht natürlich Eindruck - „sobald wir Geld haben, wollen wir auch hansandfranz-gebrandete Motorräder!"

Offenheit, aber auch die nötige Bodenhaftung zeichnet die beiden schon beim ersten Kennenlernen aus. In einer kleinen ehemaligen Bäckerei nahe der Isar in der Münchner Au haben sie ihr Büro. Trotz Hightech entstehen ihre Entwürfe nicht am Computer, sondern in Handarbeit. „Wir denken", sagen sie, „immer in Prototypen, rein am Computer entworfene Produkte haben einfach keine Seele, dabei kommt auch das haptische Empfinden, das Denken mit den Händen, zu kurz."

Haben sie ihren gestalterischen Schwerpunkt bislang auf Leuchten gelegt - „auch weil das eine hohe emotionale Komponente hat" -, so erweitern sie nun ihren Radius, etwa mit der Sitzmöbelkollektion „Cycle".

Und wie wird man als junges Designduo in der etablierten Design-Community aufgenommen? „Ganz unterschiedlich", sagen beide, „klar herrscht unter den Gleichaltrigen auch eine gewisse Rivalität. Wir sehen das aber positiv. Es ist uns wichtig, sich mit anderen Designern auszutauschen - die meisten haben es ja nicht nötig, sich als Diva aufzuführen. So oder so ist es natürlich wichtig, kontinuierlich im Gespräch zu bleiben, und das passiert nur, wenn man gute Arbeit liefert." Dass das Gespräch in Zukunft noch häufiger auf hansandfranz kommen wird - daran hegen wir keinen Zweifel!

Cycle
Supercool
Supercool
Lightcubes in München
Dreifußleuchte three
Dreifußleuchte three
Supercool
Troja
Hansandfranz: Horst Wittmann und Konstantin Landuris