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Architektin und Pritzker-Preis-Trägerin Kazuyo Sejima (li.) in der Ausstellung "KAZUYO SEJIMA + RYUE NISHIZAWA / SANAA, Tokyo" im Aedes Architecture Forum.

STYLEPARK ZUMTOBEL
Im Dialog

Zumtobel und Aedes – die Kooperation des österreichischen Lichtspezialisten mit dem Berliner Architekturforum feiert in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum. Wofür steht Aedes und wo liegen die gemeinsamen Schnittstellen mit Zumtobel?
von Anna Moldenhauer | 21.05.2020

Architektur und Stadtraum zur Diskussion stellen – abseits von Expertenrunden und Fachtagungen. Das war die Idee von Kristin Feireiss und Helga Retzer Anfang der Achtzigerjahre. Sie gründeten in Berlin in einer 40 Quadratmeter großen Ladengalerie das Architekturforum Aedes. Dort und in weiteren Stationen organisierten sie Ausstellungen mit internationalen Künstlern und Architekten wie Gottfried Böhm oder Zaha Hadid, zeigten wegweisende Konzepte auf, auch abseits des Populären, ordneten neue Strömungen ein und stellten sie einem breiten Publikum zur Diskussion – ohne Schwelle und nicht kommerziell. "Weniger beklagen was es nicht gibt, stattdessen die Fragen stellen die nötig sind, um das Lebensumfeld zu verbessern und dafür gute Beispiele zeigen", resümiert Hans-Jürgen Commerell, mit dem Kristin Feireiss Aedes seit den Neunzigerjahren leitet. Ein unabhängiger, öffentlicher Kulturraum für die Architektur – damals ein neuer Ansatz. Den Pioniercharakter hat sich das Team von Aedes bis heute bewahrt. Nach wie vor bietet das Architekturforum eine Plattform für den kritischen Dialog über Stadt, Politik, Raum und Gesellschaft. Die Platzverhältnisse hierfür haben sich über die letzten Jahrzehnte allerdings spürbar verbessert: Aus den 40 Quadratmetern im Stadtteil Charlottenburg wurden gut 600 Quadratmeter im Prenzlauer Berg. Das Netzwerk von Aedes ist längst weltumspannend, die Ausstellungen, Symposien und Workshops haben ein internationales Renommee erreicht.

Licht in der Architektur

Neben dem 40-jährigen Jubiläum feiert Aedes in diesem Jahr auch die seit einem Vierteljahrhundert währende Zusammenarbeit mit dem österreichischen Lichtspezialisten Zumtobel: Vor 25 Jahren begann ein gegenseitiger Austausch, in dessen Mitte das Licht in der Architektur steht. "Es gab bei Zumtobel von Beginn an ein ausgeprägtes kulturelles Bewusstsein, eine enge Zusammenarbeit mit Künstlern und ein großes Interesse an der Vermittlung, welche Rolle Licht bei der Gestaltung von Lebensräumen spielt", so Commerell. Viele gemeinsame Forschungsreisen und Ausstellungen mit bedeutenden Protagonisten des internationalen Architektur- und Designdiskurses folgten. Wie die Schau "Living the Nordic Light", für die das norwegische Architekturbüro Snøhetta sowohl seine eigenen Wurzeln reflektierte, als auch das Verhältnis von Raum, Landschaft, Architektur und Mensch erkundete. Oder die Studie "Lighting the global workspace", für die Zumtobel und der Aedes Network Campus Berlin (ANCB) im Jahr 2015 ein Forschungsprojekt ins Leben riefen: Fünf Teams von Universitäten aus Australien, Südamerika, Europa, Afrika und Asien analysierten die ideale Beleuchtung von modernen Büroumgebungen.

Den Dialog über den eigenen Fachbereich hinaus suchen, aufzeigen, wie Licht die Architektur maßgeblich beeinflusst, Vermittlungsarbeit leisten und neue Denkanstöße anregen – gemeinsame Motivationen, die die Basis bieten für die langjährige Partnerschaft von Aedes und Zumtobel. "Wir möchten ein Netzwerk bilden und abseits der Verkaufspräsentation einen Austausch über Architektur und Lichtlösungen schaffen", so Daniel Lechner, Director Brand Management Zumtobel & Services. Gemeinsam haben sie eine Botschafterrolle in der internationalen Architekturszene übernommen, auch um die Ansätze der deutschen Architekten und Büros bekanntzumachen. Viele ihrer Forschungen wie zu den Themen "Architektur und Religion" oder "Made in Germany, Architektur + Ökologie" wurden in Kooperation mit dem Goethe-Institut über Jahre als Wanderausstellung auf der ganzen Welt gezeigt.

"Living the Nordic Light", Snøhetta, Oslo, New York, 2015

Innen und außen

2007 kam der "Zumtobel Group Award – Innovations for Sustainability and Humanity in the Built Environment" dazu, den Aedes kuratiert und der in einem zwei- bis dreijährigen Rhythmus verliehen wird. Mit dem internationalen Architekturpreis werden zukunftsweisende Konzepte und Entwicklungen ausgezeichnet, die zu mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt und deren Gestaltung beitragen. "Nur einen Preis an ein innovatives Projekt zu verleihen, ist Zumtobel und uns auf die lange Sicht nicht nachhaltig genug. Stattdessen möchten wir mit dem Award eine inhaltliche Diskussion anregen, eine Schnittstelle bieten für einen ganzheitlichen Denkansatz. Das beginnt schon bei der Auswahl einer interdisziplinären Jury", so Commerell. Die Diskussion müsse nach außen und nach innen geführt werden. Für Zumtobel bieten die Einreichungen seitens der Universitäten und Architekturbüros zudem spannende Auseinandersetzungen mit soziologischen Fragestellungen, geben Antworten auf die Frage der Entwicklung der gesellschaftlichen Bedürfnisse beim Thema Licht in der Architektur. "Der Zumtobel Group Award bietet exklusive Einblicke in soziologische Prozesse und zeigt visionäre Konzepte von etablierten Protagonisten wie von Newcomern", so Daniel Lechner. Die Verleihung des kommenden Awards ist für den September 2021 geplant. Bis dahin sind weitere spannende Ausstellungen aus der ganzen Welt zu erwarten. Aktuell und noch bis zum 25. Juni 2020 präsentiert Aedes in den Ausstellungsräumen in der Christinenstraße unter anderem das Projekt "Art Biotop Water Garden" von Junya Ishigami & Associates – ein Landschaftsgarten, der als überfluteter Wald die Grenzen zwischen Architektur, Landschaftsarchitektur, Kunst und Umweltschutz neu zieht.