Bühne frei fürs Büro
Gutes Storytelling erkennt man nicht nur daran, dass es seine Adressaten bestmöglich unterhält. Sondern auch, dass es neue Perspektiven auf ein Thema eröffnet – und möglicherweise sogar zum Weiterdenken und Mitmachen beflügelt. So gesehen hat Wilkhahn, der Möbelhersteller aus dem niedersächsischen Bad Münder, den idealen Ort für sein neues Marketingkonzept gewählt, nämlich: die Bühne selbst.
"Office on Stage" ist der Name einer Themenreihe, die das agile Miteinander im Büro zwischen Kaffee und Kopierer als Theaterstück begreift. Mittendrin agiert der Mensch, drumherum aber fungieren die modularen und multifunktionalen Möbel von Wilkhahn gleichermaßen als Kulisse wie als Requisiten. Als Akteure treten Produkte auf, die längst zum selbstverständlichen Begleiter moderner Büroarchitektur geworden sind – und doch im Zeitalter von "New Work" neu gedacht werden müssen: Whiteboards, Rollregale und Konferenztische zum einen, so wie der zum funktionalen Designklassiker avancierte Confair-Falttisch. Zum anderen aber auch Elemente wie Sitzböcke, Akustikwände oder Stehtische, die sich im Großraumbüro flexibel neu anordnen lassen, um im Meeting physisch wie gedanklich den Standpunkt zu wechseln. Nicht zuletzt bedarf es jener Mitspieler, die die Barriere zwischen digitaler und örtlicher Präsenz im hybriden Arbeitskontext niederschwellig überschreiten: Der "Confair Buddy", zum Beispiel. Doch dazu gleich mehr.
Vorhang auf und Bühne frei
Das Ziel von "Office on Stage" sei es, so Unternehmenssprecher Burkhard Remmers, Büroangestellte dazu zu befähigen, sich mit den passenden Mitteln und Möbeln ihren idealen Arbeitsplatz selbst zu gestalten. Und zwar selbständig, interaktiv und mit wenigen Handgriffen. Die Idee für das Konzept sei ihm bei einem Fotoshooting in der Wilkhahn-Akademie im vergangenen Sommer gekommen. Dort sollten Neuzugänge des Sortiments als Freisteller abgelichtet werden. Es habe aber keine Hohlkehle gegeben, sondern nur einen Vorhang, vor dem die Büromöbel kurzerhand in Szene gesetzt wurden. Der "Auftritt" eines jeden Möbelstücks habe ihn an ein Theaterstück erinnert, sagt Remmers. Das Prinzip "Office on Stage" war geboren.
Innerhalb der vielseitigen Bürokulissen dieser Welt lässt sich das "Confair-Next-Ensemble" von Wilkhahn nun variabel inszenieren, was das erste Themenheft der Serie namens "Corporate Hybrid" in fünf Akten aufgreift. Dort statten die Möbel in spielerischer Anordnung sämtliche Begegnungsräume moderner Niederlassungen aus: Konferenz- und Meetingräume, Chefetage und Café-Lounge, Workshop-Areas und Zwischenräume. In ihrer intuitiven Handhabung, vom Display-Rack bis zum Rednerpult, laden sie ein, selbst Regisseur und Regisseurin des nächstmöglichen Arbeitsszenarios zu werden.
Kommunizieren auf Augenhöhe
Das Miteinander findet dabei zunehmend im multimedialen Mix aus Anwesenheit und digitaler Schalte statt – ein Zustand, der in Deutschland viel Zeit gebraucht habe, um sich zu etablieren, sagt Burkhard Remmers. Erst Corona habe diese Entwicklung enorm beschleunigt. Und genau da setzt "Office in Stage" nun an: "Das Publikum ist inzwischen bereit, die Akteure sind für ihre Rollen perfekt ausgebildet, der Spielplan steht, die Stücke sind geschrieben und eingeübt. Sie müssen nur noch zur Aufführung gelangen."
Womit wir wieder beim "Confair Buddy" wären. Wer sich virtuell zu einem Meeting dazuschaltet, wird über die kabellose Stele mit höhenverstellbarer Tablet-Halterung buchstäblich auf Augenhöhe abgebildet. Eine KI-fähige, um 180 Grad drehbare Kamera lässt sich als "Auge" mit der Tastatur von Remote-Teilnehmenden oder per Geste auch von Präsenzteilnehmerinnen und -teilnehmern steuern. Wechselt die Gruppe ihren Standort im Raum, lässt sich der "Confair Buddy" auf Stehhöhe setzen und leichtläufig mitnehmen.
Begegnung im Zwischenraum
Das Produkt steht stellvertretend für eine neue Art des hybriden Arbeitens, mit dem Wilkhahn die Brücke zwischen menschlichen Interaktionen und technologischer Selbstermächtigung schlägt. Die soll, ginge es nach dem Möbelhersteller, sich auch an Orten entfalten, die auf den ersten Blick nichts oder nur wenig mit Kollaboration im Kollegium zu tun haben. Der Weg zum Kopierraum, der Gang zum Snackautomat, der Korridor zur Toilette, zum Treppenhaus oder ins Nachbarbüro: Alles potenzielle Begegnungsorte, an denen Gespräche entstehen und ein ad-hoc-Austausch ermöglicht werden könnte.
Wilkhahn nennt sie "Zwischenräume für Empowerment und Improvisation" und stattet sie mit mobilen Servern aus, in denen Mini-Liteboards, Stifte, Karten und Magnete vorgehalten werden. Ebenso attraktiv sind "Parkbuchten", die eine Ablage für Kaffeetassen und Mobiltelefone bieten oder eine geschützte Atmosphäre mit schallgedämpfter Wandkulisse aus Schurwolle und Trevira kreieren. "Carpe momentum", den Augenblick voll und ganz nutzen, sagt Burkhard Remmers dazu. Es ist der vielleicht spannendste, weil bislang in vielen Bürokomplexen unvollendete Gedanke, mit dem Wilkhahn zum Arbeitsmodell der Zukunft beiträgt. In einer tatsächlichen Theaterkulisse würde dieser letzte Akt womöglich das Foyer abbilden: Ein Ort der Zusammenkunft, der vor und nach der Aufführung des eigentlichen Stücks zum Meinungsaustausch einlädt oder sogar persönliche Anekdoten abseits der Arbeit bereithält.
Das Büro als Resonanzraum
Mit dem vielschichtigen Konzept von "Office on Stage" befähigt Wilkhahn Unternehmen, das Büro nicht länger als starre Synthese aus Anwesenheit und Arbeitsplatz zu betrachten, sondern vielmehr als "Resonanzraum" in den Fokus zu rücken. Trendforscherin Birgit Gebhardt erklärt dazu: "Unsere zwischenmenschliche Kollaboration braucht Erfahrungsräume, die uns aktivieren und strukturieren. Das Büro der Zukunft ist keine Fläche. Es ist ein Resonanzraum für gemeinsames Denken, Handeln und Lernen." So gesehen lässt sich im Büro jeden Tag aufs Neue Geschichte schreiben – mit Mensch und Mobiliar gleichermaßen. Shakespeare würde es freuen.