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Der Theme Park der Heimtextil zeigte, wie es sich trotz fortwährender Urbanisierung und begrenztem Wohnraum ganz gut wohnen ließe.

Ein Blick in die textile Zukunft

Die Designforschungsagentur FranklinTill zeigte auf der Heimtextil in Frankfurt am Main die aktuellen Farb- und Materialtrends für die Textilbranche.
von Anna Moldenhauer | 13.01.2018

"The Future is urban" – unter diesem Motto stand der diesjährige Theme Park der größten internationalen Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien. Dieser bot fünf Erlebnisräume und vier übergeordnete Lifestyle-Trends. War die Ausstellung im letzten Jahr mit aufgeschichteten Stoffbahnen und wenig Information eher enttäuschend, ist der frische Wind des diesjährigen Konzepts der britischen Agentur für Designforschung und Trendberatung FranklinTill deutlich spürbar gewesen.

In unterschiedlichen Themenbereichen entstanden kleine Wohnwelten und Studios, die aufzeigten, wie es sich trotz fortwährender Urbanisierung und begrenztem Wohnraum ganz gut wohnen ließe – multisensorische Erlebnisse inklusive. Wie beispielsweise im Ruhe-Raum "Color Experience", in dem der Besucher die Wirkung der Farbduschen im Blau und Rot auf die persönliche Stimmung direkt erfahren konnte. Auch das interaktive Element kam nicht zu kurz: Die Rückbesinnung auf die Qualität und Authentizität bewährter Handwerkstechniken wie die mehr als 1.000 Jahre alte Färbetechnik Shibori aus Japan wurde im Bereich "Perfect Imperfection" von Lola Lely und Bristol Weavers Mill ebenso anschaulich erklärt, wie die Do-it-yourself Herstellung von Mode ohne Nähen im "Fab Lab" vom niederländischen Label Post Couture. Die Sichtbarkeit von Materialität und Schaffensprozesse schließt dazu den Trend-Bereich "Adapt und Assemble" ein: Materialien ohne Schnörkel und komplexe Details sollen – teils mit dem Lasercutter oder 3D-Druckern produziert – den modernen Nomaden bei ihrem häufigen Wohnortwechsel als robuste Begleiter zur Seite stehen. 

Do-it-yourself Herstellung von Mode ohne Nähen im "Fab Lab" vom niederländischen Label Post Couture.

Der Ficus kehrt zurück

Alternativen zum Bürograu zeigte der "Green Workspace" auf, der die Arbeitsplätze in der Atmosphäre eines botanischen Gartens präsentierte. Dass der oft stiefmütterliche Umgang mit den grünen Kollegen auf mehreren Ebenen fatal ist, unterstreicht die aktuelle Studie des Psychologen Dr. Chris Knight von der Exeter University und internationalen Kollegen, auf die sich auch FranklinTill bezieht: Um bis zu 15 Prozent steigt die Produktivität in einem begrünten Büro. Das Thema der Nachhaltigkeit kam natürlich auch nicht zu kurz: Im Ausstellungsraum "Remade Materials", zeigte der Theme Park Produkte aus Recyclingverfahren und natürlichen Materialien. Beispielsweise jene des Unternehmens "Ananas Anam", das aus den Fasern von Ananasblättern alternative Stoffe herstellt. Vom Schuh bis zum Möbelbezug lässt sich die Marke "Pinatex" als natürliche Alternative zu Leder und Kunststoffen in zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten nutzen.   

Grüner Vorsprung: Um bis zu 15 Prozent steigt die Produktivität in einem begrünten Büro.

Oase, klein und fein

Dauerbrenner ist und bleibt laut dem Theme Park das Thema "Urban Oasis", bei dem mit den entsprechenden Farben und Stoffen die Oase auch ohne echte Blätter in die eigenen vier Wände geholt wird. Innenarchitektonische Lösungen für das Wohnen und Leben im begrenzten Raum der wachsenden Städte bot schließlich der Pavillon "Micro Home" von Studiomama. Als Erfinder des multifunktionalen 13 Quadratmeter Apartments präsentiert das Londoner Label wie man minimale Wohnfläche maximal und flexibel nutzen kann. Damit die Atmosphäre in diesem "Micro Home" für Singles nicht anhand einer ungünstigen Farbwahl bei den Wohntextilien negativ beeinflusst wird, bekam man zusätzlich schräg gegenüber in der "Soft Minimal"-Ausstellung eine zurückhaltende Stoffcollage in Pastelltönen präsentiert, die trotz geringem Platz zumindest optisch Freiraum gewährleisten sollen.

Bristol Weavers Mill luden im Pavillion "Perfect Imperfection" mit interaktiven Elementen zur Rückbesinnung auf die Qualität bewährter Handwerkstechniken ein.
Das Londoner Label Studiomama zeigte wie sich minimale Wohnfläche maximal und flexibel lässt.
Aktivierend und beruhigend: Die Wirkung der Farbduschen in Blau und Rot auf die persönliche Stimmung konnten die Besucher in der "Color Experience" erfahren.
Im Ausstellungsraum "Remade Materials", präsentierte der Theme Park Produkte aus Recyclingverfahren und natürlichen Materialien.
Robuste Begleiter für moderne Nomaden: Materialien ohne Schnörkel und komplexe Details bei "Adapt und Assemble".