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In die Wanne abtauchen

Duschen kann man immer. Wer es luxuriös und gemütlich mag, der kann nicht auf sie verzichten: Die Badewanne kehrt als Solitär ins Bad zurück.
von Thomas Wagner | 20.03.2017

Die Badewanne hatte es wahrlich nicht immer leicht. Als es im Haus noch kein fließendes Wasser gab, war sie kaum mehr als ein von Hand befüllter Waschzuber aus Holz oder Metall. Um 1900 dominierte dann die doppelwandige Porzellanwanne das englische Badezimmer – gern auf majestätischen Löwenfüßen. In der amerikanischen Badezelle, die ihren Ursprung im Hotel hat, wurde sie dann aus Platzgründen standardmäßig domestiziert und praktisch eingemauert, bis sie später oft durch eine ausladende Duschfläche ersetzt wurde. Ganz aus dem Bad verschwunden war sie zwar nie, aber doch arg an den Rand gedrängt.

Nun kehrt die freistehende Badewanne zurück – und das durchaus triumphal. Dabei tritt sie wieder offen traditionell auf (beispielsweise am Stand von Burlington), gibt sich mal zeitgemäß luxuriös, mal aber auch – die Prototypen, die Werner Aisslinger und Tina Bunyaprasit bei Kaldewei beweisen es – skandinavisch schlicht und fast sportlich heiter. Immer aber wird die Wanne, was sie so lange nicht mehr sein durfte: ein Solitär und Schmuckstück.

Das liegt zum Teil daran, dass es nicht wenige Hersteller und Designer gibt, die – schon seit Jahren – das Badezimmer nicht nur bei entsprechendem Platz mit dem Schlafzimmer vermählen, sondern es gleich zu einem eigenen Wohnraum machen wollen, der vor allem dazu dient, sich zu entspannen und auszuruhen, sich fit und gesund zu halten. Duschen kann schließlich jeder Tag für Tag, aber in wohliger Atmosphäre gepflegt in die Wanne steigen, das ist ein besonderer Genuss.

Ob die Wannen nun aus Kunststoff, aus Verbundwerkstoffen oder aus emailliertem Stahlblech bestehen – fast alle ruhen sie wieder auf Füßen oder scheinen, von LEDs beleuchtet, über dem Boden zu schweben. Viele Modelle gibt es mittlerweile nicht mehr nur in Weißtönen, sondern zweifarbig veredelt in allerlei organisch-uterinen, runden oder rechteckigen Formen.

Den ultimativen Luxus und die edelste Variante findet man auf der ISH am Stand von Bette. Dort stellt man mit dem Programm „Lux Oval Couture“ nicht nur die modisch in feinen und wasserbeständigen Stoff gekleidete Wanne als Möbel vor, mit „Loft Ornament“ werden Wanne und Waschbecken ferner zu einer expressiv-facettierten Solitär-Architektur, die unweigerlich alle Blicke auf sich zieht.

Wer es besonders glamourös und funkelnd mag, der findet bei Villeroy & Boch neben bescheideneren Varianten wie der auf einem polierten Edelstahl-Gestell ruhenden Wanne aus dem „Antheus“-Programm eine mit Swarowski-Steinen besetzte Sonderanfertigung des chinesischen Designers Steve Leung, die von der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei mit ihren Gebirgslandschaften, Flüssen und Wasserfällen inspiriert sein soll.

Ergänzt wird das Spektrum hervorstechender Wannen von der kleinen runden „Origin“ und der mit feinem Rand versehenen „Prime“ von Inbani sowie durch Patricia Urquiolas Wanne aus dem Programm „Sonar“ von Laufen. Völlig losgelöst und fast wie in einem Raumschiff schwebend mag man sich in „Life Anew Premier Suite“ von Toto fühlen. In jeder Wanne aber heißt die Devise: Einfach mal abtauchen.

Zweisitzer mit Designer-Duo: Tina Bunyaprasit und Werner Aisslinger nehmen in der Badewanne ihrer Serie „Grid“ für Kaldewei Platz.
Farbenspiel: Bei „Tricolore“, für Kaldewei entworfen von Tina Bunyaprasit und Werner Aisslinger, sind Wanne und Gestell auch farbig voneinander abgesetzt.
In Schwarz oder Weiß: Die neue Linie „Bette Loft Ornament“ setzt dank konischer Flächen einen starken Akzent im Bad.
Ein Kleid aus Stoff: Der abwaschbare Bezug von „Bette Lux Oval Couture“ soll im Bad für mehr Wohnlichkeit sorgen.
Großer Auftritt: Villeroy & Boch hat in Zusammenarbeit mit Swarovski eine glitzernde Badewanne des chinesischen Designers Steve Leung vorgestellt.
Funktional und skulptural: Patricia Urquiola stellt die Wanne bei Laufen auf einen Marmorsockel und bietet Schwamm und Seife eine integrierte Ablage.
Abgehoben: Nicht nur Villeroy & Boch lässt die Badewanne mittels Unterbodenbeleuchtung scheinbar schweben.
Löwenfüße und Tontöpfe: Bei Roca zieht das englische Badezimmer um 1900 in den malerischen Süden.
Fahrrad und Blumen: Burlington renoviert das klassische englische Bad-Design.
Schwerelos: Das Innenleben der „ZeroDimension“ von Toto schafft eine Sitzposition, durch die man sich im Badewasser leicht wie eine Feder fühlen soll.