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RETAIL
Eis ohne Klischee

Antipodean Gelato kombiniert in Frankfurt am Main australische Coolness mit einem italienischen Dessert erster Klasse.
von Anna Moldenhauer | 03.07.2020

"Gelato" steht auf einem runden Schild über dem Eingang in schwarzer Schreibschrift. Mehr Hinweise, was der kleine Laden im Frankfurter Nordend zu bieten hat, gibt es auf den ersten Blick nicht. Stattdessen betritt man eine clean wirkende Fläche in Weiß und zarten Pfirsichtönen. Der Blick wird von den glänzenden Details aus Messing angezogen und wandert von der Theke mit farblich passendem Marmor und perforierten Metallplatten über die verspiegelten Deckenlamellen in die Tiefe des Raumes. Was sich unter den mysteriösen runden Deckeln verbirgt, die in die Theke eingelassen sind, ist auf der Menütafel an der Wand mit Schiebelettern vermerkt. Hausgemachtes Gelato, von "Salt Coconut" bis "Tongan Vanilla" nach Rezepten von Taila Semerano, einer italienischen Gelato-Weltmeisterin, die in Apulien eine eigene Eisdiele betreibt. Die Inspiration für das Konzept von Antipodean Gelato stammt allerdings vom anderen Ende der Welt, aus Australien. "Antipodean" steht so für einen Ort auf der gegenüberliegenden Seite der Erde. Rachel Dodoo-Mehl, die Gründerin von Antipodean Gelato, ist dort aufgewachsen, 2012 kamen sie und ihr Mann Christian Mehl nach Frankfurt. "In Australien ist die Gastronomiekultur eine andere – gutes Essen darf etwas kosten und die Details stehen mehr im Fokus", sagt er. Die Sehnsucht nach kreativen, hochwertigen Eis übersetzten sie in ihr eigenes Konzept: "Das was wir gesucht haben, gab es in Frankfurt nicht, daher haben wir uns gedacht dann machen wir es eben selbst", so Mehl.

Für den Entwurf auf knapp 45 Quadratmetern konnte ein kreatives Studio gewonnen werden, das in Frankfurt am Main mit seinen Projekten schon mehrfach Stilbewusstsein unter Beweis gestellt hat: Die Architekten von Aberja. "Wir haben das Gesamtkonzept, den Entwurf und die Küchenplanung entwickelt, die Projektagentur Tatcraft übernahm die Ausführung der Decke und der Theke", so Juliane Maier von Aberja. Entstanden ist ein Schmuckstück, das nicht nur im Interior Design überzeugt: Für das hausgemachte Gelato werden ausschließlich frische Zutaten verwendet. Welche Sorten im Sortiment sind, richtet sich in erster Linie danach welche Frucht- und Gemüsesorten in der aktuellen Saison erhältlich sind. Gut die Hälfte des Angebots ist zudem vegan. Das Kokosnusseis wird so nicht aus einer Mischung aus Kuhmilch und Kokosnussmilch hergestellt, sondern ausschließlich aus Bio-Kokosnussmilch. Kleine Mengen, stetig frische Zubereitung: Ein Unterschied zur herkömmlichen Herstellung, den man schmeckt. Ein weiteres Geheimnis liegt in der Kühltemperatur, die etwas geringer ausfällt als bei gewöhnlicher Eiscreme. "Damit hält das Gelato zwar nur wenige Tage, hat aber mehr Geschmack", erklärt Christian Mehl. Bei der Arbeit lässt er sich auch gerne mal über die Schulter schauen, denn durch eine große Glasscheibe können die Gäste in die Eismanufaktur im hinteren Bereich des Ladens blicken. Das auf Handwerk und Qualität statt auf den Profit gerichtete Konzept von Antipodean Gelato ist auch eine Herausforderung: "Wir würden mit der klassischen Eisdieleneinrichtung sicher mehr Umsatz haben", so Christian Mehl. Dass die Entscheidung zu Gunsten eines hochwertigen Gelatos in ausgesprochen eleganter Atmosphäre fiel, dürfte die Genießer unter den Frankfurtern freuen.


Antipodean Gelato

Bornheimer Landstraße 18
60316 Frankfurt am Main