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Vernissage der Ausstellung "Workspace in progress" im MAKK

STYLEPARK WAGNER LIVING
Nachhaltiger Dialog

Mit der Ausstellung "Workspace in progress" im MAKK bietet Wagner Living im Verbund mit Stefan Diez, Matylda Krzykowski und Studierenden der Universität für angewandte Kunst Wien vielfältige Denkansätze zum Thema New Work.
von Anna Moldenhauer | 12.10.2021

Wie wollen wir arbeiten? Spätestens seit Ausbruch der Pandemie ist diese Frage für uns elementar. Bestehende Strukturen, deren Sinn und Unsinn vormals langatmig diskutiert wurden, konnten plötzlich in Windeseile aufgebrochen werden: der flexible Wechsel zwischen Homeoffice und Büro ist deshalb nichts außergewöhnliches mehr und die digitale Kommunikation als Ersatz für den bisherigen Ortsbesuch gehört zum Alltag. Einen Blick in die Zukunft des Designs im New Work bietet die Ausstellung "Workspace in progress". Bis zum 31. Oktober 2021 zeigt das MAKK Museum für Angewandte Kunst in Köln eine sehenswerte Auswahl an Prototypen, die dabei helfen können, die neue Arbeitswelt zu gestalten. Entworfen wurden sie von Studierenden der Klasse Industriedesign der Universität für angewandte Kunst Wien, die der Designer Stefan Diez leitet. Auch die physische Basis für die Exponate stammt aus seiner Feder: Gemeinsam mit Wagner Living und den ArchitektInnen Gonzalez Haase hat er das Möbelsystem "D2" entwickelt, das dank eines zentralen Verbindungselements werkzeuglos montierbar und erweiterbar ist. Als modularer Baukasten gedacht, lassen sich so individuelle Möbel bilden – vom Schreibtisch, Regal und Messestand bis zur Ausstellungsarchitektur aus Aluminiumleichtbauplatten oder Pappwabenplatten.

Für die Schau im MAKK wurden Pappwabenplatten in mattem Schwarz ausgewählt, die im Verbund mit Flächen aus transluzentem Polykarbonat eine Präsentationsfläche bilden, die mit einer Spotbeleuchtung ausgestattet ist. Lina Fischer vom Diez Office hat die Ausstellungsarchitektur zu "Workspace in progress" geplant. Das "D2"-System unterteilt dabei einen Teil des Erdgeschosses im MAKK in zwei Gänge, entlang derer die BesucherInnen die Arbeiten der StudentInnen auf beiden Seiten erkunden können. Jedes Werk erhält so einen eigenen, individuell angepassten Schauraum, ohne dass die Zugehörigkeit zum Ganzen verloren gehen würde. Auf einem Abschnitt der Wandfläche sind zudem kompakte Zusammenfassungen für die Vermittlung des jeweiligen Beitrags aufgedruckt. "Wagner hat keine Kosten und Mühen gescheut, um dieses Projekt mit uns zu realisieren", so Stefan Diez. Vollständig recycelbar, modular gedacht und individualisierbar thematisiert "D2" dabei die aktuellen Fragestellungen bezüglich Nachhaltigkeit, Flexibilität und Multifunktionalität im New Work.

Grenzen lösen

Ausgangspunkt waren physische Modelle persönlicher Arbeits-Utopien der StudentInnen – diese entstanden im Rahmen eines Workshops mit Matylda Krzykowski als räumliche Mockups im Format 40 x 40 x 40 Zentimeter. Ob abstrakter Ausdruck, sozialkritischer Kommentar oder konkrete Produktgestaltung wurde dabei freigestellt. Die Entwürfe zeigen vom konkreten Produktdesign bis zur Systemkritik die Perspektive auf die Bedeutung und Herausforderungen von Arbeit seitens einer Generation, die den Schritt aus der Ausbildung ins Berufsleben gerade erst gesetzt hat: "Die Ausstellung ist nach vorne gerichtet und gibt ganz viele Denkanstöße", so Dr. Petra Hesse, die Direktorin des MAKK. Gut 40 Projekte haben Stefan Diez und Matylda Krzykowski, die Kuratorin der Ausstellung, insgesamt betreut. Im MAKK zu sehen sind unter anderem "Nesting" von Steven Dahlinger, ein Polstermöbel, das mit klappbarer Lehne je nach Bedarf als Sofa wie als Rückzugsraum dienen kann. "Performing Stages" von Alice Klarwein, lässt sich mit wenigen Handgriffen vom Regal zum Schreibtisch umwandeln und "Talktile" von Madeleine K. Wieser gibt MitarbeiterInnen im Home Office die Möglichkeit, spontan mit KollegInnen in Kontakt zu treten. "Ein psychologisches Detail, das in der Diskussion um New Work oft vergessen wurde, ist das Menschen responsive Beziehungen brauchen", sagt Stefan Diez dazu. Viele Elemente wurden mit Hilfe des 3D-Drucks gefertigt, wie die Verbindungen bei "Folded Sheet of Paper" von Karin Markowski – eine leichtgewichtige Struktur aus Kartonwabenplatten, die den einfachen Wechsel zwischen großem Konferenztisch und zwei Einzelarbeitsplätzen ermöglicht.

Talk zu "Workspace in progress" mit Stefan Diez, Madeleine K. Wieser, René Spitz, Claudia Allonas, Matylda Krzykowski. (v.l.n.r.)

Die Ergebnisse hinterfragen die Aufgabe von Prozessen und geben klare Hilfestellungen für ein flexibles Arbeiten. Sie bieten konkrete Vorschläge für die Optimierung von individuellen Raumsituationen – sei es um Stress zu kompensieren, eine passende Lichtstimmung für mehr Wohlbefinden zu erzeugen oder die vorhandene Fläche flexibel nutzen zu können. Sie zeigen eine positiv besetzte Auflösung der Grenzen zwischen Leben und Arbeit, die nicht zu Lasten der eigenen Bedürfnisse geht. Parallel stellen die Projekte die Frage nach der "established truth", der gesellschaftlichen Überzeugung im Kontext von Arbeit und Design. Dass es sich lohnt, diese stetig zu hinterfragen, demonstrieren die Arbeiten der Studierenden ebenso schlüssig wie das "D2" System von Stefan Diez. "Es geht um den Diskurs. Dadurch, dass wir aus unterschiedlichen Positionen kommen, können wir unser Fachwissen nicht nur teilen, sondern auch zu neuen Lösungen zusammenfinden", so Matylda Krzykowski. Ein interdisziplinäres New Work-Experiment, dem Wagner Living zur Sichtbarkeit verholfen hat.

Workspace in Progress
Bis 31. Oktober 2021
MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtsschule 7
50667 Köln

Tipp: Zur imm cologne vom 17. bis 23. Januar 2022 wird die Ausstellung "Workspace in progress" im MAKK noch einmal gezeigt. Einige der Arbeiten werden bis zu diesem Zeitpunkt mit Unterstützung von Wagner Living weiterentwickelt.

Performances zur Ausstellung "Workspace in progress"